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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wenn sie mit Dom Gabriel oder Lady Rohana gesprochen hatte, ebenso sittsam gewesen war wie die der Lady. „In einer Beziehung hast du vollkommen recht”, sagte Camilla, „und in anderer Beziehung vollkommen unrecht. Ja, ihr alle werdet lernen, euch selbst zu schützen, auch mit Gewalt, wenn es mit vernünftigen Argumenten oder gutem Zureden nicht möglich ist, aber das allein macht euch nicht den Männern gleich. Der Tag wird kommen, wo Kleinigkeiten nicht mehr mit dem Schwert, sondern mit dem gesunden Menschenverstand entschieden werden. Im Augenblick akzeptieren wir die Welt, wie die Männer sie gemacht haben, weil keine andere zur Hand ist. Aber unser Ziel ist nicht, Frauen so aggressiv wie Männer zu machen, sondern zu überleben
- nur zu überleben -, bis eine bessere Zeit anbricht. Ja, ihr alle werdet lernen, euch den Lebensunterhalt selbst zu verdienen, aber man ist noch längst nicht frei von Abhängigkeit, wenn man finanziell von einem Ehemann unabhängig ist. Auch eine reiche Frau, die einen armen Mann heiratet, so daß sie von ihrer Großmut leben, hält sich, dem Brauch folgend, für verpflichtet, ihm zu dienen und zu gehorchen. Ja, ihr werdet lernen, daß ihr Frauenkleidung tragen könnt, wenn ihr es wollt, nicht, weil ihr es müßt, und zu reden, wie es euch gefällt, nicht Worte und Gedanken aus Angst, man könne euch für unmanierlich oder unweiblich halten, in Fesseln zu schlagen. Aber nichts davon ist das Wichtigste. Mutter Lauria, willst du ihnen sagen, was das Wichtigste ist, das sie lernen werden?”
Mutter Lauria beugte sich ein bißchen vor, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
„Nichts, was ihr lernen werdet, ist von der geringsten Bedeutung, außer dem einen: Ihr werdet lernen, auf neue Art von euch und von anderen Frauen zu denken”
Der Unterschied liegt in der Art, wie ihr über euch und über andere Frauen denkt. .. Die Gildenmutter hat recht, dachte Magda nüchtern. So, wie sie erzogen worden war, hielt sie es für selbstverständlich, daß sie sich den Lebensunterhalt selbst verdiente, die Akademie des Nachrichtendienstes auf Alpha besucht und dort gelernt hatte, sich im bewaffneten und im unbewaffneten Kampf zu verteidigen. Und in der terranischen Zone gab es keine besonderen Beschränkungen, was Kleidung oder Sprache betraf.
Und doch bin ich ebenso eine Sklavin des Brauchs und der Konvention wie ein Dorfmädchen aus den Kilghardbergen… War es Lady Rohana, die einmal sagte, manche Frauen hielten sich für frei und beschwerten sich doch mit unsichtbaren Ketten?
Auch Männer leiden unter den Ketten des Brauchs und der Konvention. Vielleicht ist die Frau, die es am nötigsten hat, befreit zu werden, die in jedem Mann versteckte Frau… Magda wußte nicht, woher der Gedanke gekommen war. Es war nicht ihr eigener. Ihr war, als habe ihn jemand hier im Raum laut ausgesprochen. Und doch sprach niemand außer Mutter Lauria. Aber was sie sagte, rauschte an Magda vorüber. Magda blinzelte und erwartete, wieder die Gestalt der Frau in Grau und Silber zu sehen, das göttliche Mitgefühl in ihren Augen…Nein, da war keine Spur von ihr, vor ihren Augen war nichts als Graue, in der fremde Gesichter schwammen, Männer und Frauen, und vor ihr schimmerte in der grauen Öde ein hoher weißer Turm…
Eine Stimme - ob die eines Mannes oder einer Frau, konnte Magda nicht unterscheiden - rief: „Hier ist ein Eindringling, jemand hat sich hierher verirrt, vielleicht in einem Traum! Schließt eure Barrieren!”
Und plötzlich war die Graue verschwunden, und Camilla fuhr sie an: „Margali, bist du hier mitten unter uns eingeschlafen? Ich habe dir eine Frage gestellt!”
Magda hatte völlig die Orientierung verloren. Sie sagte: „Ich bitte um Entschuldigung, meine Gedanken sind - abgeirrt.” Genau so war es gewesen, dachte sie, aber wohin waren sie abgeirrt? „Es tut mir leid, ich habe nicht gehört, was du mich gefragt hast, Eidesschwester.” „Was hältst du für den wichtigsten Unterschied zwischen Männern und Frauen?”
Magda wußte nicht, ob Keitha oder Doria die Frage schon beantwortet hatten; sie hatte keine Ahnung, wie lange ihr Geist in dem grauen Ödland dahingetrieben war. Die Gesichter, die sie dort gesehen hatte, das Bild der Frau, die eine Gedankenform der Göttin Avarra sein mußte, füllten immer noch ihr Gehirn. Sich bemühend, die zerstreuten Gedanken zu sammeln, sagte sie: „Ich glaube, nur der weibliche Körper macht den Unterschied aus” Das war die aufgeklärte

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