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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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der Medizin von Blutegeln über Transfusionen zu Organtransplantationen entwickelt hat.« Nun waren sie im Wartezimmer angelangt, und Elena schlang die Arme um Raphael, damit er sie nach oben zum Ausgang brachte.
    Wie blaue Schatten schimmerten Illiums Flügel im Schnee, er hielt gerade sein Gesicht in die Flocken, die lautlos vom Nachthimmel fielen. »Das Wasser, Elli«, sagte er, »wird die Gerüche fortspülen.«
    »Verdammt!« Wasser war das Einzige, was alle Hoffnungen auf eine Spur zunichtemachen konnte. Elena ließ ein paar Flocken auf der Handfläche zergehen und versuchte optimistisch zu bleiben. »Schnee muss nicht unbedingt schlecht sein – ich habe auch schon einmal einen Vampir erfolgreich aufgespürt, gerade weil der Schnee seinen Geruch eingeschlossen hatte, statt ihn wegzuwaschen.«
    »Dann musst du dich beeilen.« Raphael umfasste ihre Taille mit beiden Händen. »Illium, Naasir glaubt im nördlichen Quadranten etwas gefunden zu haben.«
    Glühend traten Illiums Augen aus seinem kantigen Gesicht hervor. »Ich werde ihn unterstützen.«
    Während sie aufstiegen, presste Elena ihre Lippen an Raphaels Ohr und stellte ihm eine Frage, die sie schon seit Längerem im Hinterkopf hatte. »Wird Illium stärker?«
    Uram hatte ihn schwer verwundet, und er fiel in ein tiefes Heilkoma, Anshara genannt. Es war das erste Mal – und nach Anshara treten manchmal Veränderungen ein.
    »Wie stark wird er denn noch werden?«
    Nicht vorherzusagen. Sanft glitt er zu Boden, ein eisiger Wind blies ihr ins Gesicht. Wir sind jetzt in der Gegend von Sams Haus.
    »In der Luft ist gar nichts. Setz mich ab – vielleicht kann ich der Spur im Schnee folgen.«
    Aber das erwies sich ebenfalls als vergebliche Mühe. »Ganz ausweglos ist es aber nicht.« Sie blinzelte die Schneeflocken weg, die sich in ihren Wimpern verfangen hatten. »Es ist so kalt, dass der Schnee nicht zu schnell schmelzen wird. Dadurch habe ich Zeit, die Zufluchtsstätte zu durchkämmen.«
    »Wie hoch darf denn der Schnee liegen, damit du noch etwas riechen kannst?«
    »Na ja, höchstens einen Meter.«
    Raphael sah nach oben. »Heute Nacht wird der Himmel seine Pforten öffnen.«
    »Dann sollten wir wohl aufbleiben.« Elena blickte in seine aufgewühlten mitternachtsblauen Augen und hatte das unbezwingbare Verlangen, ihm zärtlich über die Wange zu streichen. »Wir werden die Ungeheuer schon finden.«
    Ihre Geste stimmte ihn nicht milder, machte ihn nicht zugänglicher. »Dass sie es gewagt haben, sich an einem Kind zu vergreifen, spricht von einer tief sitzenden Verderbtheit, die bekämpft werden muss, bevor sie noch unsere ganze Art befällt.«
    »Was ist mit Nazarach und den anderen?«
    »Sie waren die ganze Zeit zu sehen.«
    »Natürlich.«
    »Es spielt auch gar keine Rolle, ob der Drahtzieher selbst an den Taten beteiligt war – dass die anderen sich haben verführen lassen, ist das eigentliche Übel. Für die Vergehen an Noel sollen sie mit dem Tod büßen. Für die Vergehen an Sam … wäre der Tod eine Gnade.«
    Von Elenas Fingerkuppen strahlte Licht, weil sie mit Raphaels Haut in Berührung gekommen waren. Sie fürchtete seine Macht. Es wäre auch dumm von ihr, es nicht zu tun. Aber sie durfte nicht zulassen, dass er die Grenze überschritt, dass er sich von dieser Jagd in den dunklen Abgrund ziehen ließ. »Raphael.«
    »Die Schreie deiner Feinde«, murmelte Raphael und senkte die Lider, um die Kälte in seinem Blick zu verbergen, »können zu einer lieblichen Melodie werden.«
    »Tu’s nicht«, flüsterte sie, versuchte zu ihm durchzudringen. Wie er ihr einst verraten hatte, war Grausamkeit ein Zeichen von Alter und Macht. Doch sie würde ihn nicht aufgeben, ihn nicht von der Gewalttätigkeit seiner eigenen Kraft verzehren lassen. »Tu’s nicht.«
    Aber er hörte sie nicht. »Würdest du nicht auch gerne mit einem Stilett über seine Kehle fahren, Elena?« Raphaels Hand lag an ihrem Hals – sanft, sinnlich, gefährlich. »Würdest du nicht auch gerne sehen, wie er um sein Leben bettelt?«
    16
    »Manchmal wünsche ich mir genau das«, flüsterte Elena und gestand sich ihre eigenen Rachegefühle ein, »den Bastard so lange zu quälen, bis er winselnd vor mir auf dem Boden liegt und um Gnade bettelt.«
    »Aber wenn es so weit ist, hast du Mitleid.«
    »Ich habe ein menschliches Herz.« Und dieses Herz gehörte Raphael. Ohne sich um seine Hand an ihrem Hals zu sorgen, zog sie seinen Kopf zu sich herunter. Als sich ihre Lippen berührten, spürte

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