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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Geliebte geworden war, war sein Wille, sie ganz zu besitzen, immer stärker geworden. Und er wusste, dass es noch weitergehen würde. Denn in all den Jahrhunderten hatte er noch nie eine Geliebte gehabt, die er in jeder Hinsicht besitzen wollte. Für Elena würde er morden, plündern, jeden zerfleischen, der sie ihm wegnehmen wollte.
    Und niemals würde er sie gehen lassen … auch nicht, wenn sie ihn darum anflehen würde.
    Er stand auf und trat auf den Balkon hinaus, sacht schloss er die Türen hinter sich. Es hatte aufgehört zu schneien, und die Zufluchtsstätte lag in weißer Unschuld vor ihm. Gib gut auf sie acht, sagte er zu dem Engel, der oben am Himmel seine Kreise zog.
    Und sofort antwortete Galen ihm. Ich werde nichts an sie heranlassen.
    Auch wenn Galen nicht hundertprozentig von Elena überzeugt war, hatte der Engel ihm dennoch sein Wort gegeben – und niemand der Sieben würde Raphael je hintergehen. Senkrecht schoss er in die Höhe und berührte dabei kurz Elenas ruhenden Geist – nachdem sie ein Jahr lang in einem Schlaf gelegen hatte, den er nicht hatte durchdringen können, war ihm diese Handlung zu einer unentbehrlichen Gewohnheit geworden.
    Unendlich lang kam ihm die Stille damals vor. Unerbittlich.
    Heute spürte er ihre Erschöpfung, friedlich ruhte ihr Geist in sich und wurde nicht wie so oft von Albträumen geplagt. Raphael zog sich aus ihrem Geist zurück und überließ sie ihrem Schlummer, flog durch die eiskalte Luft in Richtung Medica. Als er gerade hoch über Keirs Domizil zum Senkflug ansetzen wollte, spürte er, wie sich ein anderer Geist nach ihm ausstreckte.
    Michaela.
    17
    Nur Sekunden später kam der weibliche Erzengel in Sicht, kupferfarben schimmerten seine Flügel gegen den allmählich heller werdenden grauen Himmel. Raphael wartete, bis Michaela vor ihm in der Luft auf ihn wartete. »Was ist mit dem Jungen?«, fragte sie mit gequälter Stimme, die Elena gewiss mit Mitleid erfüllt hätte.
    Er hingegen war älter, gefühlloser. Und er hatte erlebt, wie Michaela aus einer Laune heraus Leben nahm, mit Männern und Engeln spielte, als wären es bloß Schachfiguren. Aber in diesem Fall … hatte sie ein Recht auf die Wahrheit. »Er wird wieder gesund.«
    Ein Schauder ging durch Michaelas Körper, der so schön war, dass er aus Königen Narren gemacht und zum Tod eines Erzengels geführt hatte. Neha mochte die Königin der Schlangen sein, aber Raphael hegte nicht den geringsten Zweifel, dass es Michaela gewesen war, die Uram mit ihrem giftigen Geflüster angespornt hatte, bis es keine Umkehr mehr gab.
    »Hat deine Jägerin«, fragte Michaela und machte kein Hehl aus ihrer Abneigung, »die Spur verfolgen können?«
    »Nicht unter all dem Schnee. Alles deutet darauf hin, dass der Vampir Hilfe von einem Engel hatte.« Wenn diese Information durchsickerte, dann wäre es mit der Eintracht in der Zufluchtsstätte ein für alle Mal vorbei. »Du musst deine Leute unter die Lupe nehmen.«
    Ihre Miene versteinerte sich, messerscharf trat ihr Kiefer unter der Haut hervor. »Oh, das werde ich.« Es entstand eine Pause. Selbst im Dämmerlicht konnte er ihren bohrenden Blick sehen. »Du glaubst, meine Leute seien nicht loyal?«
    »Was ich glaube oder nicht, spielt keine Rolle.« Angst allein, zumal eine, die auf unberechenbarer Launenhaftigkeit beruhte, war keine Garantie für Loyalität, das wusste er. »Ich muss jetzt gehen. Sobald Elena wach ist, wird sie den Mann weiterverfolgen.«
    »Sie bleibt so schwach wie ein Mensch.«
    »Auf Wiedersehen, Michaela!« Wenn sie Elena für schwach hielt, sollte sie es nur tun.
    Lautlos landete er vor dem Medico, wirbelte kaum Schnee auf. Alles wirkte ruhig und verlassen, doch sobald die Sonne aufging, würden Engel und Vampire in Scharen zurückkehren, um sich zu vergewissern, dass Sam noch lebte, dass sein Herz noch schlug.
    Bis dahin würde Raphael selbst über ihn wachen.
    Elena erwachte mit der Gewissheit, dass sie in den Armen des Erzengels lag, dicke goldene Sonnenstrahlen durchzogen das Zimmer. »Wie spät ist es?«
    »Du hast nur ein paar Stunden geschlafen«, beruhigte sie Raphael, dabei strich ihr sein Atem sanft über den Nacken. »Fühlst du dich kräftig genug, um die Suche wieder aufzunehmen?«
    »Oh, die Suche findet auf jeden Fall statt«, sagte sie, und für einen kurzen Moment genoss sie seine aufregende Hitze. »Die Frage ist nur, wie schnell ich vorankomme.« Sie holte einmal tief Luft und erhob sich mühsam aus dem Bett, die Flügel

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