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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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vorhin nicht zurückgehalten hättest und Riker Hand an mich gelegt hätte …«
    »Hätte Raphael rot gesehen.«
    »Sam war bloß der Köder?« Ihr wurde ganz übel bei diesem Gedanken.
    »Wenn diese Falle zugeschnappt wäre, dann wären gleich zwei Erzengel aus dem Verkehr gezogen worden.«
    Ein geschwächter Kader stünde Machtspielen offen, die möglicherweise einen Soziopathen in den Rang eines Erzengels befördern würden. »Ich muss das Gelände hier absuchen«, sagte Elena und bemühte sich, nicht so sehr an diese scheußliche Tat zu denken, an Sams Blut an ihren Händen und Kleidern, bei dessen Anblick sich ihr der Magen umgedreht hatte. »Vielleicht ist der Vampir zu Fuß getürmt.«
    Illium zog sein Schwert. »Dann mal los!«
    Michaelas Vampire rochen nach allem Möglichen: Nelken und Eukalyptus, Burgunder und Erde, die Basisnoten waren so verschieden wie Sandelholz und Kirschpraline. Aber nicht die Spur von Südfrüchten, von in Schokolade getauchter Orange. »Nichts«, sagte sie gute dreißig Minuten später, nachdem sie alles im Umkreis von hundert Metern rund um das Haus abgesucht hatte; sie war sich ihrer stummen Zuschauer durchaus bewusst.
    Ein paar Vampire hatten sich gezeigt, waren Elena mit funkelnden Augen gefolgt. Einer hatte sie sogar angelächelt. In diesem Moment war sie mehr als froh gewesen, bis an die Zähne bewaffnet zu sein.
    »Willst du dir die Sache noch einmal aus der Luft ansehen?«
    »Ja.« Doch setzte sie nicht mehr viel Hoffnung darauf, zu viel Zeit war mittlerweile verstrichen.
    Mehrmals flog Illium sie über die Anlage, aber Elena brach resigniert ab. »Nichts.« Sie schwiegen, bis Illium vor einem flachen weißen Gebäude landete, das sich harmonisch in die schneebedeckte Winterlandschaft einfügte. »Ist das ein Krankenhaus?«
    Illium nickte kurz. »Ja, das Medica.«
    Mit großen Schritten stürmte sie hinein … und fiel beinahe über die Schwelle ins Nichts. Illium erwischte sie gerade noch an ihren herumrudernden Armen. »Verdammt«, murmelte sie, ihr Herz raste. »Ab sofort werde ich immer daran denken!«
    »Mit der Zeit wird es dir zur zweiten Natur.«
    Elena rieb sich die Stirn und blickte dann nach unten. Flügel war alles, was sie sah, in hundert verschiedenen Schattierungen und tausend einmaligen Zeichnungen. Und noch immer konnte sie den Boden dieses höhlenartigen Baus nicht erkennen – also musste mehr als drei Viertel davon unter der Erde liegen. »Ist das hier der Wartesaal?«
    »Sie sind alle Sams wegen gekommen«, sagte Illium und schlang seine muskulösen und mittlerweile vertrauten Arme wärmend um sie. »Komm, ich bringe dich hin.«
    Das wird nicht nötig sein. Elena spürte, wie ihr Erzengel sie von der Schwelle hob, sie presste ihre Hände gegen seine Brust, während sie durch das Heer von Flügeln abwärtsschwirrten, bis sie schließlich zu einem großen, freien Platz auf dem Grund gelangten. »Konntest du die Spur des Vampirs noch weiter verfolgen?«
    »Nein. Es sieht so aus, als hätte ihn sein geflügelter Helfer hinein-und auch wieder herausgebracht.« Lieber konzentrierte sie sich auf die Logistik, als über den Angriff auf Sam nachzudenken. Das arme Kind musste unglaubliche Ängste ausgestanden haben. »Die Frage ist doch: Wie sind sie überhaupt in das Haus gekommen? Michaelas Sicherheitsmaßnahmen sind beeindruckend.«
    »Aber sind ihre Leute ihr auch alle treu ergeben?« Kalte Wut sprach aus seinen Worten. Sie betraten einen Bereich, in dem es absolut ruhig war. Riker mag ja ihr Geschöpf sein, aber sie hat sie noch nicht alle gezähmt. »Komm, ich möchte dir unbedingt Keir vorstellen.«
    Gerade wollte sie antworten, doch ihr blieben die Worte im Hals stecken. »Sam.« Das gläserne Zimmer vor ihr war in sanftes weißes Licht getaucht. In der Mitte eines riesigen Bettes lag der bewusstlose Sam, klein und zerbrechlich, rechts und links von ihm waren seine Flügel in feine Metallrahmen gespannt. Seine Mutter saß an seinem Bett, lehnte halb in den Armen eines männlichen Engels mit zotteligen Haaren und kräftigen Schultern. Ganz offensichtlich war Sam schwer verletzt, dennoch sah er besser aus als zu dem Zeitpunkt, als Elena ihn auf die Arme gehoben hatte. »Bilde ich mir das nur ein?«
    »Nein.« Ein Duft von Wind und Meer, frisch und klar, eine stumme Versicherung. »Schon auf dem Weg ins Medica hat er sich etwas erholt.«
    Elena ließ ihre Hand in Raphaels gleiten und drückte sie dankbar. In diesem Augenblick kam von der anderen Seite ein

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