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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fürchte, sie ist zu faul”, widersprach die Gildenmutter, „zu zufrieden mit den Dingen, wie sie sind. Vor drei Jahren wäre es noch
gegangen, jetzt nicht mehr. Wenn sie allerdings selbst den Wunsch hat, sollte man ihr eine Chance geben. Nur muß ihr klargemacht werden, wieviel Arbeit es ist. Intelligent genug ist sie sicher”
„Wißt Ihr, was ich gern täte?” fragte Cholayna. „Ich möchte bei allen Frauen hier einen Intelligenztest durchführen…wir haben sehr gute Tests ohne kulturelle Vorurteile, die nur die Fähigkeit messen, zu lernen und abstrakt zu denken”
„Das könnte für uns auch nützlich sein”, sagte Mutter Lauria und nickte. „Natürlich gibt es dumme Frauen, genau wie es dumme Männer gibt, aber der intelligentesten Frau kann man als Mädchen beibringen, daß ihr nützlichstes Talent in der Gesellschaft von Männern ist, sich dumm zu stellen, und die meisten lernen das nur zu gut! Die es nicht lernen können oder wollen, kommen oft zu uns. Aber manchmal haben wir Frauen, die sich schon vor dem Versuch, lesen zu lernen, fürchten, weil ihnen eingehämmert worden ist, das gehe über ihre Möglichkeiten hinaus. In Evandas Namen, wie kann man glauben, daß eine Frau, die spinnt und webt und in ihrem Gewächshaus Obst und Gemüse zieht und ihre Dienstboten beaufsichtigt, ihre Kinder lehrt und die Mittel für eine ganze Familie verwaltet, dumm ist! Das werde ich nie begreifen. Ebenso könnten wir einen Bauern, der sich mit seinen Feldern und seinen Tieren in jeder Jahreszeit auskennt, dumm nennen, weil er nichts über die Philosophie der alten Weisen weiß! Die Frauen treffen hier ein und halten sich für dumm, und ich weiß nicht, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen soll. Aber vielleicht, wenn man Eure Tests als Spiele darstellt und ich ihnen versichere, daß es verschiedene Arten des Lernens gibt…”
„Auf jeden Fall haben wir genug Tests wie auch Leute, um sie durchzuführen”, sagte Cholayna. „Ich denke an eine der Technikerinnen in der Psychologischen Abteilung. Ihre Arbeit hier könnte für Euch und für sie von Vorteil sein - ich glaube, sie könnte viel von Euch lernen. Sie ist.. ” Cholayna zögerte. „Ich bin mir nicht sicher, wie Ihr es nennt - Magda, hilfst du mir? Eine, die kein sexuelles Interesse an Männern hat…”
„Aenhtedris.” Magda benutzte den höflichsten von vielen Ausdrücken. Sie bekam jeden Tag im Gildenhaus gröbere zu hören, aber zur Zeit reagierte sie auf dieses Thema empfindlich.
„Sie würde sich freuen, zu erfahren, daß es in dieser Kultur einen Ort gibt, an dem man sie nicht verabscheut”, sagte Cholayna. „Sehr
viele unserer Kulturen sind - sollen wir sagen, alles andere als vollkommen? In eurer Gesellschaft nehmen diese Dinge einen unterschiedlichen Platz ein. Eher als andere könnte sie sich bei euch zu Hause fühlen, falls ihr bereit seid, jemanden aus einer fremden Welt zu akzeptieren - vielleicht so, wie ihr Magda - Margali - akzeptiert habt?” Mutter Lauria erklärte ziemlich steif: „Wie schön, daß Ihr glaubt, ihr könntet auch von uns etwas lernen” Cholayna lächelte sie mit entwaffnender Freundlichkeit an.
„Oh, Ihr dürft uns nicht nach unsern unerfreulichsten Vertretern beurteilen, Lauria. Es trifft sich unglücklich, daß der Koordinator ein engstirniger Mann ist, der schlechteste statt der beste, der nie den Wunsch hegte, nach Darkover geschickt zu werden, und den Posten aus politischen Gründen erhalten hat. Wir haben ebenso Leute, die die Welten, auf denen sie arbeiten, herzlich lieben und an ihnen teilhaben wollen. Magda zum Beispiel…”
Mutter Laurias Gesicht wurde weicher.
„Margali ist in Wahrheit eine von uns geworden, und wenn es unter euch andere gibt, die wie sie sind - oder wie Ihr, Cholayna -, werden wir sie als Freundinnen willkommen heißen. Und um ehrlich zu sein, auch bei uns gibt es genug Leute, die engstirnig sind und euch nach den Männern in den Raumhafenbars beurteilen, nicht nach euren Wissenschaftlern und anderen klügeren Personen. Manche halten euch vom Imperium sogar immer noch für Himmelsteufel… Um ihretwillen denke ich, Margali, daß es an der Zeit ist, die Wahrheit zu enthüllen, wer du bist und woher du kommst. Wenn dann herabsetzend von Terranern gesprochen wird, können die, die es besser wissen, sagen: „Bedenkt doch, Margali ist eine von ihnen, und sie hat ein ganzes Jahr lang als unsere Schwester mit uns in diesem Haus gelebt”, und so beweisen, daß Vorurteile töricht sind…

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