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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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dasaß und zuhörte, kam sie zu der ernüchternden Erkenntnis, dass Eve noch mit niemandem darüber gesprochen und ihre Schmerzen ganz für sich behalten hatte. Was Jeffrey anging, konnte sie das verstehen, aber Gwendolyns Liebe zu ihren Kindern war regelrecht greifbar. »Warum hast du nicht mit deiner Mutter über Betsy und Celia gesprochen ?«
    »Sie ist sowieso die ganze Zeit traurig .« Weise Worte aus dem Mund eines Kindes mit ernsten grauen Augen. »Macht es dir etwas aus, wenn ich mit dir spreche ?«
    »Nein, natürlich nicht .«
    Sie sah Elena prüfend an, in ihren Augen standen nun keine Tränen mehr. »Ich habe immer geglaubt, du wärst gemein, und dass Vater dich deshalb nie zu uns eingeladen hat .«
    Ein schmerzhafter Stich durchfuhr Elenas Herz. »Wirklich ?«
    »Ja. Aber das bist du nicht. Du bist nett .« Stürmisch schlang sie ihre kleinen, festen Arme um Elena. »Du kannst mich in meinem Haus besuchen kommen, wenn ich eins habe « , flüsterte sie ihr ins Ohr.
    Mit diesem unerwarteten Geschenk in ihrem Herzen trat Elena einige Minuten später ohne anzuklopfen in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Er stand an der geöffneten Balkontür und starrte in den Regen hinaus. Ohne zu wissen, warum sie sich nicht einfach umdrehte und wieder ging, schloss sie die Tür hinter sich und durchquerte das Zimmer, um sich ihm gegenüber an die Balkontür zu lehnen.
    Draußen fiel der Regen in silbernen Bahnen vom Himmel und verwischte die Welt. Sie wusste nicht, ob es an dem Gespräch mit Gwendolyn oder an etwas anderem lag, doch sie öffnete den Mund: »Mama hat den Regen geliebt .«
    »Komm, Chérie, tanz mit deiner Mama .«
    Das feuchte, matschige Gefühl von Erde zwischen ihren Zehen, ihre Brust drohte vor Kichern zu platzen, als sie mit Beth nach draußen rannte. »Mama ! «
    Mit süßem, sorglosem Lachen wirbelte Marguerite durch den Regen, ihr Rock umwehte sie in ungewöhnlichen Farben.
    »Mama. Schön .« Beths sanfte Stimme, ihre Hand schloss sich um die Elenas, und sie sprangen in die Pfützen, in deren Mitte sich die Gestalt ihrer Mutter drehte.
    »Ja .« Das Wort klang wie abgeschnitten. »Sie mochte den Regen, aber im Sturm konnte sie nicht überleben .«
    Verblüfft, dass Jeffrey tatsächlich geantwortet hatte, wusste sie nicht, was sie tun oder sagen sollte. Sie fuhr sich mit der Faust über die Brust, als könne sie mit dieser Geste den viele Jahre alten Schmerz wegreiben. »Sie war nicht stark. Nicht wie du .« Marguerite war das Licht und das Lachen gewesen, das Lauffeuer in ihrem Leben.
    Ein bitteres Lachen. »Das hätte sie auch nicht sein müssen, wenn ich an diesem Tag da gewesen wäre .«
    Diese Unterhaltung verlief ganz anders, als sie erwartet hatte, und sie bekam Angst, fühlte sich verloren und wieder wie ein Kind. Sie hielt sich am Türrahmen fest und dachte an jenen schicksalhaften Tag zurück, als alles in Stücke gegangen war. Sie erinnerte sich daran, dass ihr Daddy nicht da gewesen war. »Du warst unterwegs, um Beth von einer Freundin abzuholen, bei der sie übernachtet hatte .« Sie war immer dankbar dafür gewesen, dass das Schicksal so gnädig gewesen war, ihrer Schwester den Besuch des Schlächters zu ersparen.
    Ein kalter, grauer Blick hinter hellen Brillengläsern. »Ich hatte einen Streit mit Marguerite und war weggegangen, um den Kopf freizubekommen. Deshalb hatte ich deine Schwester später als geplant abgeholt .«
    Elenas ganze Welt begann sich um sie zu drehen.
    »Wir hatten einen Streit, weil ich fand, sie sei zu flatterhaft. Sie sollte die Ehefrau eines Geschäftsmannes sein … «
    »… obwohl sie eigentlich ein Schmetterling war « , flüsterte Elena. Sie wusste, dass er seine erste Frau trotz dieser schroffen Worte geliebt hatte, sie so sehr geliebt hatte, wie er nie wieder jemanden lieben konnte.
    »Liebling, dieser Kuchen sieht köstlich aus .«
    Marguerite lachte und griff nach Jeffreys seriöser Krawatte, um ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich hinunterzuziehen. »Der Kuchen sieht scheußlich aus, und das weißt du, mon mari .«
    Ein Lächeln, das ihren Vater zum schönsten Mann der Welt machte. »Ja, aber die Köchin ist definitiv köstlich .«
    Gerade als dieses Erinnerungsbruchstück von irgendeinem geheimen, verborgenen Ort ungebeten in ihre Gedanken trat, richtete sich Jeffrey auf und schob die Hände in die Taschen seiner Anzughose. Noch bevor er sprach, wusste sie, dass der Augenblick vorüber war. »Bist du gekommen, um mir zu sagen, dass noch mehr von

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