Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
sich Eiswasser über ihre Sinne. Denn sie bedeutete, dass er es wusste. Jeffrey wusste, dass Slater Patalis Elenas wegen zu ihrer kleine Familie gekommen war. Ein Teil von ihr, der Teil, in dem das verlassene, verletzte Mädchen lebte, das sie einst gewesen war, hatte gehofft, er wisse es nicht, hatte gehofft, es gebe doch noch eine Chance auf eine Beziehung zwischen ihnen, aber wenn er es wusste … »Nein « , flüsterte sie heiser. »Wir haben den Vampir gefasst, der Celia und Betsy ermordet hat. Er war nicht wie Slater .«
»Wir sprechen diesen Namen nicht aus, Elena .« Die Worte fest wie Stahl. »Begreifst du das ?«
Jetzt drehte Elena sich zu ihm um. »Ja .« Sie konnte es ihm nicht verübeln, dass er das Monster vergessen wollte. Was sie ihm aber übel nehmen konnte, war, dass er seine Töchter vergessen hatte und seine Frau ebenso. »Evelyn muss so schnell wie möglich ausgebildet werden. Ihre Fähigkeiten werden ihr Schutz vor Angriffen bieten .« Sie hielt inne und wollte sich durch die Haare fahren, bevor ihr einfiel, dass sie sie zu einem Knoten gebunden hatte. »Auch Amy sollte Unterricht in den Grundlagen der Selbstverteidigung nehmen .«
»Weil sie deinetwegen zur Zielscheibe geworden sind .«
Sie zuckte zusammen, doch sie gab nicht klein bei. »Es sind deine Töchter « , flüsterte sie. Sie musste zurückschlagen, weil es mit Jeffrey nun einmal nicht anders möglich war. Es war ein immerwährender Teufelskreis aus Schmerz und Schuldzuweisungen. »Wenn du nicht endlich ein neues Kapitel aufschlägst, gibt es da draußen mehr als einen Bewerber, der es kaum erwarten kann, dein Kind in die Finger zu bekommen .«
Jeffrey öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Einen Augenblick später drängte sich Evelyn an ihrem Vater vorbei. Sie kam nicht weit, da sich Jeffreys Hand auf ihre Schulter legte. »Evelyn .«
Die Zehnjährige hob den Blick, in ihren Augen spiegelte sich der Mann wider, der über ihr aufragte. »Ja, Vater ?«
»Vergiss nicht, wer du bist. Eine Deveraux .« Eine strenge Ermahnung.
Elena hätte am liebsten gesagt, dass es wohl kaum einen Zweifel daran gab, dass Eve eine verdammt echte Deveraux war – schließlich lag ihnen das Jagen im Blut –, doch angesichts der Ängstlichkeit, die das Mädchen so tapfer zu verbergen versuchte, hielt sie sich zurück. »Komm mit, Eve « , sagte sie stattdessen. »Lass uns miteinander reden .«
Raphael traf Jason am Himmel über Staten Island, die Wolkendecke lag unter ihnen wie dichter weißer Schaum. »Ich dachte, du hättest das Land verlassen .« Sein Meisterspion hätte eigentlich auf dem Weg nach Europa sein müssen.
»Mir ist eine unerwartete Besprechung dazwischengekommen .« Jason ging nicht näher darauf ein, und Raphael fragte nicht nach. Jason würde ihm als Meisterspion nicht viel nützen, wenn er nicht selbstständig dachte – wie die anderen seiner Sieben diente er Raphael nicht aus Pflicht, sondern aus freiem Willen.
»Ich bin heute Morgen vor Tagesanbruch zum Turm zurückgekehrt, um etwas zu holen « , fuhr Jason fort. »Und außerdem – kann ich Ihnen den Namen derjenigen nennen, die gestern Abend Ihren Mann umgebracht hat. Sie nennt sich selbst Belladonna, hat aber auch schon den Namen Oleander Graves benutzt .«
Der Name war keine Überraschung, auch nicht das Geschlecht des Mörders – weibliche Vampire trugen den gleichen Blutrausch in sich wie männliche –, die Geschwindigkeit, mit der Jason sie aufgespürt hatte, hingegen schon. »Wie hast du sie gefunden ?«
Jason stemmte die Flügel gegen einen Windstoß. »Elena wird es anhand des Geruchs bestätigen können, aber Nehas Attentäterin ist nicht so schlau, wie sie denkt. Sie hat den Tänzern im Erotique einige indiskrete Sachen erzählt, und deshalb war es ein Kinderspiel, sie mit dem Mord in Verbindung zu bringen .«
Raphael hob eine Augenbraue. »Ich wusste gar nicht, dass du Stammkunde im Erotique bist, Jason .« Es war der Club der Wahl für höherrangige Vampire, die Tänzer und Hostessen dort galten als ebenso versiert wie kultiviert.
»Illium « , gab Jason als kurze Erklärung. »Er war dort, nachdem er Venom bei der Arbeit am Tatort geholfen hatte. Als er mich heute Morgen hereinkommen sah, bat er mich, seinen Verdacht mithilfe meiner Kontakte zu bestätigen. Ich konnte auch ihren genauen Aufenthaltsort bestimmen .« Er nannte ihm das Apartmenthaus und die Nummer.
Raphael merkte sich die Adresse und schob den Gedanken an Nehas
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