Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
du Zeit für einen Trainingskampf?
Vermisst du Galen?
Düstere Worte. Der Mistkerl war gut. Aber du bist gemeiner, wenn du in der richtigen Stimmung bist.
Raphael war nicht sicher, ob ihm das gefiel. Ich würde dir niemals wehtun, Elena.
Natürlich nicht. Sie winkte im Vorbeifliegen einem jungen blonden Engel zu, der seine Beine von einem der höheren Balkone des Turms baumeln ließ. Der Mann strahlte und winkte zurück. Aber du musst dir auch keine Sorgen machen, von einem Erzengel abgeknallt zu werden, wenn du mir einen blauen Fleck verpasst. Wir können richtig hinlangen, und ich könnte ein paar schonungslose Runden ohne Regeln gut gebrauchen.
Nur sie konnte so mit ihm reden. Nur sie brachte es fertig, dass er sich so jung fühlte, wie schon seit über tausend Jahren nicht mehr. Wir werden zu Hause trainieren. Er umflog eine Gruppe von Engeln, die gerade zur Landung auf dem Dach des Turms ansetzten, und flog in Richtung Hudson voran. Und danach, sagte er, als sie den Luftraum über dem Wasser erreicht hatten, kannst du dich auf die älteste Art der Welt bei deinem Trainer bedanken.
Bei diesem sinnlichen Vorschlag breitete sich Wärme in Elenas Bauch aus, und sie wollte Raphael gerade ein bisschen provozieren, als aus dem Nichts ein stürmischer Wind aufkam, der ihre Flügel zu knicken und sie in die plötzlich tosenden Fluten des Flusses zu stürzen drohte. Raphael! Der gedankliche Schrei brach instinktiv aus ihr hervor, als sich ein seltsamer exotischer Geruch wie eine erstickende Decke über ihre Sinne legte.
Der Regen und der Wind in ihren Gedanken, Sturzregen und Sturm, der alle anderen Empfindungen verdrängte. Verzeih mir, Elena. Er übernahm die Kontrolle, überwältigte ihren Willen mit seinem eigenen und drehte ihren Körper, wie sie ihn von sich aus nie gedreht hätte, sodass sie die Flügel ausbreiten und sich wieder fangen konnte, nur Sekunden, bevor sie auf dem Wasser aufgeschlagen wäre.
Einen Sekundenbruchteil später gehörte ihr Geist wieder ihr.
Das Ganze war so schnell geschehen, dass sie nicht viel Zeit hatte, etwas anderes zu empfinden als das Adrenalin, das durch ihren Körper strömte, doch jetzt, als sie sich mit einigen Flügelschlägen wieder ins Gleichgewicht brachte, atmete sie tief durch. Damals, bei ihrer ersten Begegnung, hatte Raphael etwas zu ihr gesagt.
Ich kann dich vor mir kriechen lassen, Elena. Möchtest du wirklich, dass ich dich auf die Knie zwinge?
»Ich dachte, du könntest das nicht mehr tun « , flüsterte sie, obwohl sie wusste, dass er noch mit ihr in Verbindung stand. »Ich dachte, ich hätte jetzt Schutzschilde dagegen .«
Die hast du. Aber du musst dich konzentrieren, um sie aufrechtzuhalten. Wenn du in Panik gerätst, bist du ganz weit offen.
»Verdammt .« Sie wusste, dass er recht hatte. Sie hatte tatsächlich Panik verspürt. Fliegen war noch neu für sie – und die Angst zu fallen war so tief in ihr verwurzelt, dass es schwierig war, gerade in diesem Zustand einen logischen Gedanken zu fassen.
Raphael ließ sich auf ihre Flughöhe hinabsinken, die sie mit ihren vom Schock erstarrten Muskeln gerade so halten konnte, und flog neben ihr her, während sie sich nach Hause schleppte. Es schien ewig zu dauern, doch endlich kam sie schwankend auf dem Gelände vor dem Schlafzimmer zum Stehen. Einen Augenblick später glitt Raphael vor ihr zu Boden und hielt die zitternde Gestalt an den Armen fest.
»Danke « , sagte sie und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab, nachdem er sie losgelassen hatte. »Nicht nur für das hier .« Sie sah auf. »Für vorhin .«
Seine Augen leuchteten überrascht auf. »Ich hatte mit Wut gerechnet .«
»Ich bin nicht blöd. Stur, aber nicht blöd .« Sie richtete sich auf und stieß die Luft aus. »Es gefällt mir nicht, dass ich dir gegenüber immer noch so verwundbar bin, aber das wird sich nun mal nicht über Nacht ändern .« Sie hatte um die Ungleichheit ihrer Kräfte gewusst, als sie sich einen Erzengel zum Geliebten wählte.
»Du weißt, dass ich bis zum letzten Atemzug dagegen kämpfen würde, wenn du in einer normalen Situation versuchen würdest, mich zu etwas zu zwingen. Was über dem Wasser geschehen ist « – ihr Herz raste bei der Erinnerung an den Schrecken – »war absolut keine normale Situation .« In diesem Moment traf sie ein Windstoß, der ihr die letzten Worte von den Lippen riss und an ihren Flügeln zerrte, als wollte er sie abreißen.
Raphael zog sie schützend an sich und
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