Gildenhaus Thendara - 7
naiv können Sie nicht sein. Eine Sache der Relativität. Angenommen, jemand lasse einen Berg von Diamanten herumliegen und fordere Sie auf, diesen Haufen wertloser Steine zu bewachen? Das ist die ganze Geschichte der terranischen Zivilisation - man nimmt wertvolle Dinge, von deren Wert die Eingeborenen nichts wissen, und gibt dafür wertlosen Trödel. Was meinen denn Sie, wie wir das Plutonium auf Alpha bekommen haben?” „Es war für die Eingeborenen mit ihrer augenblicklichen Zivilisation beziehungsweise dem Mangel daran - tatsächlich wertlos”, widersprach Montray. „Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, wollen wir ein anderes Mal über ethische Fragen diskutieren. Im Augenblick sagen Sie ihm bitte, wir wissen die Höflichkeit zu schätzen, und notieren Sie, daß den Bauern oder wer sonst dies Zeug gefunden hat - eine gewisse Belohnung geschickt werden soll”
Jaelle erinnerte sich an eine Unterhaltung auf Ardais und schlug bescheiden vor: „Ein paar gute metallene Werkzeuge - Spaten, Hämmer, Äxte - wären die Belohnung, über die sie sich am meisten freuen würden”
„Danke, Jaelle. Notieren Sie das, Monty”, befahl Aleki. „Und Haldane, fangen Sie an, die Daten auf diesen Trümmern festzuhalten, bevor sie bewegt werden”
Peter ging mit Jaelle, um die Nummern abzulesen und von seinem Taschenschreiber speichern zu lassen.
„Flugrekorder, Bänder intakt”, sagte Peter. „Wir können feststellen, warum das Flugzeug abgestürzt ist, obwohl man in den KilghardBergen selten weiter als nach schlechtem Wetter und Dwarswinden zu suchen hat” Er sah die ordentlich verpackten Trümmer durch. „Nur drei Identifikationsplaketten? Mattingly. Reiber. Stanforth. In den Unterlagen ist ein Carr verzeichnet. Seine Plakette muß noch draußen in dem Wrack sein. Wie viele Leichen hat man gefunden?”
Jaelle übersetzte die Frage, und Danvan Hastur schüttelte den Kopf. „Leider weiß ich gar nichts darüber. Ihr müßt die Männer fragen, die sich erboten haben, Euch zu dem Wrack zu führen. Aber sie haben mir berichtet, sie hätten die Toten anständig begraben. Ihr müßt wissen, daß das Flugzeug ganz am Boden einer fast unzugänglichen Schlucht liegt. Die Männer waren der Meinung, es sei eine unnötige Plackerei, die Toten hinauszuschaffen, da nichts mehr für sie getan werden konnte” Jaelle stand da, ein Stück Metall in der Hand, und plötzlich stand ihr das Bild klar vor Augen. Ein Flugzeug stürzte auf einen hohen Felssims, blieb in dieser gefährlichen Position ein paar Augenblicke hängen. Eine einzelne Gestalt fand den Weg nach draußen. Dann ein jäher Fall in den Abgrund… Ihr schwindelte; sie mußte sich an der Tischkante festhalten.
„Einer der Männer hat den Absturz überlebt!” platzte sie heraus. „Was ist aus ihm geworden?”
Hasturs helle Augen begegneten den ihren, und Jaelle kam zu Bewußtsein, daß sie in ihrer eigenen Sprache gesprochen hatte. „Woher wißt Ihr, daß es einen Überlebenden gegeben hat, mestra? Habt Ihr Laran?”
„Ich hielt das hier in der Hand”, stammelte Jaelle, „und sah ihn, wie er aus dem Wrack kletterte, bevor es abrutschte…”
Peter drehte sich zu ihr um und sah sie verblüfft an, und Jaelle merkte, daß sie die Aufmerksamkeit aller auf sich gelenkt hatte. Hastur ignorierte die anderen Terraner. „Es ist wahr, daß ein Mann den Absturz überlebt hat. Er befindet sich auf Armida. Ich habe eine Botschaft von Lord Damon, Regent von Armida für Lord Valdir, der gesetzlich noch ein Kind ist, dieser Mann Carr sei bei ihm beschäftigt. Er sei gefragt worden, ob er seinen Verwandten eine Nachricht übermitteln wolle, und er habe mit der Begründung abgelehnt, er habe keine lebenden Verwandten, und die Terraner hielten ihn zweifellos seit vielen Jahren für tot”
„So etwas kann ich nicht durchgehen lassen”, polterte Koordinator Montray, nachdem er sich die Übersetzung angehört hatte. „Er muß zurückkommen und seinen Status legalisieren”
Monty sagte halblaut zu seinem Vater: „Nein - darum ging ja die ganze Aufregung im letzten Jahr. Wir müssen private Verträge zwischen terranischen Bürgern und darkovanischen Arbeitgebern anerkennen, wenn wir wollen, daß sich die bei uns beschäftigten Darkovaner an die ausgemachten Bedingungen halten” Er bat Lord Hastur: „Sagt mir nur eins, Herr. Wer ist Carrs Arbeitgeber?”
„Lord Damon Ridenow selbst”, antwortete Hastur. Montys Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Damit wäre der Fall erledigt,
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