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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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hartgesottenen General hinter der höfischen Maske. Kurz darauf entschuldigte er sich, um mit einem weiblichen Engel zu sprechen, von dem Jason wusste, dass er ebenfalls zu Nehas geheimem Rat gehörte.
    »Erzähl mir etwas über ihn«, sagte Jason zu Mahiya.
    Mahiyas Antwort war ruhig, hatte jedoch einen stählernen Unterton. »Allmählich wird mir klar, dass du gern Befehle erteilst.«
    Jason dachte über ihre Worte nach, während er das faszinierende Zusammenspiel und die wechselseitigen Beziehungen der Leute untereinander im Saal beobachtete. »Du bist mir nicht ebenbürtig«, sagte er. Es war ein Test.
    Sie ballte die Hand, die er sehen konnte, zur Faust und streckte sie dann wieder. »Du brauchst Informationen über die Anwesenden, und ich habe sie.« Sie schenkte ihm ein Lächeln von solch weiblicher Komplexität, dass er sicher war, nur die Hälfte davon zu sehen und zu verstehen. »Zumindest in diesem Augenblick« – ein Schatten legte sich über ihre Augen – »halte ich die Trümpfe in der Hand.«
    Jason hatte keine Anhaltspunkte dafür, wie er mit dieser Frau umgehen sollte. Sie war nicht seine Geliebte, und doch kannte sie ihn bereits besser, als diese es je getan hatten. Eine solche Vertrautheit, dachte er, bestand in Geben und Nehmen und stetiger Balance.
    »Tanz mit mir.«
    »Ich mache Frühstück. Yavi!«
    Sein Vater schlang die Arme um die Taille seiner Mutter und wirbelte sie durch die Küche. Ihre Flügel sausten durch die Luft und wehten Jason, der auf dem Boden mit seinen Holzklötzen spielte, die Haare aus dem Gesicht.
    »Lass mich runter!« Ein lachender Befehl. »Yavi! Die Pfannkuchen brennen an.«
    Sein Vater beugte sie rückwärts über seinen Arm und forderte lächelnd einen Kuss. »Sag bitte.«
    »Erzähl mir von ihm … bitte«, sagte er zu der Frau, die schon jetzt einen Anspruch auf seine Loyalität hatte, auch wenn er vielleicht niemals mit ihr tanzen würde.
    Sie warf ihm einen weiteren undurchdringlichen Blick zu, ehe sie das Gesicht von ihm abwandte, und er hatte den Eindruck, irgendetwas verpasst zu haben; einen Augenblick, eine Emotion, die durch die Risse in ihn eindrang und ihm aus den Händen glitt … wie der abgetrennte Kopf seiner Mutter einst aus seinen Händen geglitten und auf den Boden gefallen war.
    »Es tut mir leid, Mama.«
    »Größtenteils ist Rhys das, was er zu sein scheint.« Mahiyas Stimme durchbrach das dumpfe Geräusch des Aufpralls, das Jason durch alle Zeiten hindurch verfolgte. »Er ist seit mehr als sechs Jahrhunderten mit Neha zusammen und hat keinerlei Ambitionen – außer jemand wagt es, seine Position an ihrer Seite zu gefährden.«
    »Da Eris nur dem Namen nach ihr Gemahl war, stellte er keine solche Bedrohung dar«, fügte sie hinzu, während ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf ging. »Rhys wusste, wenn die Zeit kommen würde, über Politik und Krieg, über Macht und Strategie zu sprechen, würde Neha allein seinen Rat suchen. Arav hingegen ist selbst ein sehr fähiger General und hat Nehas Soldaten in der Schlacht geführt. Darüber hinaus kennt er sich mit Engelspolitik ebenso gut aus wie Rhys.«
    In diesem Augenblick sah der Genannte auf und Neha ebenfalls. Diesmal trat der Erzengel auf Jason zu. »Ich habe dich noch nie in einem solchen Aufzug gesehen«, sagte sie in sichtlicher Anerkennung. »Raphaels Sieben sind allesamt geschickt darin, sich herauszuputzen, selbst der barbarische General.«
    »Ich werde Galen Ihre Worte ausrichten«, sagte Jason, der wusste, dass es den Waffenmeister einen feuchten Kehricht interessierte, was irgendeine Frau von ihm hielt.
    Den Blick auf Mahiya gerichtet, sagte Neha mit einer von Raureif überzogenen Stimme: »Du hast Arav nicht begrüßt.«

20
    »Wir sind uns im Hof schon begegnet.« Mahiya hielt ihre Stimme gleichmäßig ruhig, denn sie wollte Arav nicht die Befriedigung gönnen, sie straucheln zu sehen. Vielleicht kam ihr Mut daher, dass sie Jasons dunkle Stärke neben sich wusste – aber sie glaubte es nicht. Arav war jemand, bei dem sie leicht die Vernunft vergessen und sich gefährlich nahe an den Rand der Beleidigung vorwagen konnte.
    »Wer einen meiner Gäste beleidigt, beleidigt mich.«
    Vor langer Zeit hatte Neha diese Worte zu Mahiya gesagt, als sie, noch ein Kind, während der Schulferien in der Festung zu Besuch gewesen war. Sie hatte diese Besuche nie gemocht, die Zeit in der Schule bei Jessamy war die schönste ihres Lebens gewesen. Der Tadel an jenem Tag hatte nicht ihr persönlich

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