Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
müssen. Sie hatte sich beim Ausfegen und beim Putzen des Gemüses zum Abendessen unglaublich ungeschickt angestellt. Irmelin hatte zwar etwas über feine Damen gebrummt, die sich niemals die Hände schmutzig machten, doch sonst war sie freundlich gewesen und hatte ihr gutmütig gezeigt, wie man mit so unhandlichen Werkzeugen wie Besen und Schrubber umging und Gemüse schnitt, ohne sich selbst zu verletzen. Magda ertappte sich dabei, daß es ihr gar nicht paßte, bei Tisch zu bedienen und hinterher das Geschirr zu spülen. Warum hatte noch nie jemand die einfachsten arbeitssparenden Geräte erfunden, um Frauen diese erniedrigenden Aufgaben abzunehmen? Der heutige Tag war anstrengender gewesen: Man hatte sie zur Arbeit in den Stall geschickt. Es machte ihr nichts aus, den Tieren Futter und Wasser zu geben oder die Pferde zu bewegen, denn auf der großen Koppel schien die Sonne hell, und die Luft war frisch und klar. Aber die schweren Mistschaufeln waren schlimmer als Schrubber und Besen in der Küche, und von dem Geruch wurde ihr schlecht. Deshalb, sagte sie wütend zu sich selbst, hat es auf Terra eine Industrielle Revolution gegeben. Irgendwem muß es bis obenhin gestanden haben, Ställe auszumisten!
Ihre Kollegin bei dieser Arbeit war Rafaella, die Partnerin Jaelles in ihrem Reiseberatungsgeschäft. Magda hatte gehofft, sie freundlich zu finden. Aber Rafaella hatte ihr wenig zu sagen gehabt. Am Ende des Tages war Magda todmüde. Sie hatte nie zuvor manuelle Arbeit getan und war froh, sich Staub und Schmutz abwaschen zu können. Doch obwohl sie sich die Haare wusch, fürchtete sie, immer noch nach Stall zu riechen. Der Geruch der Seife war nach den parfümierten Kosmetika der terranischen Zone auch nicht der feinste.
Magda hielt sich lange in dem heißen Becken auf und versuchte, sich die Müdigkeit abzuspülen, bis eine Gruppe sehr junger Mädchen, darunter Doria, hereinkam und eine Menge fröhlichen Lärm veranstaltete. Sie rannten nackt umher, kletterten in die Wannen hinein und wieder hinaus und zankten sich im Spaß um die Seife. Der Krach vertrieb Magda aus dem Baderaum, und erst später gestand sie sich ein, daß sie neidisch auf das Vergnügen gewesen war, den die Mädchen miteinander hatten. So hungrig sie nach der Arbeit im Stall war, bekam sie das Essen jetzt doch kaum hinunter. Es war eine Art Fleisch, oder wahrscheinlicher Innereien, mit grob gemahlenem Mehl gekocht. Dazu gab es eine stark gewürzte Soße. Das Brot war dunkel, grob und ungesäuert. Das gekochte Obst in Honig hätte kalt ganz gut geschmeckt. Leider wurde es warm serviert. Magda war an darkovanische Speisen gewöhnt und mochte die meisten, aber durch einen unglücklichen Zufall war ihr alles neu, was heute auf den Tisch kam, und es schmeckte ihr nichts davon. Sie knabberte an einem Butterbrot, schob das Fleisch auf ihrem Teller herum und sehnte sich wütend und hoffnungslos nach einer guten Tasse Kaffee. Auf der Akademie hatte sie sich darin üben müssen, alle Arten von fremdartiger Nahrung ohne Protest oder sichtbaren Abscheu zu sich zu nehmen, und für gewöhnlich gelang ihr das auch, aber heute abend fühlte sie sich erschöpft und im Stich gelassen. Konnte sie das wirklich ein halbes Jahr aushallen, zwischen diesen fremden Frauen und unter diesen ungemütlichen Bedingungen?
Sie hatte den Platz neben Doria bekommen. Ihr gegenüber saß Camilla, die ältere emmasca, die Zeugin ihres Eides gewesen war, und neben dieser Keitha, die Neue. Keitha sah heute besser aus und hatte etwas Farbe in den Wangen. Ihr glänzendes Haar, das für die Eidesleistung kunstlos abgehackt worden war, hatte man inzwischen ordentlich geschnitten. Ihre Amazonenkleidung war schäbig und abgetragen; wahrscheinlich stammte sie aus der gleichen Flickenkiste wie Magdas eigene. Keitha wirkte scheu und verloren und aß wenig.
Camillas hageres Gesicht trug den Ausdruck freundlicher Besorgtheit. „Aber du ißt ja gar nichts, Margali - magst du das Kaldaunen-Stew nicht?” „Oh, das ist es?” Magda schob sich noch eine Gabelvoll in den Mund und wünschte, sie hätte es nicht getan. „Es ist sehr gut”, log sie. „Aber ich habe heute abend keinen großen Hunger.” Sie nahm sich eine weitere Scheibe Brot und strich Butter darauf. Das Brot ließ sich wenigstens herunterbekommen, und mit dem warmen gekochten Obst schmeckte es nicht allzu schlecht.
Mutter Lauria klopfte Schweigen gebietend an ihr Glas. „Heute abend ist Schulungssitzung. Die Teilnahme ist Pflicht für

Weitere Kostenlose Bücher