Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
Schlange um ihren Hals gerollt. »Du hast recht « , murmelte sie. »Aber du hast dazu beigetragen, dass mir etwas genommen wurde, das ich liebte .«
»Und deshalb möchtest du mir das nehmen, was ich liebe ?« So klug und so bösartig, dachte er, geradeso wie die Schlangen, die sie als Haustiere hielt.
»Deine Jägerin ist sicherlich nicht besonders erfreut darüber, dass sie durch eure Verbindung alle, die sie liebt, in Lebensgefahr gebracht hat .« Sie strich mit den Fingern über die schimmernde Haut der Kobra, während sie ihren Anteil an den Morden in der Schule zugab, dabei sah sie ihn aus ihren zutiefst braunen Augen an, Augen, die keine Anzeichen von Wahnsinn zeigten. »Und was den anderen angeht … Betrug ist immer eine bittere Pille. Er war schwach, es war lächerlich einfach, seinen Willen zu brechen und ihn zu beherrschen .«
Raphael hatte bereits Dmitri und Venom mit der Aufgabe betraut, sich zu vergewissern, dass Neha keine weiteren falschen Schlangen in ihre Mitte geschmuggelt hatte. »Warum wurde er getötet ?«
Neha hob die Schulter zu einem eleganten Achselzucken. »Er könnte etwas gewusst haben, obwohl sich das inzwischen erübrigt hat. Als Werkzeug war er nicht besonders nützlich – und ich bin sicher, dass er es als Akt der Gnade betrachtet hat. Er hätte die Bestrafung niemals überstanden, ohne wahnsinnig zu werden .«
Vielleicht. Aber Raphael war sich ziemlich sicher, dass er sich nicht diese Art zum Sterben ausgesucht hätte, bei der ihm die inneren Organe bei lebendigem Leib herausgerissen wurden. »Du weißt, dass es ein Gräuel war, was Anoushka getan hat .« Nehas Tochter war an einem Angriff auf ein Kind beteiligt gewesen. Dieses Vergehen gehörte zu den größten Tabus, die es unter Engeln gab.
»Ich bin eine Mutter, Raphael .« Pause. Ein Augenblick bohrenden Schmerzes. »Ich war eine Mutter .«
»Undjetztmöchtestdu,dassandereMütterdenselbenSchmerzempfinden ?« NehagehörtezudenwenigenimKader,diedieKindervonSterblichenstetsalswertvollangesehenhatten.
Ein langsamer Augenaufschlag, kalt und düster. Sie starrte ihn mit einem Blick an, der schon so manch geringeren Engel weichgekocht hatte. »Ich glaube, in Kürze wirst du weit größere Sorgen als die um meine harmlosen Spielchen haben .«
Raphael schwieg.
Lächelnd streckte Neha die Hand aus dem Bildbereich, und als sie wieder auftauchte, hielt sie zwischen ihren eleganten Fingern eine schwarze Orchidee. »Ich dachte, das wäre eine nette Anspielung meinerseits .« Sie strich mit den ebenholzfarbenen Blütenblättern über die Haut der Kobra. »Es wird mir eine Freude sein, dich zu beobachten, wenn sie aufersteht. Sie hat dich weit entfernt von jeder Zivilisation schwer verletzt und hilflos auf einem Feld zurückgelassen, nicht wahr ?«
Da er mit diesem Angriff gerechnet hatte, reagierte er nicht. »Neha « , sagte er sanft, »ich werde dir deine Übertretungen nicht vergelten, weil du ein Kind verloren hast – aber ich werde sie auch nicht vergeben. Spiel nie wieder deine Spielchen in meinem Territorium .«
Neha lachte, ein bitteres, zischendes Geräusch. »Was könntest du mir antun, Raphael? Ich habe schon verloren, was mir am wichtigsten war .«
»Lüge « , murmelte er und wartete, bis sie aufgehört hatte zu lachen, bevor er ihr den Gnadenstoß versetzte. »Es würde dir nicht gefallen, deine Macht zu verlieren .«
Nehas Gesicht wurde ausdruckslos und hart. »Du bist arrogant genug zu denken, du könntest Einfluss auf meine Herrschaft nehmen ?«
»Vergiss niemals, dass ich derjenige war, der Uram hingerichtet hat, als es notwendig war .« Es hatte etwas in ihm zerstört, einem anderen Erzengel das Leben zu nehmen, doch Uram hatte sich in ein Monster verwandelt und musste daran gehindert werden, die Erde zu verwüsten. »Vergiss niemals, was und wer ich bin, Neha .«
Der Erzengel von Indien hielt seinem Blick für einen langen, sehr langen Augenblick stand. »Vielleicht hat dich deine Sterbliche doch nicht verändert .«
Raphael erwiderte nichts darauf und beendete das Gespräch, doch als er aufstand, um zu seiner Jägerin hinaufzugehen, wusste er, dass Neha unrecht hatte. Elena hatte etwas Grundlegendes in ihm verändert. Wartest du auf mich, Hbeebti? , fragte er, als er ihre Gedanken berührte und sie noch wach vorfand.
Ohne dich ist das Bett so kalt.
Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer und wusste in diesem Moment, dass er niemals wieder zu dem Leben würde zurückkehren können, das er vor ihr
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