Gildenhaus Thendara - 7
deinetwegen nach Thendara gekommen, Jaelle - in ComynAngelegenheiten…”
Jaelle klang die eigene Stimme so hart in den Ohren, als sei es die einer Fremden.
„Ich habe nichts mit den Comyn zu tun. Dem allen habe ich entsagt, als ich den Eid ablegte, Rohana.”
Rohana hob die Hand. Sie sprach, als sei Jaelle eine aufsässige Vierzehnjährige. „Du hast noch nicht gehört, was ich dir zu sagen gekommen bin. Du unterbrichst mich, chiya.” Der Vorwurf war sanft, doch es war ein Vorwurf. Jaelle errötete. Sie dachte daran, daß sie aus eigener Wahl nicht den gleichen Comyn-Rang einnahm wie Rohana, sondern eine Untertanin und Bürgerin war und sehr weit unter ihr stand. Sie murmelte eine rituelle Formel.
„Verzeihung, Lady!”
„Oh, Jaelle…” begann Rohana, dann gewann sie die Fassung zurück. „Hinter den Mauern des terranischen Raumhafens wirst du vermutlich noch nichts davon gehört haben. Dom Gabriel ist tot, Jaelle?
Jetzt fiel Jaelle auf, was sie bisher nicht gesehen hatte, das dunkle Trauerkleid, die geschwollenen Augen, immer noch rotgerändert vom Weinen. Sie trauert um ihn, obwohl sie mit ihm verheiratet wurde, ohne gefragt zu werden, und er sie den größten Teil seines elenden Lebens schlecht behandelt hat. Jaelle hatte den Toten nicht geliebt, aber sie erinnerte sich, wie sie mit Magda beim Mittsommerfest gescherzt hatte: Er wird alles höflich behandeln, was zu Rohana gehört… Hündchen, arme Verwandte, sogar Freie Amazonen. Dom Gabriel war nie wissentlich unfreundlich zu ihr gewesen. „Oh, Rohana, das tut mir wirklich leid!” „Es ist besser so”, stellte Rohana ruhig fest. „Er war viele Monde lang krank, und er hätte es verabscheut, unbeweglich und hilflos zu sein. Vor zehn Tagen fiel er in Krämpfe, und keine der Medizinen, die wir hatten, half. Zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang hatte er dreißig Anfälle, und Lady Alida sagte, falls er noch einmal zu Bewußtsein käme, würde er wahrscheinlich weder mich noch die Kinder kennen und nicht wissen, wer und wo er sei. So schrecklich es ist, ich war erleichtert, als sein Herz versagte!” Sie schloß kurz die Augen, und Jaelle sah sie schlucken, aber ihre Stimme klang fest. „Die Dunkle Dame hat wahrlich Erbarmen gezeigt” Das war so wahr, daß Jaelle nichts zu sagen wußte außer: „Es tut mir leid, daß du solchen Kummer hast, Rohana. Er ist auf seine Art immer freundlich zu mir gewesen.” Dann fiel ihr ein, daß Rohanas ältester Sohn fünfundzwanzig war. Solange Gabriel lebte, war Rohana Regentin für ihren leidenden Gatten gewesen. Jetzt war sie Untertanin ihres eigenen Sohns, der die Nachfolge seines Vaters antreten würde. „Und Kyril ist Lord von Ardais”
„Er fühlt sich fähig, die Domäne zu regieren”, sagte Rohana. „Ich wünschte, dies wäre geschehen, wenn er schon älter gewesen wäre - oder viel jünger und noch bereit, sich von mir leiten zu lassen”
Jaelle konnte um Dom Gabriel ehrlich trauern, zumindest ein bißchen. Aber für ihren Cousin Kyril hatte sie nie etwas anderes als Abscheu und Verachtung empfunden, und Rohana wußte es. „Ich bin froh, daß ich nicht als Ardais geboren bin und deshalb nicht unter seinem Befehl stehe” „So wie ich”, stellte Rohana mit schiefem Lächeln fest. „Seine erste Handlung als Lord von Ardais war, daß er die Heirat zwischen seiner Schwester Lori und Valdir, Lord Armida, arrangierte. Valdir ist noch keine fünfzehn, und Lori auch nicht, aber davon ließ sich Kyril nicht aufhalten; er wollte diese Verbindung mit den Altons. Er hat mir nie verziehen, daß ich, als Lady Callista vor ein paar Jahren den Arilinn-Turm verließ, nicht Zugriff und sie ihm zur Frau verschaffte. Ich hatte gehofft, Lori würde deinen Bruder Valentin heiraten, Jaelle - dann kehrte meine Tochter zurück in die Domäne meiner Geburt. Aber natürlich war dein und Valentins Vater ein Trockenstädter, und so hat Kyril die Heirat bereits verboten - er ist jetzt Valentins Vormund.”
Jaelle hatte ihren Bruder Valentin kein Dutzend Male in ihrem Leben gesehen. Er war geboren worden, als ihre Mutter starb, und sie hatte sich nicht daran erinnern wollen. Dom Gabriel wäre niemals unfreundlich zu einem Kind gewesen; Kyril dagegen hatte seine jungen Verwandten verabscheut. Jaelle war ihm ins Gildenhaus entronnen, aber für Valentin hatte es keine Flucht gegeben bis zu seinem zehnten Jahr, als er ins Kloster nach Nevarsin geschickt wurde.
„Valentin und Valdir sind bredin; wenn Valdir heiratet, wird
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