Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
synthetischer Nahrung geworden. Die Skrupel der Alphaner mögen ohnedies töricht sein. Ein weiser Mann hat einmal gesagt, uns beschmutzt nicht das, was in unsern Mund hineingeht, sondern das, was aus ihm herauskommt, Lügen und Grausamkeit und Haß…” Sie bediente sich mit Käse und nahm ein Stück Kuchen, und Magda sah, daß sie es nachdenklich im Mund herumwälzte. „So eine Redensart gibt es bei Eurem Volk?” fragte Mutter Lauria. „Bei uns sind Frauen, die Wert darauf legen, nur Getreide und Früchte zu essen, und doch hat hier ein weiser Mann gesagt, daß alles, was diese Welt mit uns teilt, Leben besitzt, sogar die Steine. Auch frißt ein Wesen das andere, bis zuletzt die niedrigste Stufe des Lebens zur Nahrung dient. Wir sollten deshalb mit Ehrfurcht genießen, was uns beschert wird, und dabei nicht vergessen, daß Leben geopfert wurde, damit wir leben können, und daß wir wiederum eines Tages den Würmern zur Speise werden. Ach ja, und ein anderer
Weiser hat geschrieben, daß der Morgen nach dem Fest aus jedem Trunkenbold einen Philosophen macht!”
Sie lachte und gab einen Krug mit Eingemachtem an Magda weiter, die sich etwas auf ihr Brot strich und wünschte, sie könne ihre Empfindungen einfach mit einem Kater erklären.
„Nun, wir müssen uns entscheiden”, meinte Lauria entschlossen und leerte ihren Becher mit Tee. „Ich bin der Meinung, Marisela sollte die erste sein” „Dem stimme ich zu, und ich zweifele nicht daran, daß sie die Terraner ebenso viel lehren wird, wie sie von ihnen lernt”, antwortete Cholayna. „Kann sie denn hier entbehrt werden?”
„Wahrscheinlich nicht, und trotzdem muß sie diese Chance bekommen”, sagte Mutter Lauria. „Keitha kann ihre Arbeit übernehmen und später zu den Terranern gehen. Ich hätte gern Janetta dabei - Margali, bist du wirklich so schläfrig? Soll ich dich ins Bett zurückschicken?”
„O nein”, sagte Magda schnell. Sie hatte für einen Augenblick den Eindruck gehabt, Marisela stehe in einer Ecke des Büros und höre ihren Überlegungen zu, und gleichzeitig wußte sie, daß Marisela oben in ihrem Bett lag und sich halb im Schlaf fragte, wie lange sie diese köstliche Ruhe noch genießen könne, bevor irgendwer auf der Suche nach einer Hebamme kam und sie weckte. Sie war nicht allein im Bett, und Magda zog sich zurück, weil sie gar nicht wissen wollte, wer bei ihr war. Hastig erklärte sie: „Janetta ist zu starr in ihren Ansichten. Ich glaube nicht, daß sie sich den terranischen Sitten anpassen könnte”
„Sie ist intelligenter, als du annimmst”, gab Mutter Lauria zu bedenken. „Hier hat sie wenig, was eine Herausforderung für ihren Verstand darstellt. Ich hatte gehofft, sie nach Arilinn schicken zu können, aber aus ihr würde nie eine Hebamme werden, dafür hat sie mit Frauen zu wenig Mitgefühl. Sie selbst will keine Kinder haben, weil sie die Präliminarien verabscheut. Und eine andere Möglichkeit, etwas zu lernen, gibt es nicht für sie. Nevarsin bildet keine Heiler-Priesterinnen aus. Sie ist außerordentlich klug, zu klug für die meisten Tätigkeiten, die normalen Frauen, auch Amazonen, offenstehen. Sie hat kein Interesse für den Soldatenberuf und auch nicht die nötige körperliche Kraft. Ich glaube, daß sie Euch von großem Nutzen sein würde, und was sie lernt, wäre wiederum von hohem Wert für uns” Magda war immer noch skeptisch, und Mutter Lauria fuhr fort: „Du kennst Jannis Geschichte nicht. Sie stammt aus einem Dorf, wo ihre Mutter als Witwe mit sieben Kindern zurückblieb. Da sie keine andere Fähigkeit besaß, um die Kinder zu ernähren, wurde sie eine Hure. Sie zwang Janetta zu ihrem Gewerbe, noch ehe das Mädchen zwölf war. Ein oder zwei Jahre lang war Janni zu jung und zu schüchtern, um sich zu widersetzen. Dann lief sie fort und kam zu uns”
Camilla hatte es einmal gesagt; jede Entsagende hatte ihre eigene Geschichte, und jede Geschichte war eine Tragödie. Womit habe ich meinen Platz unter ihnen verdient?
„Dann ist da eine junge Frau namens Gwennis”, sagte Mutter Lauria. „Sie ist im Augenblick in Nevarsin und kopiert Schriftrollen, die im Besitz der Brüder sind - kennst du sie nicht, Margali?”
„Ich kenne sie nicht gut genug, um sie zur Ausbildung bei den Terranern empfehlen zu können”, antwortete Magda, „aber sie ist meine Eidesschwester - sie gehörte zu der von Jaelle angeführten Gruppe” „Ich halte sie für eine gute Wahl”, betonte Mutter Lauria, „allein schon wegen der

Weitere Kostenlose Bücher