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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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Schlagzeile zu lesen: Rick Romaines rebellische Tochter! Sie hielt mir den Artikel direkt unter die Nase, und ich begann zu lesen.
    Velvet Romaine, Spross des Rockstars Rick Romaine und des Supermodels Amber Romaine, ist jetzt Schülerin einer der exklusivsten und renommiertesten Schulen des Landes. Die Wyldcliffe Abbey School für junge Ladys ist bekannt für ihre Strenge und eiserne Disziplin. Wird diese steife und integre Umgebung Velvet von dem Virus exzessiver Ausschweifungen heilen, der sie in der Vergangenheit so oft heimgesucht hat? Oder wird dieser »brodelnde Vulkan« selbst hier nicht zu bändigen sein?
    Unter dem Artikel war ein Hochglanzfoto von Velvet zu sehen, wie sie an ihrem ersten Tag in Wyldcliffe auf den breiten Eingangsstufen posierte. Im Hintergrund erkannte man eine schmale, unscheinbare Frau, die ihr Gesicht abwandte. Es war Miss Scratton.
    Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Ich musste hier raus.
    »Und die Fotografen hängen immer noch im Dorf rum, weil sie nicht genug von mir bekommen können«, brüstete sich Velvet, »ich muss mir etwas Sensationelles für sie einfallen lassen.«
    »Ich denke, du hast schon genug Schaden angerichtet«, ließ ich sie kalt abblitzen.
    »Hey, was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?«
    »Frag Sophie«, zischte ich und wandte mich dann an Evie. »Ich habe mein Lateinbuch im Schlafsaal vergessen, kommst du mit?« Evie wirkte überrascht, verließ aber mit mir den Klassenraum.
    »Hast du Miss Scratton auf dem Foto gesehen?«
    »Ja, natürlich. Aber warum ist das so wichtig?«
    »Es hat mich an etwas erinnert. Schnell, bevor Miss Clarke kommt und uns aufhält.«
    Wir hasteten an der Bibliothek vorbei, die dunkle Treppe hinunter in den roten Korridor. Er hieß so, weil die Wände mit karmesinrotem, inzwischen verblichenem Damast bezogen waren. Einst führte er zu einem Ballsaal, der aber seit einiger Zeit verschlossen war. Die meisten Zimmer in diesem Teil des Schulgebäudes standen schon seit Jahren leer, benutzt wurden nur drei Gemeinschaftsräume, die Miss Scratton für die Unter-, die Mittel- und die Oberstufe eingerichtet hatte. Am Ende des Korridors befand sich die mit einem Vorhängeschloss gesicherte Tür zum alten Ballsaal. Von hier zweigte ein weiterer Gang ab, der als Abkürzung zu den Umkleideräumen im rückwärtigen Teil des Gebäudes genutzt wurde. Hier hingen düstere Gemälde von trostlosen Landschaften, dazwischen einige verblichene Fotografien. Rasch ging ich den Gang entlang und scannte die Wände.
    »Hier ist es.« Ich verharrte vor einem sepiafarbenen Foto mit der Aufschrift »Wyldcliffe Abbey School, Kriegsende 1918«.
    Etwa vierzig Mädchen in Schuluniformen mit schmalen aufliegenden Kragen standen in Reih und Glied und lächelten in die Kamera. Sie hielten Fahnen in der Hand und ein mit Rosetten geschmücktes Bild, auf dem zu lesen war: »Frieden und Sieg«. In der letzten Reihe standen etwa ein halbes Dutzend Lehrerinnen, würdevoll und mit ernsten Gesichtern, gezeichnet von den Entbehrungen des Krieges, aber auch von der Erleichterung über sein Ende. »Schau, hier!« Ich zeigte auf eine Gestalt am Ende der Reihe. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht, so als ob die Kamera ihr Gesicht nicht einfangen sollte.
    »Das ist Miss Scratton. Ich bin sicher, sie ist es.«
    »Ein bisschen unscharf«, meinte Evie, sie schien nicht überzeugt.
    »Aber genau diese Haltung hat sie auch auf dem Foto mit Velvet, siehst du das nicht?«
    »Ich nehme an … sie könnte es sein, vermute ich.«
    »Sie ist es, da bin ich sicher. Und das bedeutet, sie könnte meine Urgroßmutter Maria gekannt haben. Sie war nach Kriegsende Schülerin hier in Wyldcliffe.«
    »Und wie hilft uns das weiter?«, fragte Evie.
    »Ich habe in letzter Zeit oft an Maria gedacht, und ich fühle, dass sie irgendwie in all das verwickelt ist. Ich glaube … ich glaube, ich habe sie gestern oben auf dem Blackdown Ridge gesehen, in der Nähe des Steinkreises. Ist das nicht seltsam, genau an dem Tag, als Helen und Miss Scratton schwer verletzt worden sind?«
    »Kann das nicht auch Zufall sein?«
    »Ich glaube nicht an Zufälle, wie du weißt. Und es war auch kein Tagtraum oder so was. Ich … nun, ich hoffe, du bist mir nicht böse, Evie, ich habe deinen Talisman benutzt, und dann habe ich Maria gesehen, oder jedenfalls ein Mädchen, und dann habe ich diese Trommeln gehört. Und Helen hat Trommeln gehört, als sie die Vision von ihrer Mutter hatte. Und dann die Nachricht an

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