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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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selbst gesagt, dass ein Versprechen nicht gebrochen werden darf.«
    »Außer mit einem Fluch. Du hast Recht«, seufzte Cal, »aber ich wünschte, du hättest Unrecht.« Wir ließen die Pferde Schritt gehen, ritten stumm nebeneinanderher, nahmen uns bei der Hand und lauschten unserem Herzschlag.
    Als wir am Schulgelände ankamen, blieben Josh und Cal mit den Pferden am Tor zurück, während Evie und ich in den Speisesaal eilten, um nicht zu spät zum Frühstück zu kommen. Danach rannten wir zur Krankenstation. Wir mussten unbedingt zu Helen und ihr das Stärkungsmittel geben. Aber die Krankenschwester versperrte uns den Weg.
    »Helen geht es sehr schlecht, fürchte ich«, sagte sie missmutig, als ob die Krankheit einer Patientin eine persönliche Beleidigung ihrer Heilkünste wäre. »Sie hat hohes Fieber und braucht Ruhe. Ich kann euch unmöglich zu ihr lassen.«
    »War der Arzt bei ihr?«, fragte ich enttäuscht.
    »Ja, der Arzt war gestern ganz spät noch einmal da, er meinte, es sei vielleicht eine Schockreaktion auf den Sturz. Er hat Helen etwas zum Schlafen gegeben. Ich bin sicher, es wird ihr bald besser gehen.«
    »Hat sie etwas gesagt, hat sie gesprochen? Hat sie nach uns gefragt?«, wollte Evie wissen.
    »Nein, nein und nochmals nein«, die Krankenschwester war jetzt sichtlich gereizt, »und jetzt hört auf, mir auf die Nerven zu fallen. Ich habe hier in Wyldcliffe genug Patientinnen gepflegt und weiß, was ich zu tun habe. Macht euch einfach keine Sorgen, das ist für alle das Beste.«
    Das war leichter gesagt als getan. Einen kurzen Moment lang keimte in mir der Verdacht auf, die Krankenschwester könnte ein geheimes Mitglied des Zirkels sein und würde uns deshalb von Helen fernhalten. Aber dafür gab es keinerlei Anhaltspunkte. Ich legte ihr eine Hand auf den Ärmel ihrer Schwesterntracht. »Bitte, Schwester McFarlane«, flehte ich, »lassen Sie mich nur für ein paar Minuten zu ihr. Ich weiß, dass Sie sich rührend um sie kümmern, aber wir machen uns solche Sorgen. Das Ganze war ein richtiger Schock für uns. Wenn ich sie nur einen klitzekleinen Augenblick sehen dürfte, dann wären wir beruhigt und würden Sie nicht mehr behelligen.«
    Die Schwester schürzte die Lippen und überlegte, dann gab sie nach. »Na gut, wenn euch so viel daran liegt. Es ist schön, dass ihr euch so um eure Freundin kümmert. Aber nur eine von euch und nur ganz kurz, ist das klar?«
    »Du gehst«, beeilte sich Evie zu sagen und drückte mir verstohlen die Phiole in die Hand, »ich warte hier.«
    Ich folgte der Krankenschwester in die sonnendurchflutete Krankenstation. Helen lag im ersten Bett gleich neben der Tür, die Decken waren zur Seite geschoben. Sie lag auf dem Rücken, und obwohl ihre Augen geschlossen waren, schien sie nicht wirklich zu schlafen. Sie bewegte unruhig den Kopf hin und her, und ihr schwacher Atem ging schnell.
    »Ich glaube, die Sonne blendet«, log ich, und die Krankenschwester ging zum Fenster hinüber, um die Jalousien weiter herunterzulassen. Ich nutzte die Gelegenheit und setzte die Phiole mit einer blitzschnellen Bewegung an Helens Lippen, etwas Flüssigkeit tropfte ihr in den Mund.
    »Nun, genug jetzt«, sagte die Krankenschwester freundlich, aber bestimmt, als sie zurückkam, »du siehst, sie ist in guten Händen. Du kannst ja später noch mal nach ihr sehen, dann kann ich dir mehr sagen.«
    Ich hatte keine andere Wahl und musste gehen. Aber wenigstens hatten wir es versucht.
    Wir holten noch unsere Bücher für den Unterricht, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich mich an diesem Morgen auf lateinische Verben konzentrieren sollte. Als wir unseren Klassenraum betraten, war Velvet gerade dabei, einer Schar staunender Mitschülerinnen eine ihrer Geschichten zu erzählen, während sie auf die Lehrerin warteten. Sie hingen regelrecht an ihren Lippen. Sophie allerdings war nicht dabei.
    Velvet bemerkte mich und schenkte mir ihr charmantestes Lächeln.
    »Hey, Sarah, schau mal, ist das nicht witzig?« Evie beachtete sie gar nicht. Seit ihrem ersten Zusammentreffen war Evie Luft für sie.
    Ich war nicht in der Stimmung für Velvets Scherze. Eigentlich wollte ich sie nur fragen, aus welchem Grund sie in Helens Nähe gewesen war, als der Unfall passierte, aber nicht vor all den anderen. »Was denn?«, fragte ich knapp.
    »Wir schauen uns gerade die neuesten Fotos an.« Velvet reckte ein aufgeschlagenes grellbuntes Klatschmagazin in die Höhe. Quer über die mittlere Doppelseite war die

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