Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
haben es getestet « , blaffte Jeffrey. »Mit Harrison und ein paar seiner Freunde. Sie kann sie wittern .«
Harrison war ein Vampir und Elenas Schwager, verheiratet mit Beth, Marguerites einziger anderen Tochter, die noch am Leben war. Die Tatsache, dass Evelyn ihn aufspüren konnte … »Du « , flüsterte Elena und starrte Jeffrey an. »Es kommt also von dir .« Er hat es gewusst, dachte sie, als sie eine undefinierbare Erregung in Jeffreys Blick aufflackern sah. In der ganzen Zeit, als er sie wegen ihrer »niederen, unmenschlichen « beruflichen Tätigkeit zurückgewiesen hatte, hatte er gewusst, dass es sein Blut war, das sie dazu gebracht hatte.
Eine Ader pulsierte an Jeffreys Schläfe, die Haut straffte sich über den aristokratischen Knochen. »Das gehört nicht in diese Unterhaltung .«
Elena lachte scharf und abgehackt. Sie konnte nichts dagegen tun. »Du Heuchler .«
Sein Kopf fuhr zu ihr herum. »Sei still, Elena. Ich bin immerhin dein Vater .«
Das Schlimme daran war, dass ein Teil von ihr noch immer das kleine Mädchen war, das ihn einst bewundert hatte. Und dieser Teil wollte gehorchen. Sie kämpfte den Drang nieder und wollte gerade kontern, da fiel ihr Blick auf Gwendolyns Gesicht. Sie sah völlig am Boden zerstört aus, und mit einem Mal war all das, Elenas Wut auf ihren Vater, seine Wut auf sie, nicht mehr das Wichtigste. Das würde ihnen nicht weglaufen. Das hatte es seit einem Jahrzehnt nicht getan.
»Sie braucht eine Ausbildung « , sagte sie zu Gwendolyn. »Ohne die wird sie Schwierigkeiten haben, sich zu fokussieren und zu konzentrieren .« Die Kakofonie von Gerüchen in der Luft, besonders in einer Stadt, die so voll von Vampiren war wie New York, konnte geborenen Jägern schwer zu schaffen machen. Elena hatte sich selbst beibringen müssen, den unablässigen »Lärm « herauszufiltern, bis sie alt genug gewesen war, um sich ohne elterliche Erlaubnis der Gilde anzuschließen. Doch es war ein schmerzhafter und einsamer Weg gewesen. Ein Weg, den Evelyn nicht auch noch gehen musste. »Ihr müsst sie bei der Gilde-Akademie anmeld …«
»Nein !« Jeffreys Stimme war starr vor unterdrücktem Zorn. »Ich werde nicht zulassen, dass noch eine meiner Töchter von denen dort verdorben wird .«
»Es ist eine Schule « , sagte Elena, wobei sie verzweifelt ihren Zorn zu beherrschen versuchte, der immer wilder an den Zügeln zerrte. »Sie haben speziell ausgebildete Lehrer .«
»Sie wirdkeine Jägerin werden .«
»Das ist sie längst, du Mistkerl !« , schrie Elena. Die vernünftige Erwachsene gab unter dem Druck der Erinnerungen nach. »Wenn du nicht aufpasst, wirst du sie auf die gleiche Weise verlieren, wie du mich verloren hast .«
Der hatte gesessen. Sie konnte es sehen.
Für sich selbst hätte sie nicht gekämpft. Aber für Evelyn drang sie weiter vor, nutzte die Gelegenheit. »Man kann sich nicht dafür oder dagegen entscheiden, ein geborener Jäger zu sein. Es ist ein grundlegender Teil der Veranlagung. Wenn du sie vor die Wahl stellst, wird sie sich wahrscheinlich für dich entscheiden .« Bevor sich Jeffrey auf diese Worte stürzen konnte, fügte sie hinzu: »Und sie wird dabei wahnsinnig werden. Wenn nicht innerhalb der nächsten paar Jahre, dann im nächsten Jahrzehnt .« Der Drang zu jagen war ein Impuls des Blutes, ein Hunger, der einen innerlich auffressen konnte, wenn man ihn einsperrte.
Gwendolyn stieß ein kurzes, ersticktes Schluchzen aus. »Jeffrey, ich will meine Tochter nicht verlieren. Du kannst deinem Kind vielleicht den Rücken kehren, aber ich nicht .« Zu Elena gewandt sagte sie: »Kannst du mir die Unterlagen über die Akademie schicken? Und vielleicht … könntest du mit Eve reden ?«
Berührt von der Mutterliebe, die die kühle, gefasste Gwendolyn in eine Löwin verwandelt hatte, nickte Elena. »Ich bin draußen im Garten, wenn du sie holen möchtest .« Sie setzte ihre Worte in die Tat um und trat hinaus in den kleinen Garten, wo sie in tiefen Atemzügen die frische Luft in ihre Lungen sog.
Hier in der Nähe des Central Parks enthielt sie Spuren von Tannen und Wasser und Pferden, doch darunter lagen das stetige Summen der Stadt, ein Hauch von Metall und das lebhafte Gewühl der Menschen.
Sie rieb sich gerade mit einer Hand die Augen, als sie plötzlich erstarrte, weil sie spürte, dass Jeffrey hinter ihr in der Tür stand. »Ist es möglich, dass der Vampir, der die Mädchen in der Schule getötet hat, von Evelyn angezogen wurde ?«
Bei dieser Frage ergoss
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