Gildenhaus Thendara - 7
einem der Räuber schwanger, und sie würde bei der Geburt sterben, falls Lady Rohana nicht rechtzeitig kam. Sie starb, sie verblutete in der Wüste, ein Sturm schleuderte ihnen Sand ins Gesicht, der wie Schnee stach, und Jaelle lag blutend auf dem Boden, und während sie sich wand und schrie, war es irgendwie Magdas Kind, das sie zu gebären versuchte, das Kind, das Magda hätte Peter schenken sollen. Aber das hatte sie Jaelle überlassen… Wieder erwachten sie, sich gegenseitig fest umklammernd, und wieder waren die schweren Decken aus dem Bett geworfen. Magda machte sich los und faßte nach einer Decke. Jaelle hinderte sie daran.
„Oh, den Göttern sei gedankt, daß ich hier in Sicherheit bin, hier bei dir, breda”, keuchte sie. „Ich hatte solche Angst, solche Angst .. ” Sie zog Magda zu sich herab. „Was hast du diesmal geträumt?” Und sie hielt Magda fest und küßte sie.
Magda spürte den Kuß, und für einen Augenblick war er Teil der Magie, durch die sie im Traum Jaelles Gedanken geteilt hatte. Dann riß sie sich los, entsetzt, zitternd. Was hatte dieses Haus ihr angetan? Sie fühlte sich schwach und ausgelaugt, und das vom Schnee reflektierte erste Morgenlicht stach ihr wie mit Messern in den Kopf. Jaelle blickte zu ihr hoch, und ihr Lachen erstarb in Besorgtheit. „Es ist alles in Ordnung, Margali”, flüsterte sie. „Du brauchst dich vor nichts zu fürchten, du bist hier bei mir, bredhya.” Sie versuchte, Magda von neuem tröstend in die Arme zu nehmen. Aber Magda entzog sich ihr, stolperte davon. Ihr Morgenrock schleifte auf dem Fußboden hinter ihr her. Ihr war, als wellten und kräuselten sich die Dielenbretter unter ihren Füßen. Im Bad wusch sie sich das Gesicht mit eisigem Wasser, und es brannte auf ihrer Haut, ohne ihr Sehvermögen zu klären oder ihr Fieber zu kühlen.
Irmelin stand unter der kalten Dusche, und Magda erschauerte bei dem bloßen Anblick. Überrascht sah sie Magda an.
„So früh schon wach? Du hast doch keinen Küchendienst? Oder willst du Rezi beim Melken helfen?” Sie trat zur Seite, sagte: „Ich bin fertig”, und griff nach ihrem Handtuch. Dann blieb sie betroffen stehen, weil sie sah, wie Magda sich ans Waschbecken klammerte. „Bist du krank, Margali?” Magda dachte: Ja, irgend etwas stimmt nicht mit mir. Doch sie schüttelte nur den Kopf.
„Du hast Blut auf dem Nachthemd”, stellte die rundliche, lächelnde Frau fest. „Wenn du die Flecken gleich mit kaltem Wasser auswäschst, tust du den Frauen, die diesen Mond in der Waschküche arbeiten, einen Gefallen” „Blut?” Magda war noch ganz stumpfsinnig von den Schrecken des Traums; sie wollte schon sagen: Aber ich bin nicht einmal schwanger. Dann besann sie sich - welch ein Unsinn! Sie bückte sich und sah nach. Es stimmte. Das dicke Nachthemd war mit Blut befleckt.
Nun, das erklärte wenigstens einen Teil des Traums. Ausgesprochen sexuelle Träume hatten bei ihr immer die Menstruation angekündigt. Die Behandlung, der sie sich in der terranischen Zone unterzogen hatte, mußte ihre Wirkung verloren haben. Sie hatte nicht damit gerechnet. Peter hatte über die sexuellen Träume, die sie in dieser Zeit hatte, immer gelacht und gesagt, wenn sie früher in ihrem Zyklus ebenso leidenschaftlich gewesen wäre, hätte er sie bestimmt schwängern können. Sie verjagte den Gedanken, böse auf sich selbst, daß sie sich daran erinnert hatte, und trat an den Schrank, in dem der sanitäre Bedarf aufbewahrt wurde. Irmelin, die sie beobachtete, meinte: „Du siehst wirklich schlecht aus, Margali. Wenn ich du wäre, würde ich Marisela um eine von ihren Kräutermedizinen bitten, die sie für solche Sachen bereithält, und schnell wieder ins Bett gehen und zu schlafen versuchen”
Magda wollte Mariselas Ruhe nicht stören, aber es war eine Versuchung, sich wieder ins Bett zu verziehen, Krankheit vorzuschützen und alles beiseite zu schieben. Und am meisten krank machte sie ihr Wunsch, zu Jaelle zurückzukehren, sich von ihr trösten zu lassen, den gleichen Rapport mit ihr zu finden wie mit Keitha nach dem Kampf, als Mariselas Mittel ihre Verteidigungen lahmgelegt hatte, und es diesmal weitergehen zu lassen, wie es wollte. Aber sie konnte Jaelle nicht gegenübertreten, sie konnte niemandem mit diesem Gefühl, was es auch sein mochte, gegenübertreten, sie war hilflos, schutzlos… Sie hatte sich wie in einem Spinnennetz in sich widerstreitenden Loyalitäten verfangen. Ihre Hände, die das Nachthemd auswuschen,
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