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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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erwartet.«
    Raphael hob ein Handtuch vom Boden auf, trat hinter sie und begann, ihr mit sanften, leisen Bewegungen die Flügel abzutrocknen. Zu spät bemerkte sie, dass sie ihm ihren entblößten Rücken zugewandt hatte, da sie ihr Handtuch ja an die Brust drückte.
    »Dein ganzer Rücken ist blau.« Er strich ihr das Haar über die Schulter und küsste ihren zarten Nacken.
    Ein Schauder durchrieselte sie, und sie versuchte, die Flügel zu heben, um sich das Handtuch umzulegen.
    »Nein.« Mit der Hand fuhr er ihr über den ganzen Rücken bis zum Po hinunter und wieder hinauf.
    Elena stand mittlerweile schon auf Zehenspitzen, um dieser erotischen Tortur zu entkommen. »Raphael.«
    »Wirst du mir deine Geheimnisse verraten?«
    Angst und Schmerz durchzogen sie, als sie sich wieder flach auf die Füße stellte. Sie lehnte sich an ihn und ließ den Kopf an seine Brust sinken. »Manche Geheimnisse tun einfach viel zu weh.«
    Als er ihr diesmal über den Flügelbogen strich, hinterließ es bei ihr eher ein tröstendes Gefühl. »Uns bleibt die ganze Ewigkeit«, sagte er und umfing sie mit beiden Armen.
    Vor Freude tat ihr Herz einen Sprung. »Und wirst du mir während dieser Ewigkeit auch deine Geheimnisse verraten?«
    »Meine Geheimnisse habe ich schon seit mehr Sonnenaufgängen für mich behalten, als du es dir vorstellen kannst.« Er zog sie noch näher zu sich heran. »Aber vor dir habe ich ja auch noch nie eine Jägerin mein Eigen genannt.«
    Einer Fährte hier in der Zufluchtsstätte zu folgen war etwas völlig Neues für Elena. Das lag nicht nur daran, dass sie nun auch Engel wittern konnte – die neue Fähigkeit kam und ging, die neuen Gerüche jedoch blieben ihr im Gedächtnis haften –, sondern vor allem daran, dass sie auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. »Man sollte meinen, sie hätten noch nie zuvor eine Jägerin gesehen«, grummelte sie kaum hörbar.
    Illium lief neben ihr her, auch in seinen Augen spiegelte sich lebhaftes Interesse, und er verstand ihre Worte als Frage. »Für die meisten von ihnen trifft das auch zu.«
    »Offensichtlich.« Elena legte die Stirn in Falten, als sie undeutlich einen Geruch wahrnahm, der aber zu weit entfernt war, um ihn in seine einzelnen Bestandteile zerlegen zu können. »Vielleicht wollen sie dich auch nur mal anschauen.« Mit nacktem Oberkörper und der Muskulatur eines Mannes, der seinen Körper zu beherrschen wusste, sah Illium, wie Sara es so schön nannte, »zum Anbeißen« aus.
    Verschmitzt lächelte er sie an. »Deine Flügel schleifen im Schnee.«
    Beim Umschauen entdeckte Elena, dass die weißen Spitzen schon mit einer Eisschicht überzogen waren. »Kein Wunder, dass sie sich taub anfühlen.« Während sie die Flügel wieder hinter dem Rücken faltete, bemerkte sie, dass sie an eine der großen Durchgangsstraßen gelangt waren. Hier herrschte geschäftiges Treiben, doch es lagen auch Spannung und Ärger in der Luft. »Kennen alle Vampire diesen Ort?«
    »Nein, nur die Vertrauenswürdigsten.«
    Dadurch wurde der Angriff auf Sam nur noch ungeheuerlicher. Aber es war ja bereits bekannt, dass der Vampir nur ein Mittel zum Zweck gewesen war. Auf den Engel kam es an, und der würde einen sehr schmerzhaften Tod sterben – die Unsterblichen hatten viel Zeit gehabt, Foltermethoden zu ersinnen. Vage nahm sie einen Zitronengeruch wahr, bog links in ein Viertel ein, das vor neugierigen Engelsblicken verborgen war. »Gibt es in dieser Gegend hier Orangenhaine?«
    »Nein, die liegen in dem Herrschaftsgebiet von Astaad und Favashi.«
    Schokolade. Apfelsine. Schwach. Sehr schwach.
    Elena ließ sich auf ein Knie fallen und schob den Schnee mit der bloßen Hand beiseite. Solange sie die Kälte noch spürte, bestand keine Gefahr, sich Erfrierungen zu holen, so hatte sie es gelernt.
    »Ich kann für dich graben«, erbot sich Illium. Er ging vor ihr in die Hocke, und als er sich vorbeugte, berührten sich beinahe ihre Köpfe. Eine seiner Federn schwebte zu Boden und bildete einen exotischen Kontrast zu dem unberührten Weiß. »Soll ich?«
    Elena schüttelte den Kopf. »Ich muss den Schnee Schicht für Schicht abtragen, falls sein …« Ihre Finger scharrten über etwas Kälteres und Härteres als Schnee. »Fühlt sich an wie ein Anhänger oder eine Münze.« Sie klopfte den Schnee ab, die Flocken schmolzen auf ihrer Haut, und hielt den Gegenstand in die Sonne.
    Ihr stockte der Atem.
    »Das ist Lijuans Symbol«, sagte Illium mit leiser, harter Stimme. Im Nu hatte sich ihre

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