Gildenhaus Thendara - 7
„Bredhiya”, erklang Camillas sanfte Stimme hinter ihnen, „belästigt dieser Mann dich?”
Camilla ragte groß und irgendwie furchterregend über dem schmächtigen Peter auf, der auf seinen Füßen schwankte. Natürlich hatte Camilla im intimen Modus gesprochen, der ihren Worten eine einzige mögliche Bedeutung gab. Auch Camilla war mehr als nur ein bißchen betrunken. Peter musterte beide Frauen mit Entsetzen und plötzlicher Verzweiflung. „Verdammt, jetzt verstehe ich. Darauf bin ich früher nie gekommen. Kein Wunder, daß du nicht bei mir bleiben wolltest, kein Wunder… und ich habe geglaubt, du seist durch Zufall in dies Lokal geraten. Natürlich bist du nicht die Richtige, um mit Jaelle zu reden. Was, zum Teufel, kannst du schon darüber wissen?” Er machte eine Geste, die Ekel und Abscheu ausdrückte. „Das ist also der Grund, warum du mich verlassen hast, warum du ins Gildenhaus gegangen bist. Du hättest mir nie eine anständige Frau sein können, mir nicht und keinem anderen Mann…”
Magda fragte zornig: „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?” „Wie kannst du es wagen, mit irgendeinem anständigen Menschen zu sprechen? Du!” Er rümpfte die Nase. „Wenn ich dich irgendwo in der Nähe Jaelles erwische”, drohte er in seiner Wut, „breche ich dir den Hals! Du hältst dich von meiner Frau fern, hast du verstanden? Ich will nicht, daß du sie verdirbst!”
Camilla hatte natürlich kein Wort von all dem mitbekommen, aber es war ganz deutlich, daß der Fremde Magda beleidigte. Ohne zu wissen, daß Peter sie verstand - schließlich hatte er die letzten Sätze auf Terra-Standard gesprochen - fragte sie Magda: „Bredhiya, soll ich dich von ihm befreien?” „Du.. ” brüllte Peter. Es war ein Gossenausdruck, und Camillas Hand schloß sich um das Heft ihres Messers. Stahl blitzte.
„Nein” schrie Magda auf. „Er ist betrunken - er weiß nicht, was er tut…” Einer der Männer von dem anderen Tisch sprang herbei und faßte Peter bei der Schulter. „Nein, nein”, sagte er mit übertriebener Ernsthaftigkeit, „fang hier beim Fest keinen Kampf an, Bruder. Es hat keinen Sinn, mit solchen wie denen zu streiten” Er wies auf Camilla und fuhr fort: „Ich bin derjenige, den du hier hast finden wollen, Bruder. Komm zu uns an unsern Tisch, dort sind wir alle Freunde” Er legte seine Arme um Peter und schnaufte ihm seinen Weinatem ins Gesicht. „Komm, Bruder, es ist schon spät, und ich bin immer noch allein, komm, laß die Finger von den Weibern. Sollen sie sich miteinander amüsieren, wenn sie wollen, wer braucht sie schon?” Er hielt Peter seinen Becher unter die Nase. „Trink aus, Brüderchen, trink aus”
Peter war nicht imstande, die Hand des Mannes wegzuschieben. Er nahm einen Schluck, mußte von dem starken Alkohol husten, ließ sich auf einen Sitz an dem anderen Tisch plumpsen und sah bestürzt zu dem Mann hoch. „Ich bin doch gar nicht deinetwegen hergekommen”, murmelte er. „Ach, hör auf, weswegen denn sonst? Ich kenne euch Terraner, auf eurer Seite der Mauer könnt ihr nicht finden, was ihr sucht, stimmt’s? Da drüben bei euch ist keiner von unseren Brüdern, ihr müßt zu uns in die Stadt kommen, und es kommen viele von euch… Ich weiß alles darüber. Hier, trink noch mal…”
Oh, armer Peter! dachte Magda, und doch konnte sie ein böses Triumphgefühl nicht unterdrücken. Camilla sammelte ihre Siebensachen ein und sagte mit leiser Stimme: „Gehen wir, Margali, das ist besser als ein Duell zu dieser Stunde”
Magdas Blick ruhte voller Bestürzung auf Peter, der, nur noch halb bei Bewußtsein, zusammengebrochen war und nicht einmal mehr seinem Zorn Ausdruck verleihen konnte. Er rutschte langsam unter den Tisch. Der Mann, der ihn zu trinken genötigt hatte, kniete sich neben ihn.
„Du kannst nicht gerade jetzt absacken, Brüderchen”, jammerte er, „das ist doch keine Art, einen Freund zu behandeln…”
Magda wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Camilla zog sie weg. Was mochte Peter widerfahren, wenn er dort aufwachte… würde er mit intakter Tugend in die terranische Zone zurückgelangen?
Camilla legte Magda einen Arm um die Taille und wanderte mit ihr die Straße hinunter. „Ich werde froh sein, nach Hause und in
unser Bett zu kommen”, meinte sie gähnend. „Tut mir leid, daß ich zu betrunken und zu müde bin, um die Nacht so zu beenden, wie es sich für das Mittsommerfest ziemt… Das ist rücksichtslos gegen dich, bredhiya.” Magda
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