Gildenhaus Thendara
sie hier im Haus Unterricht im unbewaffneten Kampf, und da tauchst du auf, eine Neue, und bist besser als sie. Sie ist eifersüchtig, merkst du das nicht?”
Magda war sich nicht sicher. Sie fragte nur: „Fangen wir an?” und begann mit den ballettähnlichen Streckübungen, die jeder Trainingsstunde vorausgingen. Ihr Bein schmerzte, sie hörte auf, rollte das Hosenbein hoch und sah es sich an. Über der Wunde hatte sich fester Schorf gebildet; der Schmerz rührte nur daher, daß die Muskeln während der Zeit, die sie im Bett gelegen hatte, weich geworden waren.
„Bei mir auch”, stöhnte Byrna. „Marisela hatte mir eingeschärft, während der ganzen Schwangerschaft Übungen zu machen, aber ich war zu faul, und jetzt schimpft jeder einzelne Muskel mit mir.” Ihr Arm stieß gegen ihre vollen Brüste, und sie zuckte zusammen. „Und in einer halben Stunde muß ich nach oben gehen und den Kleinen füttern. Aber vorher will ich mich ein bißchen ausarbeiten, damit ich irgendwie wieder in Form komme” „Komm zu mir herüber, Byrna”, forderte Rafaella sie auf. „Ich weiß, wie das ist, wenn man seine Kondition zurückgewinnen will, während man einen hungrigen Säugling nährt, und ich werde dir zeigen, wie du deine Muskeln schnell kräftigen kannst. Und du, Margali”, setzte sie förmlich hinzu, „willst du mir den Gefallen tun, eine Weile mit Keitha zu arbeiten?” Magda dachte: Natürlich, sobald ich mit einer Frau zu reden beginne, die mir echte Freundlichkeit entgegenbringt denn seit der Nacht, als Byrnas Kind geboren worden war, mochte sie Byrna sehr gern ruft Rafaella sie weg, und ich bin wieder allein. Keitha kam gehorsam mit steifen Bewegungen herüber, und Magda sagte: „Versuche, deinen ganzen Körper weich und schlaff zu machen, Keitha. Solange du nicht aufhörst, dich davor zu fürchten, daß du dir weh tun könntest, wirst du immer verkrampft sein, und dann tust du dir bestimmt weh” Keitha, so dachte sie lieblos, war steif wie ein Stallbesen. Auf Magdas Drängen ließ sie sich fallen, streckte dabei aber einen Arm aus, um sich abzufangen.
„Nein, nein!” rief Magda. „Du mußt dich abrollen! Ganz locker - so” Sie zeigte es ihr, ließ sich entspannt auf die Matte fallen, ohne sich zu verletzen. Keitha versuchte tapfer, Magda zu imitieren, konnte jedoch einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken.
„Au!” Sie rieb sich Schultern und Hüfte. Magda war kurz davor, die Geduld mit ihr zu verlieren, sagte jedoch nur: „Paß auf, wie Doria es macht” Eine andere Frau näherte sich. Magda bückte hoch und fragte: „Möchtest du mit uns arbeiten?”
Die andere Frau gab mit vollendeter Höflichkeit zurück: „Nein, danke”, ging ans entgegengesetzte Ende des Saals und ignorierte Magda demonstrativ.
Keitha ist freundlich, Byrna ist es, und Doria ist es. Für die anderen existiere ich nicht, dachte Magda, zuckte die Schultern und wandte sich wieder Doria zu. Das letzte, was sie sich gewünscht
hatte, war, in direkte Konkurrenz mit Rafaella zu treten, doch irgendwie hatte sie auch das geschafft.
„Keitha, ich möchte nicht, daß du dich verletzt” Von neuem bemühte sie sich, der Frau klarzumachen, wie sie sich entspannen sollte. „Sieh her, so…” Magda ließ sich fallen und landete weich. Nach zwei oder drei weiteren Versuchen hatte Keitha, auch wenn sie den Trick noch längst nicht heraus hatte, doch etwas von der schrecklichen Steifheit verloren, die jeden Fall für sie zur Tortur machte. Nun ja, ein Menschenalter mit würdevollen, damenhaften Bewegungen war nicht so leicht zu überwinden. Byrna und Doria übten miteinander Haltegriffe. Doria strauchelte und fiel, und als sie sich hochrappelte, wurde der sie beobachtenden Magda erst jetzt etwas klar.
„Es ist nicht so sehr eine Sache der Bewegung wie der Atmung”, sagte sie. „Stelle dir das Zentrum deines Körpers hier vor und versuche, von da aus zu atmen” Sie wies auf die Mitte ihres Unterleibs. „Dieser Punkt hier, dein Schwerpunkt, bewegt sich nicht - dein Körper bewegt sich um ihn herum. Deshalb eignen sich Methoden der Selbstverteidigung, die für Männer entwickelt wurden, für Frauen nicht so recht. Der Schwerpunkt einer Frau liegt niedriger, weil der Knochenbau anders ist”
Aber manche Frauen sind beinahe wie Männer gebaut”, widersprach Doria. „Rafi - sie ist so groß und dünn.. ” Sie sah zu ihrer Pflegemutter hin, die ihre Arbeit unterbrach und zuhörte. Verlegen fuhr Magda fort: „Nicht das Geschlecht ist
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