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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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muskulöse Brust, ihre Flügel rebellierten gegen die Überreizung ihrer Sinneszellen. »Riker wartet doch nur auf einen guten Grund, dich zu töten!« In Illiums Stimme mit ihrem leichten britischen Akzent hatte sich ein warnender Unterton geschlichen.
    »Gut!« Sie schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, dann wurde ihr auf einmal bewusst, dass Michaelas Lieblingsvampir nur eine Handbreit von ihr entfernt stand. Und sie hatte ihn so nahe an sich herangelassen. Der Zwang, dem Geruch zu folgen und das Kind zu finden, hatte sie für alles andere blind gemacht. »Sehr gut.«
    Illium hielt sie nach wie vor fest, bis sie sich aus seinen Armen wand und einen Schritt zur Seite tat, um mehr Abstand zu Riker zu bekommen. »Sollen wir Raphael Bescheid geben?«
    »Schon geschehen.« Augen aus sattem venezianischem Gold blickten sie an. »Er wird gleich hier sein.«
    Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen kämpfte Elena gegen das heftige Verlangen an, dem schwindenden Duft hinterherzujagen. Illium stand zwischen ihr und Riker, dessen Augen starr auf Elena geheftet waren. Ihr stellten sich die Nackenhaare hoch. Offenbar hatte Michaela den Befehl, den sie Riker einst gegeben hatte, nie zurückgenommen – sie, Elena, zu töten.
    »Du läufst zu deinem Herrn«, sagte der Vampir unerwartet. »Wie ein kleines Kind.«
    »Raphael ist mein Geliebter, nicht mein Herr.« Im selben Moment bereute sie schon, auf diese spitze Bemerkung überhaupt reagiert zu haben.
    »Glauben Sie das etwa?«, summte er in süßlich spöttischem Ton. »Alle nennen Sie nur seinen kleinen Liebling.«
    Ihr lief es kalt den Rücken hinunter, denn die Worte erinnerten sie zu sehr an das, was Raphael heute Morgen zu ihr gesagt hatte. »Wie steht es mit dem handgearbeiteten Portemonnaie Ihrer Herrin?«, fragte sie und erinnerte ihn mit diesen Worten daran, dass Michaela ihm einst die Haut vom Rücken gezogen hatte. »Passt sie auch schön darauf auf?«
    »Und wie.« Sein Ton blieb unverändert, und das war das Gruselige daran. Riker war bereits so tief gesunken, dass ihm die Misshandlungen mittlerweile schon gefielen. »Da kommt Ihr Herr.«
    Ohne auf die Provokation einzugehen, wartete sie ab, bis Raphael neben ihr stand. »Michaela ist ganz und gar nicht begeistert.« Mit diesen Worten begrüßte er sie.
    »Stört dich das etwa?«
    Wir sind in ihrem Haus, Elena. Es herrschen die Gesetze der Gastfreundschaft.
    Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen, ihre Jagdinstinkte trieben sie immer heftiger an. »Ich rieche den Vampir, der Sam geraubt hat. Die Spur führt da entlang.«
    »Dann folge ihr.« Michaela ist außer sich vor Wut, aber vor allem möchte sie erleben, wie du gedemütigt wirst.
    Dann kann sie sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. Dennoch kratzte es an ihrem Selbstwertgefühl, dass der Erzengel sich so sicher war, dass sie falschlag, denn der Vampir, der Sam entführt hatte, war eindeutig hier gewesen. Der säuerliche Geruch der Orange und die Süße der Schokolade – sie konnte es fast auf der Zunge schmecken.
    So durchdringend war der Geruch, dass sie beinahe den darunterliegenden Duft nicht bemerkt hätte.
    Verschneiter Apfel.
    15
    »Sam.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Raunen gewesen, dann rannte sie los, dieser sanfte Duft interessierte sie viel mehr als der, der sie hergeführt hatte. Am Ende des Korridors traf sie auf eine schwere, reich verzierte Holztür, die so lange gewachst worden war, bis sie wie dunkler Bernstein glänzte.
    Elena schlug mit beiden Händen an die Tür. »Er ist dahinter.«
    »Nein, ist er nicht.« Wie ein Peitschenhieb knallte Michaelas Stimme durch die Luft, als sie sich ihr näherte. Sie verkörperte wie stets die reinste Vollkommenheit. Eine wortlose Demonstration ihrer Macht. »Ich freue mich jetzt schon auf die Strafe für den völlig überflüssigen Hausfriedensbruch.«
    »Es wird keine Strafe geben«, sagte Raphael. »Sie steht unter meinem Schutz.«
    Michaela lächelte, böse und voller Genugtuung. »Aber sie akzeptiert dich nicht als ihren Herrn. Du kannst sie gar nicht beschützen.«
    Und Elena wusste, wie sehr sich Michaela wünschte, sie leiden zu sehen. Aber das spielte jetzt keine Rolle. »Öffne die Tür.«
    Mit einer lässigen Handbewegung gab sie Riker ein Zeichen. »Tu, was die Jägerin sagt.«
    Um den Körperkontakt mit Riker zu meiden, trat Elena beiseite, als der Vampir Michaelas Befehl folgte. Die Tür öffnete sich nach innen, und bis auf das fahle Mondlicht,

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