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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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»Wirklich?« Ein tiefes Lächeln malte sich auf ihrem Gesicht. »Wirst du es mir beibringen?«
    »Selbstverständlich.« Ihr Leben würde er niemand anderem anvertrauen. Er zog das Hemd aus und reichte es ihr.
    Sie streifte es über und krempelte die Ärmel auf. Natürlich war es ihr viel zu groß, aber sie ließ einfach die Zipfel über der Hose hängen. Als er dazu eine Bemerkung machte, färbten sich ihre Wangen rosa. »Es beruhigt mich, okay? Und jetzt her mit dem dummen Geschenk.«
    22
    Ein flüchtiges Lächeln umspielte Raphaels Mund, doch er ließ ihre ungezogenen Worte kommentarlos stehen. Stattdessen begab er sich zu einem kleinen Eckschrank. Seine gut trainierten Rückenmuskeln spielten so geschmeidig unter der Haut, dass sie Elenas Blut in Wallung brachten.
    Raphaels Körper war eine Augenweide und vertrieb auch noch die letzten Reste böser Erinnerungen. Sie gesellte sich zu ihm, und als er die Schranktür öffnete, kam eine kleine schwarze Schachtel zum Vorschein, genau in der richtigen Größe und Form für ein Schmuckstück. Sie wich zurück, trat einen ganzen Schritt nach hinten und würgte hervor: »Wirf das Ding in den tiefsten Abgrund.«
    Raphael sah sie an. »Spürst du etwas?«
    »Mir treibt es Schauder über den Rücken.« Sie schlang die Arme um sich und rieb sich wärmend mit den Händen darüber, in ihrem Bauch saß ein riesiger Eisklotz. »Ich will das Ding nicht in meiner Nähe haben.«
    »Interessant.« Raphael nahm die Schachtel in die Hand. »Ich spüre überhaupt nichts, und zu dir spricht es auch ohne Blut.«
    »Rühr es nicht an«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich sag doch, wirf es weg.«
    »Das können wir nicht machen, Elena. Und das weißt du ganz genau.«
    Das wollte sie aber nicht hören. »Machtspiele. Na und? Wir bedanken uns und schicken ihr irgendeinen Tand zurück. Davon hast du doch bestimmt genug herumliegen.«
    »Das wird nicht ausreichen.« Dunkle Schatten legten sich über Raphaels Augen, Schatten wie in den frühen Morgenstunden, bevor die ersten Sonnenstrahlen den Horizont erhellen. »Das ist ein ganz besonderes Geschenk. Es ist eine Prüfung.«
    »Na und?«, sagte sie wieder. »Erzengel spielen ihre Machtspielchen. Warum zum Teufel sollte ich da mitmachen?«
    Raphael stellte die Schachtel auf seinen Schreibtisch, dabei berührten seine Flügel die ihren leicht. »Ob es dir gefällt oder nicht, indem du meine Geliebte geworden bist, hast du automatisch eingewilligt, mitzuspielen.«
    Auf ihrer Haut meinte sie tausend spindeldürre, huschende Finger zu spüren. »Können wir es denn wegwerfen, wenn ich es gesehen habe?«
    »Ja.«
    »Das wäre dann kein ungeschickter politischer Schachzug?«
    »Es wäre eine eindeutige Stellungnahme.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Komm, Jägerin. Ich brauche einen Tropfen deines Bluts.«
    »Siehst du? Gruselig!« Angewidert zog sie eins ihrer Messer hervor und stach sich in den linken Zeigefinger. »Jemand, der einem ein mit Blut zu öffnendes Geschenk schickt, verschenkt bestimmt keine Badezimmergarnituren.«
    Raphael ergriff ihre Hand und hielt sie über die Schachtel, dann drückte er ihren Finger gerade fest genug zusammen, dass ein einzelner glänzender Blutstropfen hervorquoll. Einen Moment lang hing er noch an ihrer Haut, als würde auch er die Berührung mit der Samtschachtel scheuen, bis er schließlich mit einem sanften Laut darauffiel. Die Schachtel schien sich nach dem Blut zu verzehren, das unersättliche Schwarz schmachtete nach dem Lebendigen. Mit den Fingern hielt sie das Messer fest umklammert. »Ich möchte wirklich nicht auf diesen Ball gehen.«
    Raphael küsste ihre Fingerspitze, bevor er ihre Hand wieder losließ. »Soll ich es für dich aufmachen?«
    »Ja.« Sie wollte das Ding auf keinen Fall anfassen.
    Er klappte es auf. Zunächst konnte sie nichts erkennen, weil seine Hand ihr die Sicht versperrte, aber als er sie wegnahm …
    Ihr wurde schlecht. Sie ließ das Messer fallen, drehte sich blitzschnell um und schoss auf eine Tür zu, von der sie hoffte, dass es die Toilette war. Erleichtert wankte sie in den gekachelten Raum, ein übermächtiger Würgereiz drohte sie zu zerreißen. Sie hängte den Kopf über die Schüssel und erbrach sich so lange und so heftig, dass sie das Gefühl hatte, auch Teile ihres Magens seien mit dabei gewesen.
    Irgendwann wurde ihr bewusst, dass Raphael neben ihr kniete und ihr das Haar aus dem Gesicht hielt, seine ausgebreiteten Flügel umgaben sie

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