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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die ihren Paß an sich genommen hatte, sie unter Zuhilfenahme von Tunnels und Aufzügen durch Meilen und Meilen von Korridoren. Bis sie ihr Ziel erreicht hatten, taten Jaelle die an festverschnürte Stiefel gewöhnten Füße in den Sandalen weh. Sie verwarf ihre Theorie, Terraner seien faul. Wenn sie soviel herumrasen mußten, brauchten sie ihre Aufzüge und Rolltreppen vielleicht wirklich. Die nächsten Stunden waren die verwirrendsten ihres Lebens. An einer Stelle blitzten Lichter und blendeten ihre Augen, und gleich
darauf rutschte aus einem Schlitz ein beschichtetes Kärtchen mit einem Bild, auf dem Jaelle sich erst gar nicht erkannte. Es zeigte eine kleine, ernst blickende rothaarige Frau mit etwas ängstlichen Augen. Bethany sah, wie sie beim Betrachten des Bildes das Gesicht verzog, und lachte. „Oh, so sehen wir alle auf Paßfotos aus, als wären wir fürs Verbrecheralbum aufgenommen worden. Das muß an der Beleuchtung und an der Pose liegen. Du müßtest mal meins sehen!” Jaelle erwartete, jetzt werde sie es ihr zeigen, aber das tat sie nicht. Also war es wohl eine bildliche Redensart gewesen, eine soziale Geste. Dann befragte sie ein älterer Herr, rund und gutmütig, der das Darkovanische ausgezeichnet beherrschte, sie lang und breit über ihren Geburtsort („Shainsa? Wo genau liegt denn das?” wollte er wissen und brachte Jaelle tatsächlich dazu, den Weg zwischen den Trockenstädten und Thendara zu skizzieren), ihr Alter und ihr Geburtsdatum. Er bat sie mehrmals, ihren Namen zu nennen, und fand dafür eine genaue Umschreibung. Das, so meinte er, werde anderen helfen, ihn korrekt auszusprechen. Jaelle fragte sich, warum er es den anderen nicht einfach sagte oder einen dieser überall herumstehenden Stimmaufzeichner benutzte - es hatte sie sehr erschreckt, als aus einem von ihnen plötzlich ihre eigene Stimme gekommen war. Doch sie hatte gewußt, daß es hier viele ihr fremde Dinge geben würde. Einmal redete er sie mit „Mrs. Haldane” an, und als sie ihn korrigierte, lächelte er milde und meinte: „Das ist Landesbrauch, mein liebes Mädchen” Er benutzte den Ausdruck, der bei einem Darkovaner von beleidigender Intimität gewesen wäre, auf so väterliche Art, daß er Jaelles Sympathie gewann, statt bei ihr Anstoß zu erregen. „Vergessen Sie nicht, junge Frau, Sie befinden sich jetzt unter terranischen Barbaren, und Sie müssen uns unsere Stammesbräuche zugestehen. Es ist einfacher für die Akten. Sie teilen sich die Wohnung mit Haldane, nicht wahr? Na, da haben Sie es”
„Ja, aber ich bin eine Entsagende, und bei uns ist es nicht Brauch, den Namen des Mannes zu tragen…”
„Wie ich sagte, es ist unser Brauch”, antwortete der Mann. „Gibt es bei Ihnen ein Sprichwort des Sinnes: Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie ein Römer.”
„Wer waren die Römer?”
„Gott weiß es; ich weiß es nicht. Irgendein altes territoriales Volk, könnte ich mir vorstellen. Es ließe sich übersetzen: Wenn du unter Barbaren lebst, folge ihren Bräuchen, so gut du kannst.”
Jaelle dachte darüber nach und spürte, daß sich ihr Gesicht zum Lächeln verzog. „Ja, wir sagen: Wenn du in Temora bist, iß Fisch.”
„Wie ich mich entsinne, liegt Temora am Meer”, überlegte er. Dann begann er, mit bemerkenswert flinken Fingern auf der seltsamen Tastatur zu tippen
- Jaelle hoffte, man werde von ihr nicht verlangen, eine Maschine zu benutzen, die eine solche Geschicklichkeit erforderte -, und lautlose Lichter flössen über eine Glasplatte vor ihm. Ein Piepton war zu hören, und der Mann hob seinen Blick von den Signallampen.
„Das habe ich vergessen. Beth, sind Sie so nett und besorgen mir ihre Abdrücke?”
„Finger oder Retina oder beide?”
„Beide, denke ich”
Bethany brachte Jaelle zu einer anderen Maschine und führte ihre Hand an eine flache Glasplatte, die Lichter aufflammen ließ. Dann mußte Jaelle das Gesicht in eine Öffnung stecken, die eine Stütze für das Kinn hatte. Sie zuckte erschrocken zurück, als die Lichter ihren Augen weh taten. Beth redete ihr zu: „Nein, halte den Kopf still und die Augen offen. Wir nehmen Retina-Abdrucke der eindeutigen Identifikation wegen. Fingerabdrücke können manchmal gefälscht werden, Retinamuster nie!’
Es waren zwei weitere Versuche erforderlich, bis Jaelle die unwillkürliche Reaktion, zurückzuzucken und die Augen zuzukneifen, unterdrücken konnte. Schließlich steckte man ihr ein Kärtchen an die Jacke, auf dem in einer Ecke ihr Bild und

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