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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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vorher, wird niemand irgendetwas tun können .«

30
    Als sich Elena das letzte Mal nach Japan begeben hatte, war sie auf der Spur eines Anlageberaters gewesen – eines Vampirs, der, nachdem er zehn Jahre seines Hundertjahresvertrags abgeleistet hatte, ein Leben der Muße führen wollte, und zwar mit dem Geld, das er von den Konten seiner vertrauensvollen Vampirkunden abgeschöpft hatte.
    Der Engel, der ihn unter Vertrag hatte, war »ernsthaft erbost « darüber gewesen, dass der Vampir nicht nur seinen Vertrag gebrochen, sondern darüber hinaus auch noch seine Position im Dienst eines Engels ausgenutzt hatte, um andere zu betrügen. Elena hatte den Befehl erhalten, ihn »zu töten, wenn er nicht zurückgebracht werden kann « , doch sie hatte den Dummkopf lebendig – wenn auch gelähmt – zu seinem Engel zurückgebracht.
    »Danke schön, Gildenjägerin « , hatte der Engel in ruhigem Tonfall, in dem der blanke Tod lag, gesagt, als Elena das Paket ablieferte. »Ich werde mich um seine Bestrafung kümmern .«
    Der Vampir hatte Elena leidgetan, doch der Mann hatte sich sein eigenes Grab geschaufelt, als er das Geld gestohlen hatte. »Er ist nicht tot, weißt du« , sagte sie zu Illium – der neben ihr stand und sich die Geschichte dieser Jagd anhörte. Nassir, der Vierte im Bunde, war zu einer kleinen Siedlung geflogen, die etwa eine Flugstunde entfernt lag, weil er hoffte, dort von den Anwohnern weitere Informationen zu bekommen. »Sein Engel zog es vor, ihn auf andere Weise zu bestrafen .«
    Ein sanfter Wind strich über den Berggipfel, auf dem sie standen, und umwehte die klare, reine Schönheit von Illiums Gesicht. Seine schwarzen Haare mit den blauen Spitzen lagen wie Seide auf seiner Haut. »Manchmal ist der Tod zu gnädig .«
    »Ja, aber er tat mir trotzdem leid. Es war ein Wirtschaftsdelikt .«
    Illium warf ihr einen irritierten Blick zu. »In der Menschenwelt werden solche Verbrechen nur wenig bestraft, obwohl Hunderte darunter leiden und manche aus Verzweiflung in den Selbstmord getrieben werden, während ein Mann, der einen einzigen Menschen schlägt, als der schlimmere Kriminelle angesehen wird .«
    »Oh .« Sie starrte auf den Berg und den Wald, der sich endlos vor ihnen erstreckte. »So habe ich das noch nie gesehen .« Stirnrunzelnd bemerkte sie, dass das Dunkelgrün des Waldes nicht durchgängig war – sie konnte die typischen roten Dachziegel von etwas erkennen, das ein Tempel sein mochte.
    Raphael? Sie versuchte, keine Besorgnis in der mentalen Frage mitschwingen zu lassen. Raphael war mit ihr und Illium gelandet, hatte ihnen aufgetragen zu warten, während er die erste Erkundung vornehmen wollte, und war dann in den Wolken verschwunden. Das lag inzwischen mehr als fünfzehn Minuten zurück, und sosehr sie es auch versuchte, konnte sie seinen vertrauten Duft nach Regen nirgendwo wittern. Erzengel?
    Ein Schimmer von Gold am klaren, blauen Himmel. Sie schirmte die Augen gegen die Sonne ab und sah hoch – und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Hey, was soll das? Sprichst du nicht mehr mit mir?
    Noch immer keine Antwort. Sie beschloss, die Ruhe zu bewahren, und sah unter quälender Anspannung zu, wie er zum Dach des Tempels hinunterflog – mit kräftigen, präzisen Bewegungen, die seinen Flug mühelos erscheinen ließen. »Er ist der wundervollste Mann, den ich je gesehen habe .« Die Worte brachen einfach aus ihr heraus.
    »Das trifft mich, Ellie .«
    Sie verzog die Mundwinkel, wandte den Blick jedoch nicht von Raphael, der nun den Tempel umkreiste, bevor er sich auf den Rückweg zu ihnen machte. »Oh, aber du bist mit Sicherheit der hübscheste .« Mit seinen goldenen Augen und den blauen Flügeln war Illium beinahe schon zu schön, und manchmal glaubte sie, dass er es tatsächlich war. Welche Frau würde es wagen, sich an seiner Seite sehen zu lassen?
    »Hübscher als Ransom ?« Sein Flügel streifte ihren, als er sich ihr zuwandte, um sie mit der Schulter anzustupsen.
    »Na ja, das hängt davon ab, ob eine Frau lieber Augen in der Farbe alter venezianischer Münzen mag oder Haare, die wie ein Tuch aus ebenholzfarbener Seide aussehen .« Sie hatte Ransom oft wegen seiner Haare aufgezogen, aber sie waren wirklich wunderschön.
    Ein Windstoß traf ihr Gesicht, als Raphael vor ihr zur Landung ansetzte. »Du ziehst den Farbton des Meeresrauschens vor, nicht wahr, Elena ?«
    »Das hast du also gehört, ja ?« Doch sie lächelte nicht. »Warum hast du mir vorhin nicht geantwortet, als ich dich gerufen

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