Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
deinen Freunden kommen werden, um deinen Schwestern etwas anzutun ?«
Sie zuckte zusammen. »Sie stehen unter ständigem Schutz .«
Jeffrey sah sie nicht an. »Ich werde dafür sorgen, dass öffentlich bekannt wird, dass du kein willkommenes Mitglied dieser Familie bist .«
Es war eine geschickte Vorsichtsmaßnahme, doch es brannte, als würde ihr ein Schürhaken durchs Herz gestoßen. »In Ordnung .« Ihre Stimme stockte, doch sie ließ nicht zu, dass sie brach. Vor diesem Mann, der nicht mehr derselbe sein konnte wie der, der vor fast zwanzig Jahren im Krankenhaus ihre Hand gehalten hatte, würde sie keine Schwäche zeigen. »Ich achte darauf, dass alle Treffen mit Eve ab jetzt nur noch in der Gilde stattfinden. So hat niemand einen Grund, sich über meine Anwesenheit hier den Kopf zu zerbrechen .«
Jeffrey schwieg.
Elena drehte sich um und wollte gehen.
»Elieanora .«
Sie verharrte mit der Hand auf dem Türgriff. »Ja ?«
»Von all meinen Kindern bist du mir immer am ähnlichsten gewesen .«
Jede Faser ihres Körpers sträubte sich gegen diesen Gedanken, als sie das Haus verließ, ohne sich noch einmal umzusehen. Raphael war noch da und zog sie hinauf in den Himmel, bis sie hoch genug war, um selbst zu fliegen. Und dann flogen sie, während Elena versuchte, die Worte ihres Vaters unter einem Berg aus ungeklärten Fragen zu vergraben.
Elena.
Ich bin überhaupt nicht wie er! Ich würde meinen Kindern niemals antun, was er seinen antut.
Raphael stimmte nicht sofort zu, und als er sprach, waren seine Worte nicht das, was sie gern gehört hätte. Ihr habt beide überlebt, Elena. Ihr habt dazu unterschiedliche Methoden gewählt, aber ihr habt überlebt.
Ihre Unterlippe zitterte, und sie war so wütend über dieses Zeichen von Schwäche, dass sie daraufbiss, bis Blut kam. Er hat überlebt, indem er alle Erinnerungen an unsere Familie zerstört hat. Ich behalte sie hier. Sie schlug sich mit der Faust aufs Herz und blinzelte sich den Regen aus den Augen.
Ich verteidige deinen Vater nicht. Ich würde ihn töten, wenn du mich nicht dafür hassen würdest, aber die Sache mit seiner Geliebten spricht gegen deine Ansicht.
Elena blinzelte immer noch Regen weg … und bemerkte endlich, dass die salzigen Tropfen gar nicht vom Himmel kamen. Sie dachte an die arme Frau, die Uram bei seinem Amoklauf durch New York so übel zugerichtet hatte. Mit ihrem hellblonden Haar und der goldfarbenen Haut war sie eine blasse Kopie der schmetterlingsgleichen Schönheit ihrer Mutter gewesen … aber nicht mehr als eine Kopie. Ich kann es nicht , sagte sie mit einem schmerzhaften Klumpen in der Brust, ich kann ihn nicht auf diese Weise sehen.
Sie hatten den Turm erreicht, und Raphael wartete mit seiner Antwort bis nach der Landung. Er nahm sie in die Arme, hob wieder die Flügel, um sie vor dem strömenden Regen zu schützen, und sagte leise in ihr Ohr: »Du bist zwar Jeffreys Tochter, aber auch Marguerites .«
Elena umklammerte seinen Rücken, bohrte die Fingernägel in seine Haut und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. »Das ist es« , flüsterte sie, wobei sie fast hoffte, er würde sie durch den Sturm nicht hören. »Ich hasse ihn, weil er so ist, wie er ist … aber wenigstens ist er noch da .«
Ein einsamer roter Pumps auf den kalten, schwarz-weißen Fliesen. Ein schmaler Schatten, der an der Wand des Großen Hauses hin und her schwang. Das waren ihre letzten Erinnerungen an ihre Mutter. »Wenigstens hat er nicht aufgegeben, als es so beschissen schlimm wurde. Es war für uns alle schlimm! Aber sie hat uns verlassen, sie hat sich aus eigenem Willen dafür entschieden, uns zu verlassen .«
Ihr Erzengel sagte nichts, er schloss sie nur in seine Arme und nahm sie unter den Schutz seiner Flügel, während der Sturm erbarmungslos um sie herum tobte.
Raphael wusste, dass seine Jägerin Zeit brauchte, doch die konnte er ihr nicht geben, nicht heute. Wir müssen aufbrechen, Elena, sagte er viel zu bald. Der Himmel klart auf.
Ein Nicken an seiner Brust. »Mach dir keine Gedanken, Erzengel, es geht mir gut .«
Nein, dachte er, das tut es nicht. Doch sie würde es überleben, so, wie sie die Verluste ihrer Kindheit, Urams Gräueltaten und die überwältigende Verwandlung von einer Sterblichen zu einer Unsterblichen überlebt hatte. Komm mit.
Der Flug über den Hudson ging verhältnismäßig schnell, da sie keinen Gegenwind mehr hatten. Als sie drüben waren und sich etwas Trockenes angezogen hatten, sagte Elena: »Ich werde mal
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