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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich. Magda kam sich überflüssig vor und ging. Einige der Frauen standen noch im Flur zusammen. Sie sagten sich gute Nacht und suchten ihre Zimmer auf. Nur Camilla blieb zurück.
„Fühlst du dich einsam, Eidesschwester?” fragte sie mit freundlicher, leiser Stimme. „Möchtest du heute nacht mein Bett teilen?”
Magda stand ganz steif vor Schreck da. Zuerst konnte sie gar nicht glauben, was sie da gehört hatte. Es kostete sie Überwindung, sich nicht von Camillas Hand loszureißen. Dann ermahnte sie sich, sie befinde sich an einem fremden Ort, und ihre Pflicht sei es, die Sitten der anderen zu akzeptieren, nicht umgekehrt. Camilla hatte sie bestimmt nicht beleidigen wollen. Magda versuchte, mit einem Lachen darüber hinwegzugehen. „Nein, ich danke dir, ich glaube nicht” Mir sind schon verrückte Anträge gemacht worden, aber der hier… Camillas Berührung war nicht unangenehm, aber Magda wünschte, sie könne sich davon befreien, ohne die andere Frau zu betrüben oder unfreundlich zu wirken.
Camilla flüsterte: „Nein? Ich bin zu Hause noch nicht willkommen geheißen worden, Eidesschwester…” Ihre Fingerspitzen berührten Magda nur leicht, doch Magda war sich dessen sehr bewußt, und es setzte sie in Verlegenheit. Sie merkte, daß sich einige der Frauen, die sich noch im Flur befanden, nach ihnen umsahen, aber sie fürchtete nichts so sehr, wie Camilla zu kränken, die nach ihren eigenen Moralbegriffen nichts Anstößiges getan hatte. Sanft machte sie sich von ihr los und murmelte kaum hörbar: „Ich bin keine Liebhaberin von Frauen, Camilla. Aber ich danke dir, und ich freue mich, deine Freundin zu sein.”
Die andere Frau lachte gutmütig. „Ist das alles?” Lächelnd gab sie Magda frei. „Ich dachte, du könnest dich einsam fühlen, das ist alles, und wir sind Eidesschwestern, und jetzt, wo Jaelle fern von uns ist, hast du hier im Haus niemanden, der dir nahesteht” Sie beugte sich vor und gab Magda einen behutsamen Kuß. „Wir sind alle einsam und unglücklich, wenn wir herkommen, so froh wir sein mögen, nicht mehr da zu sein, wo wir vorher waren. Es geht vorüber, breda” Sie benutzte die intime Form, die dem Wort die Bedeutung Liebling oder Geliebte gab, und das war Magda peinlicher als der Kuß. „Gute Nacht, schlaf gut, mein Liebes.” Allein in ihrem eigenen Bett, dachte Magda über den Abend nach. Ihr Verstand sagte ihr, daß das Stellen von Fragen, die nicht beantwortet worden waren und nicht beantwortet werden konnten, das absichtliche Erregen von Emotionen, über die man sich vorher nie ganz klar geworden war, seinen Zoll forderte. Es gelang ihr nicht einzuschlafen. Immer wieder ging sie die Fragen und die vielen Antworten durch. Dorias Tränen, die beiden sich umarmenden jungen Mädchen, Byrnas Ausbruch, Camillas Kuß auf ihren Lippen - alles vereinigte sich zu einem fieberartigen Wirbel. Was tat sie hier unter all diesen Frauen? Sie war eine freie Frau, eine Terranerin, eine ausgebildete Agentin, sie brauchte sich nicht mit diesen Fragen herumzuschlagen, die für die von der barbarischen Gesellschaft Darkovers versklavten Frauen so wichtig waren.
Unsichtbare Ketten… flüsterte eine Stimme in ihren Gedanken. Wo war Jaelle jetzt? Sie lag in der terranischen Zone in Peters Armen. Mutter Lauria hatte sie gefragt, ob es sie hart ankommen würde, ohne Liebhaber zu leben. Nein, das war es nicht, was sie wollte…
Und dann entstand ganz plötzlich wieder das Bild der Göttin Avarra vor ihren Augen, das Gesicht voller Mitgefühl, die Hände ausgestreckt, als wolle sie die Magdas ergreifen. Durch all die unbeantworteten Fragen und den Aufruhr in ihrem Herzen empfand Magda mit einem Mal einen tiefen Frieden.
Sie schlief ein, immer noch grübelnd: Was ist der Unterschied zwischen Mann und Frau? Was macht eine Comhi-letziis aus? Im Traum erkannte sie die Antwort, aber als sie aufwachte, hatte sie sie wieder vergessen. 6. Kapitel
„Ja, Sie würden in den Trockenstädten bestimmt als Eingeborener durchgehen”, sagte Jaelle, nachdem sie das Gesicht des großen, dünnen Mannes vor ihr studiert hatte, seine Adlernase, die hohe Stirn, den Busch silber-goldenen Haares darüber. „Helles Haar kommt in den Domänen nicht häufig vor, aber die meisten Trockenstädter haben helles Haar und blasse Haut. Ihr Hauptproblem wären die -die Verflechtungen der familiären Beziehungen und die daraus entstandenen Bräuche. Sie müßten eine sehr gute Geschichte in Bereitschaft haben, um das zu decken, was

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