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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ansonsten die merkwürdigen Krakel zu sehen waren, die, wie man ihr sagte, kodierte Abdrücke darstellten. Bethany meinte: „Du mußt die Uniform einfach tragen, weißt du. Du hast heute schon zweimal bei den Monitoren den Alarm für unbefugtes Eindringen ausgelöst - sie sind darauf programmiert, Leute in Uniform zu ignorieren. In den Jackenkragen ist ein Kode eingelassen.” Sie führte Jaelles Finger an eine rauhe Stelle im Stoff. Jaelle hatte gedacht, der Kragen sei zerrissen und repariert worden, aber offenbar mußte das so sein.
„Glücklicherweise hat uns der Mann, der am Haupteingang deinen Paß gesehen hat, gewarnt, du trügest heute keine Uniform. Aber willst du sie bitte morgen wie ein braves Mädchen anziehen? Das macht alles soviel einfacher!”
Einfacher, ja! Alle sehen gleich aus wie lauter bemalte Spielzeugsoldaten aus einer Schachtel!
    „Ich weiß, Sie arbeiten unter Lorne”, ergriff der Mann wieder das Wort. „Aber sie konnte auf ihren Dienstgrad pochen, wenn sie darkovanische Kleidung trug” Lorne war natürlich der Name, den Magda im HQ benutzte. Der Rest war Jaelle unverständlich, ausgenommen die Anweisung, daß sie aus irgendeinem seltsamen Grund, vielleicht eines abergläubischen Rituals wegen - die Uniform zu tragen hatte, damit sie innerhalb des Gebäudes keinen Alarm auslöste. Wahrscheinlich war es nicht wert, lange darüber zu diskutieren.
„Heute, an Ihrem ersten Tag, ist es nicht so schlimm”, setzte der Mann hinzu, „aber morgen kommen Sie in Uniform, ja? Und tragen Sie jederzeit das Abzeichen. Es identifiziert Ihre Abteilung und Ihr Gesicht.“ Jaelle fragte: „Warum muß ich die Aufzeichnung meines Gesichts tragen, wo ich doch mein Gesicht selbst mit mir führe?”
„Damit wir sehen, ob Ihr Abzeichen Ihrem Gesicht entspricht, und keine unbefugte Person in Sicherheitsgebiete gelangt”, antwortete der Mann, und Jaelle verzichtete auf die Frage, aus welchem Grund jemand den Wunsch haben sollte, einen Ort aufzusuchen, wo er nichts zu tun hatte. Es war schließlich nicht so, als gäbe es liier drinnen irgend etwas Interessantes zu sehen.
„Bringen Sie sie zur Medizinischen hinauf, Beth, wir sind fertig mit ihr”, sagte der Mann. „Viel Glück, Mrs. Haldane - Jaelle, meine ich. Wo wird sie arbeiten, Beth? Ins Büro des Chefs kann man sie nicht gut stecken, er neigt dazu…” - der Mann zögerte -„… unhöfliche Bemerkungen über die Herkunft mancher Leute zu machen”
Jaelle fragte sich, ob der Mann sie für taub oder schwachsinnig hielt. Sie hatte Montray kennengelernt, und niemand mit einem Anflug von telepathischen Fähigkeiten konnte daran zweifeln, daß er Darkover und die Darkovaner nicht mochte. Immerhin hatte der Mann hier ihre Gefühle schonen wollen, und das war die erste Höflichkeit, die ihr von einem Terraner widerfuhr. Sie waren oft freundlich, selten höflich. Jedenfalls nicht in der Art, die sie als Höflichkeit verstand; anscheinend hatten sie andere Vorstellungen davon. Erst als sie wieder draußen im Flur waren, fiel Jaelle auf, daß sie zwar eine große Menge Fragen über sich selbst beantwortet hatte, doch niemand auf den Einfall gekommen war, ihn ihr vorzustellen. Seinen Namen hatte sie bis zum Schluß nicht erfahren. „Nächste Station ist die Medizinische”, bemerkte Bethany. Jaelle kannte das terranische Wort mittlerweile nach den langen Debatten, ob es Entsagenden erlaubt werden könne, sich zu medizinisch-technischen Assistentinnen ausbilden zu lassen. Sie protestierte: „Ich bin nicht krank!” „Vorschrift”, sagte Bethany. Diese Antwort hatte Jaelle an dem Tag schon so oft erhalten, daß sie darin, obwohl sie die eigentliche Bedeutung noch nicht herausgefunden hatte, eine rituelle Entgegnung sah, die die Diskussion abschneiden sollte. Nun, ihr war gesagt worden, es sei unhöflich, nach den religiösen Ritualen anderer zu fragen, und die Terraner mußten ein paar sehr seltsame haben.
Diesmal ging es höher hinauf als zuvor. Jaelle erhaschte zufällig einen Blick aus einem Fenster und schüttelte sich unwillkürlich. Sie mußten so hoch sein wie auf dem Scaravel-Paß. Schwindelig klammerte sie sich an das Treppengeländer. Sollte damit ihr Mut geprüft werden? Nun, eine Frau, die sich von Schneestürmen in den Hellers und Banshees auf den Gebirgspässen nicht hatte unterkriegen lassen, würde nicht wegen bloßer Höhe jammern. Merkwürdig, Bethany schien sie nichts auszumachen. In diesem Stockwerk wurde eine andere Uniform getragen, und

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