Gildenhaus Thendara - 7
aufs Korn.
„Du. Warum bist du hergekommen, Keitha?”
„Weil mein Mann mich geschlagen und schlecht behandelt hat und ich das nicht länger ertrug - und ich hatte gehört, hier könne eine Frau Zuflucht finden…”
„Wie lange bist du verheiratet gewesen?” Magda erkannte die Sprecherin als die hochschwangere Byrna.
„Sieben Jahre!’
„Und hatte dein Mann dich zuvor schon geschlagen?”
„J-ja”, stammelte Keitha.
Byrna verzog das Gesicht. „Wenn du das zuvor ertragen hattest, warum entschlössest du dich plötzlich, es nicht länger hinzunehmen? Warum hast du, statt wegzulaufen, nicht versucht, dein Leben so einzurichten, daß du seine Mißhandlungen nicht mehr zu fürchten brauchtest?”
„Ich… ich habe es versucht…”
„Und als deine weiblichen Listen sein Herz nicht erweichen konnten, bist du davongerannt, weil du als Ehefrau versagt hattest?” fragte eine Frau, deren Namen Magda nicht kannte. „Glaubst du, wir seien ein Zufluchtsort für jede Frau, die mit ihrem Mann nicht fertigwird?”
Keitha hob den Kopf. Ihre grauen Augen flammten. „Ihr habt mich aufgenommen! Warum habt ihr mich das alles nicht gefragt, bevor ich den Eid ablegte?”
Ein seltsames Gemurmel lief um den Kreis, und Magda erkannte es zu ihrer Überraschung als Billigung. Camilla nickte, als habe Keitha einen Punkt für sich gebucht, und fragte sie: „In welcher Form hattet ihr die Ehe geschlossen? Als Freipartner oder di catenasl”
„Wir waren di catenas verheiratet”, gestand Keitha. Magda erinnerte sich: Das war die bindendste Art der Heirat, bei der die catenas oder EheArmbänder beiden Parteien um die Arme gelegt wurden. Eine solche Ehe war zivilrechtlich schwer aufzulösen.
„Dann wart ihr durch einen Eid aneinander gebunden”, stellte Camilla fest. „Was hältst du von dem Sprichwort, nach dem eine, die den ersten Eid gebrochen hat, auch den zweiten brechen wird?”
Keitha starrte Camilla rebellisch an. Ihre Lider waren gerötet, und aus einem Augenwinkel rann eine Träne, aber sie erklärte deutlich: „Ich halte es für Unsinn. Für dein Sprichwort biete ich dir ein anderes. Bricht einer den Eid, ist der andere nicht länger daran gebunden. Mein Mann schwor mir, als wir durch die catenas miteinander verbunden wurden, für mich zu sorgen und mich zu ehren, und doch habe ich von ihm nichts anderes erfahren als schlechte Behandlung und böse Reden und in letzter Zeit Schläge, daß ich um mein Leben fürchtete. Er hat seinen Eid viele Male gebrochen, bis ich mir sagte, daß er mich dadurch von meinem Eid entbunden hatte” Sie schluckte schwer und wischte sich die Augen mit dem Handrücken, sah die Frauen jedoch herausfordernd an. Endlich nickte Camilla.
„Das erkenne ich an. Margali, sag uns, warum du eine Amazone werden wolltest.”
Magda war plötzlich dankbar dafür, daß sie als dritte befragt wurde. Natürlich war der Sinn der Prozedur, die Neuen in die Defensive zu drängen, damit sie sich über ihre Motive klar wurden. Sie sagte mit fester Stimme: „Ursprünglich wollte ich gar keine Amazone werden. Ich wurde gezwungen, den Eid abzulegen, weil man mich entdeckte, als ich in Amazonentracht die Rolle einer Entsagenden spielte”
„Und warum bist du in Amazonentracht herumgelaufen?” fragte Rafaella. Magda sagte: „Ich wußte, daß kein Mann eine Freie Amazone belästigt. Ich wollte kein Ärgernis erregen und mich keinen Beleidigungen aussetzen, wenn ich allein reiste”
„Dann sag uns doch”, forderte Rafaella sie auf, „ob du es für richtig hieltest, ohne eigene Leistung Vorteil aus einer Immunität zu ziehen, die sich andere Frauen mit ihren Messern und durch Jahre der Entsagung verdient haben?”
Obwohl Magda sich innerlich unter der Feindseligkeit in ihrer Stimme wand, antwortete sie ganz ruhig.
„Ich wußte zu wenig von eurem Leben, um mir Gedanken darüber zu machen, ob es richtig oder falsch war. Lady Rohana schlug mir vor, als Freie Amazone zu reisen, aber für das, was geschah, trage ich selbst die Verantwortung.”
„Und warum hast du später deinen Eid gehalten?” fragte eine Magda unbekannte Frau. „Da du ihn unter falschen Voraussetzungen ablegtest, hättest du die Gildenmütter doch darum bitten können, von ihm befreit zu werden”
Magda warf einen Blick zu Mutter Lauria hinüber, die, in einen schweren Schal und einen Mantel gewickelt, unbewegt auf der anderen Seite des Kreises saß. Sicher würde sie doch etwas sagen? Aber sie sah Magda nicht an. Magda holte Atem. Sie
Weitere Kostenlose Bücher