Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
kurz. »Wir bringen das hier später zu Ende. Ich werde im Turm gebraucht .«
    Als sie nebeneinanderher gingen und sich ihre Flügel berührten, tat sie einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen. »Gibt es irgendwelche neuen Informationen darüber, wo deine Mutter sein könnte ?« Sie hob ihr Handy vom Boden auf, wo sie es vor dem Training hingelegt hatte, und stellte fest, dass sie eine SMS erhalten hatte.
    »Bisher noch nicht .« Kurz angebunden. »Wenn wir sie nicht wecken, bevor sie bereit ist, wird sie von selbst und mit ihrer ganzen Kraft erwachen .«
    Sie brauchten nicht auszusprechen, was geschehen würde, wenn sie so geisteskrank erwachte, wie sie sich zum Schlafen niedergelegt hatte.
    »Wirst du mir mehr von ihr erzählen ?« Calianes Verschwinden hatte sicherlich ebenso seine Spuren in ihm hinterlassen wie der Tod ihrer Mutter in ihr.
    »Die Erinnerungen sind alt, sie werden zur richtigen Zeit wieder an die Oberfläche kommen .« Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. »Was machst du heute ?«
    »Ich werde den Parfümeur aufsuchen, von dem ich dir erzählt habe .« Sie hatte nicht vor, ihren Erzengel mit diesen Erinnerungen allein fertigwerden zu lassen, wenn sie hochkamen, doch sie hatten beide einen anstrengenden Morgen gehabt, also ließ sie es fürs Erste gut sein. »Weißt du, wie schwierig es ist, diese spezielle schwarze Orchidee aufzutreiben? Ich habe ihn gleich darum gebeten, als ich aus Boston zurückkam, und er hat sie erst jetzt bekommen .« Sie hob ihr Handy hoch.
    »Ah. Du suchst die Essenz .«
    »Ich will alle Duftnoten kennen und sicher sein, dass mir nichts entgeht « , sagte sie, während sie ihre Waffen reinigten und in einem Schrank auf der Rückseite des Hauses verstauten. »Erzengel ?«
    Seine Augen waren kristallklares Blau, als er sich zu ihr umdrehte. »Was wünschst du von mir, Gildenjägerin ?«
    »Einen Abschiedskuss .«
    Anderthalb Stunden später verließ Elena den von außen heruntergekommen aussehenden Laden, in dem der beste Parfümeur der Stadt wirkte – den winzigen Flakon mit der Essenz in mehrere Lagen Polstermaterial gewickelt und in eine kleine Schachtel gepackt –, und musste feststellen, dass halb New York offenbar plötzlich etwas in der Bronx zu erledigen hatte. Zwar kam ihr niemand zu nahe, als sie die Straße hinunterging, doch sie konnte das Flüstern hören, das sich wie eine Druckwelle hinter ihr sammelte.
    EswardasersteMal,wieihrauffiel,dasssielängereZeitdraußenaufderStraßewar.KeinWunder,dassallesieanstarrten.DiegründlicheMusterungwarihrunbehaglich,dochsiewarverständlich – dieMenschenbrauchtenZeit,umsichansiezugewöhnen,unddafürmusstensiesiesehenkönnen.SolangesieaufDistanzblieben,machtensieElenanichtallzunervös.
    Sie hatte in der Gleichung jedoch eine einfache Sache übersehen – die Ehrfurcht, die die meisten davon abhielt, sich einem Engel zu nähern, war in ihrem Fall beinahe null. Sie war einst sterblich gewesen, eine der ihren. Und so folgten die Menschen ihr in einer immer größer werdenden Menge. »Verdammt « , murmelte sie vor sich hin.
    Du wirst mich rufen. Kein Zögern, kein Nachdenken, kein Warten bis zum letzten möglichen Augenblick. Wenn du in Gefahr bist, wirst du mich sofort rufen.
    Sie schätzte die Situation aus den Augenwinkeln ab, sah das Staunen auf diesen neugierig glänzenden Gesichtern und wusste, dass niemand ihr etwas zuleide tun wollte. Doch es waren zu viele. Wenn einer versuchte, ihre Flügel zu berühren, würde es der Nächste und der danach auch tun. Sie würden sie in ihrem Eifer in Grund und Boden stampfen. Ich brauche dich.
    Sie spürte den Wind und den Regen. Wo bist du, Elena? Als sie ihm den Ort nannte, antwortete er: Ich bin nur wenige Minuten von dir entfernt.
    Ein merkwürdiges Gemisch aus Erleichterung und Frustration wälzte sich in ihrem Bauch. Wahrscheinlich reagiere ich übertrieben. Es war ihre Heimat, es waren ihre Leute – sie hasste es, sich einzugestehen, dass beides inzwischen für sie verloren war. Als ihr dieser furchtbare, schmerzhafte Gedanke durch den Kopf ging, ließ sie ein Messer in ihre Hand fallen und fing an, es spielerisch und scheinbar geistesabwesend zwischen den Fingern kreisen zu lassen.
    Die Menge zögerte und fiel einen Schritt zurück, als der Stahl das Licht reflektierte.
    Gut, dachte sie. Sie mussten daran erinnert werden, dass sie nicht einfach eine Frau mit Flügeln war. Sie war als Jägerin geboren, wurde, ohne mit der Wimper zu zucken, mit Vampiren

Weitere Kostenlose Bücher