Gildenhaus Thendara - 7
Valentin als sein Friedensmann mit ihm gehen, und zweifellos wird Valdir irgendwo eine gute Partie für ihn zustandebringen”, sagte Rohana. „Du brauchst dir keine Sorgen um ihn zu machen”
„Ich kenne ihn kaum”, antwortete Jaelle, „aber ich bin froh, daß er außer Reichweite von Kyrils Bosheit kommt. Und Lori - wie ist ihr zumute, daß sie Valdir heiraten soll?”
„Oh, sie findet ihn bezaubernd”, berichtete Rohana. „Alle Altons sind brillant, und Valdir ist meiner Meinung nach einer der besten. Du weißt sicher nicht, daß der junge Domenic, der letzte Erbe, vor ein paar Jahren in Thendara durch einen Unfall beim Training im Schwertkampf ums Leben kam und die Domäne einem Regenten untersteht. Das ist Lord Damon Ridenow, der Domenics Schwester
Ellemir heiratete. Valdir wird jedoch in diesem Sommer fünfzehn und nimmt dann seinen Platz als Lord Alton ein…”
„Ich weiß” Jaelle spürte ein merkwürdiges Prickeln, das sie erschreckte und ärgerte. Warum kamen ihr die Altons gerade jetzt in den Sinn? Das auf Alton-Land abgestürzte Flugzeug! Peter hatte gesagt, der Regent von Alton sei ein ehrenwerter Mann. Irgendwie erinnerte sie das an den seltsamen Traum, den sie mit Magda geteilt hatte. Darin war ein Mann in den Ridenow-Farben Grün und Gold vorgekommen… Was hatten die Angelegenheiten der Comyn mit ihr zu tun?
Rohana setzte sich kerzengerade auf, und Jaelle sah, daß sie zornig war. Hatte Rohana ihre Gedanken gelesen? Sie wußte nicht, daß sie ihre Unlust und ihr Mißvergnügen mit voller Wucht ausstrahlte und daß es Rohana, die ihr voll ausgebildetes Laran unter strenger Kontrolle hielt, ebenso auf die Nerven ging, wie sie sich über das Lärmen eines jungen Mädchens geärgert hätte, das zu unpassender Stunde die Stille des Gildenhauses störte. „Ich bedauere, daß du die Angelegenheiten der Comyn so lästig findest”, erklärte Rohana trocken, „aber du mußt es dir schon gefallen lassen, daß ich sie dir vortrage, weil du schließlich selbst tief hineinverwickelt bist” „Als ich den Eid der Entsagenden ablegte… ”
„Als man dir aufgrund meiner Fürsprache erlaubte, diesen Eid abzulegen und deinem Platz in der Aillard-Domäne, der dir als Nachfolgerin deiner Mutter zustand, zu entsagen”, erinnerte Rohana sie, „hatte ich zuvor bezeugt, du habest kein verwendbares oder zugängliches Laran. Leider entsprach das nicht ganz der Wahrheit, wenn ich damals auch davon überzeugt war. Aber auch wenn du auf dein eigenes Erbe verzichten kannst, steht dir nicht das Recht zu, für deine ungeborene Tochter zu verzichten”
„Ich habe keine Tochter, weder geboren noch ungeboren…” begann Jaelle. Rohana hielt ihren Blick fest.
„Belügst du dich immer noch selbst, Jaelle? Oder solltest du die Unverschämtheit besitzen, mich zu belügen? Willst du leugnen, daß du eine Tochter von deinem terranischen Liebhaber trägst?”
Jaelle öffnete den Mund und schloß ihn wieder, wohl wissend, daß sie nichts zu sagen hatte. Sie hatte es gewußt und ihren Verstand vor dem Wissen verbarrikadiert. Rohana sprach ruhig weiter.
„Als ich geboren wurde, standen in der Aillard-Erbfolge viele
Töchter. Das ist mehr Jahre her, als ich mich gern erinnere, und die Zeit ist nicht freundlich zu unserer Domäne gewesen. Lady Liane, meine Mutter, heiratete einen Mann, der ihren Namen und Rang annahm, statt sie den seinen” Die Aillards waren unter den Comyn die einzige Familie, bei denen die Erbfolge über die weibliche Linie von der Mutter zur ältesten Tochter ging. „Meine Mutter hatte zwei jüngere Schwestern; die jüngste war die Mutter deiner Mutter, Jaelle. Melora und ich waren Cousinen und bredini. Wir wuchsen zusammen im Dalereuth-Turm auf. Ich verließ ihn, um Gabriel zu heiraten; Melora wurde von Trockenstadt-Räubern entführt und gebar Jalak von Shainsa zwei Kinder. Dich und deinen Bruder Valentin” Jaelles Mund wurde plötzlich trocken. „Warum erzählst du mir, was ich schon immer gewußt habe?”
„Weil Sabrina, meine älteste Schwester, keine Töchter hat, sondern nur Söhne. Meine Schwester Marelie heiratete in die Elhalyn-Domäne ein, und ob man das nun für gut oder für schlecht hält, ihre Söhne und Töchter gehören zu jener Domäne und sind keine Aillards. Ich bat Gabriel, auf sein Vaterrecht an Lori zu verzichten, aber er wollte nicht, und in späteren Jahren war er zu krank, als daß ich ihn hätte bedrängen können. Deshalb wurde Lori nicht als Erbin einer Domäne, sondern
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