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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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göttlichem Mitge
fühl liebevoll auf Magda niederzubücken. Meine Töchter, was sucht ihr… Verwirrt fragte Magda sich: Ist das ein neuer Test, den sie für uns arrangiert haben? Aber von der anderen Seite des Kreises her hörte sie immer noch Mutter Lauria zu Byrna sprechen: „Wir entschuldigen dich, wenn du müde bist, Kind”, und Byrna verlagerte voller Unbehagen ihr Gewicht und antwortete: „Ach nein, bitte - für mich ist das die einzige Gelegenheit, mit euch allen zusammen zu sein!”
Magda konnte die schimmernde Gestalt immer noch schwach sehen - aber sah sie sie nur im Geist, oder war sie real und stand innerhalb des Kreises vor ihr? Sie blinzelte, und die Erscheinung war verschwunden. War sie überhaupt dagewesen? Magda fragte sich, ob sie den Verstand verliere. Als Nächstes, dachte sie ironisch, höre ich noch Stimmen, die mir sagen, ich sei der neue Messias der Frauen!
Offenbar war Rafaella aufgefordert worden, die nächste Fragerunde zu leiten. Magda erschrak. Rafaella war pausenlos unfreundlich zu ihr gewesen. Sie hörte nur noch die Hälfte der letzten Frage:
„…euch lehren, Frauen und unabhängig statt nichts als der Besitz eines Mannes zu sein?”
Keitha tastete sich vor: „Vielleicht indem wir wie die Kadetten in der Burggarde darin unterwiesen werden, Waffen zu tragen, uns selbst zu schützen? Auf die Weise erzieht man Jungen zu Männern…”
Ihr ängstlicher Blick verriet, daß sie auf eine scharfe Ablehnung gefaßt war. Rafaella entgegnete jedoch nur milde: „Aber wir wollen, daß ihr Frauen seid, Keitha, keine Männer. Warum sollten wir euch dann ausbilden, wie Jungen ausgebildet werden?”
„Weil - weil Männer selbstsicherer sind. Frauen sind unterwürfig, weil sie all das nicht gelernt haben…”
„Nein”, sagte Rafaella. „Obwohl alle Amazonen lernen müssen, sich selbst zu verteidigen, wenn sie angegriffen werden, gibt es Frauen unter uns, die nie ein Schwert in der Hand gehalten haben - Marisela zum Beispiel. Doria, was meinst du?”
Doria schlug vor: „Vielleicht - indem wir einen Beruf erlernen und uns den Lebensunterhalt selbst verdienen, damit wir nicht davon abhängig sind, daß ein Mann uns mit Nahrung und Kleidung versorgt?”
„Dazu brauchst du keine Amazone zu sein”, widersprach eine Frau, die, wie Magda gehört hatte, Constanza genannt wurde. „Ich
verkaufe Käse auf dem Markt, wenn wir mehr herstellen, als wir essen können, und dort sehe ich viele Frauen, die sich den Lebensunterhalt selbst verdienen. Sie arbeiten als Zofen oder Dienerinnen oder waschen oder machen Lederarbeiten. Manche tun es, weil sie einen Tunichtgut oder einen Trunkenbold zum Mann haben und allein kleine Kinder durchbringen müssen, und ich kenne eine Frau, die Holzschüsseln schnitzt, weil ihr Mann auf einem Ritt im Gebirge ein Bein verloren hat. Und doch ordnet sie sich ihm, der in seinem Rollstuhl hinten in ihrer Bude sitzt, in allem unter. Das allein ist nicht die Antwort”
Rafaella fragte: „Margali, was meinst du?”
Magda zögerte. Sie war überzeugt, daß sie sagen konnte, was sie wollte, es würde nicht als richtige Antwort anerkannt werden. Dieser Teil der Schulungssitzung diente dazu, die Neuen zu verunsichern, ihre früh erworbenen, dummen Vorurteile zu zerstören. Sie sah im Kreis herum, als könne sie eine Antwort auf einem der Gesichter geschrieben finden. Zwei Mädchen hatten eine Decke um sich beide gewickelt und hielten sich an den Händen. Vor Magdas Augen wandte sich die eine der anderen zu, und sie tauschten einen langen Kuß. Noch nie hatte sie gesehen, daß Frauen sich in der Öffentlichkeit ihre Liebe bewiesen, und es schockierte sie. Rafaella wartete immer noch auf ihre Antwort. „Ich weiß es nicht”, gestand Magda. „Vielleicht wirst du es uns sagen”
„Wir fragen nicht danach, was ihr wißt, sondern was ihr meint”, erklärte Rafaella bissig.
So gedrängt, versuchte Magda, ihre unklaren Gedanken in Worte zu fassen. „Vielleicht - indem ihr uns abgewöhnt, uns wie Frauen zu kleiden, wie Frauen zu sprechen - denn das alles beeinflußt die Art, wie wir denken. Die Worte, die wir benutzen, die Art, wie wir gehen und reden und uns anziehen…” - sie wußte nicht recht, wie sie es ausdrücken sollte - „… weil wir dazu erzogen worden sind, uns auf eine bestimmte Art zu benehmen, und ihr uns eine andere - bessere - Art lehren wollt…”
War sie auf dem falschen Weg? Sie erinnerte sich an Jaelles Schwäche für schöne Kleider und ihre Sprache, die,

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