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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Lüge aufzubauen, hatte sie keine Ahnung gehabt. Sie starrte angestrengt geradeaus und blinzelte die Tränen weg, die sie um keinen Preis vergießen wollte. All ihre Freude an der Schönheit des Tages war verschwunden. Am nachmittäglichen Himmel zeigte sich immer noch keine Spur des Nebels, der dem abendlichen Graupelschauer oder Regen vorauszugehen pflegte. Jaelles Leben und das einer ganzen Karawane hatte bei Reisen in den Bergen oft von ihrer Fähigkeit, das Wetter vorherzusagen, abgehangen, und es lief ihr ein unbehagliches Kribbeln das Rückgrat hinunter.
Es ist ein Sturm im Anzug. Vielleicht hat Cholayna doch das Wetter gemeint.
Die terranische Eskorte verließ sie am äußeren Tor der Comyn-Burg. Ein sehr junger Kadett, der den Flaum auf seinen Wangen noch nicht rasierte, nahm sie, sehr steif in seiner vor Neuheit glänzenden Uniform, in Empfang. Er informierte sie verlegen, Lord Hastur habe eine Ehrengarde geschickt, die die Gäste begleiten werde. Peter antwortete höflich in makellosem casta, aber Jaelle fragte sich, ob ihm ebenso wie ihr klar sei, daß die Garde ihnen keine
Ehre erweisen, sondern diese tölpelhaften Eindringlinge von Räumen fernhalten sollte, wo sie unerwünscht waren.
Sie wurden in ein Zimmer geführt, das Jaelle noch nie gesehen hatte. Doch sie erriet sofort, daß es die Audienzkammer des Regenten war. Sie war gar nicht auf den Gedanken gekommen, man werde ihnen gestatten, Prinz Aran zu sehen, nicht einmal, um ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen; sie hatte nicht mehr erwartet als irgendeinen untergeordneten Funktionär. Nun hatte es den Anschein, als wolle Hastur sich höchstpersönlich mit der Angelegenheit befassen. Es war also ernst. Prinz Aran Elhalyn hatte, wie alle Prinzen der Comyn, allein zeremonielle und ornamentale Aufgaben. Die wirkliche Macht des Rates lag in den Händen der Hasturs. Auf einem polierten Tisch lagen, von zwei weiteren jugendlichen Gardisten in grün-schwarzen Uniformen bewacht, mehrere nicht zu identifizierende Metallteile. Die Terraner zog es zu ihnen, aber einer der Kadetten räusperte sich zögernd, und Jaelle zupfte Peter drängend am Arm. Er sprach leise mit Koordinator Montray, der sich umdrehte. Zwischen zwei Gardisten trat ein schlanker, hellhaariger Mann ein, nicht viel über dreißig. Er war elegant in Blau und Silber, die Farben der Hasturs, gekleidet, und sein Benehmen war ruhig und schlicht. Trotzdem merkte Jaelle, welche Ehrfurcht alle die jungen Gardisten vor ihm hatten.
Er sagte: „Ich bin Danvan Hastur. Mein Vater, der Regent, wurde unerwartet in einer Familienangelegenheit abberufen. Er schickt mich, Euch willkommen zu heißen. Bitte, verzeiht ihm; es ist nicht beabsichtigt, Euch einen Schimpf dadurch anzutun, daß ich Euch an seiner Stelle empfange” Er verbeugte sich vor den Fremden, und Peter übersetzte seine Worte für die Terraner.
Der Koordinator wandte sich an Peter: „Haldane, sagen Sie ihm die passenden Worte über die Ehre, die er uns erweist, und bringen Sie ihm so diplomatisch wie möglich bei, daß er, je schneller wir zur Sache kommen, desto eher zu seinen Familienangelegenheiten oder was auch immer zurückkehren kann”
Jaelle hörte schweigend zu, während Peter sprach. Der junge Hastur zeigte ein mildes Lächeln, aber Jaelle hatte trotzdem das Gefühl, daß er verstanden hatte, was Montray wirklich meinte.
Als der Förmlichkeit Genüge getan war, führte Hastur sie an den Tisch. „Dies sind die Stücke des abgestürzten Flugzeugs, die Identifizierungsziffern oder -buchstaben tragen. Unsere Leute konnten sie natürlich nicht lesen. Alles andere, so wurde mir versichert, ist bloßes Metall, und Sie müssen wissen, daß diese Menschen zwar sehr arm, doch sehr ehrlich sind. Indem sie dies Material zurückgaben, verzichteten sie auf einen Wert, der für sie ein Vermögen darstellt. Es wäre großzügig von Ihnen, wenn Sie sie irgendwie belohnen würden.”
Montray knurrte: „In unserer Kultur erwarten die Leute keine Belohnung für einfache Ehrlichkeit - nein, übersetzen Sie das nicht!” Er verzog das Gesicht. „Ihr Begriff von Pflicht und Schuldigkeit unterscheidet sich wahrscheinlich von unserem. Selbst wenn ich tausend Jahre hier leben sollte - und es sieht ganz so aus, als werde es soweit kommen -, werde ich niemals eine Welt verstehen, wo Ehrlichkeit nicht als selbstverständliche Pflicht vorausgesetzt wird, sondern als etwa Ungewöhnliches belohnt werden muß”
Aleki sagte zynisch: „Na, hören Sie, Montray, so

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