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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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großen Eiche vorbei. Wir spielen Hockey und Lacrosse. Die Ställe liegen in der Nähe des Haupthauses.«
    »Mein Gott, ich hasse Mannschaftssport. Dann lieber zu den Ställen. Aber ich bin hier eigentlich noch nicht durch. Mit diesen verfallenen Gemäuern könnte man irgendwann noch etwas starten.«
    »Etwas starten? Und was?«
    »Keine Ahnung, vielleicht eine heidnische Party«, antwortete Velvet lässig, »das wäre ziemlich cool. Magie um Mitternacht, was meinst du? Das würde den Ruinen ein bisschen Pep geben.«
    Ich schlug den Weg zu den Ställen ein. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, Velvet so über Rituale und Magie lästern zu hören. Für mich und meine Freundinnen waren all diese Dinge Realität. Bedrohliche, sogar tödliche Realität. Es gab zwei Wyldcliffes. Auf der einen Seite die exklusive Traditionsschule mit Unterricht und Examen. Dort waren gute Noten und die Vorbereitung auf die Universität wichtig, aber auch der sportliche Erfolg der Schulteams sowie Einladungen zu gesellschaftlichen Ereignissen während der Ferien. Aber es gab auch das andere Wyldcliffe: ein Schlachtfeld im Kampf zwischen Finsternis und Licht. In dieser Welt herrschten die Mächte der Vergangenheit und die mystischen Kräfte.
    An diesem strahlend hellen Frühlingstag war es schwer zu glauben, dass wir erst vor wenigen Wochen erleben mussten, wie Sebastians Seele in die Ewigkeit entlassen wurde und Mrs Hartle, die frühere Schulleiterin und Helens Mutter, als rachsüchtiger Geist auf die dunkle Seite wechselte. Sie hatte sich entschlossen, ihre bizarre Persönlichkeit dem durch und durch verdorbenen König der Unbesiegten zu unterstellen, jenen schrecklichen Mächten, die den Tod betrogen und eine unheilige Allianz mit der Schattenwelt eingegangen waren. Wer konnte wissen, ob sie uns jetzt in Ruhe lassen oder einen weiteren Angriff planen würde? Und was war aus Mrs Hartles Hexenzirkel der Dunklen Schwestern geworden? Hatten sie ihr Streben nach elementarer Macht aufgegeben, oder warteten sie nur darauf, sich wieder zusammenzuschließen, um noch gewaltiger und gefährlicher zu werden als zuvor? Als ich mit Velvet durch den erblühenden Frühlingsgarten lief, schlug mein Herz wie eine Trommel in meiner Brust, und ich fühlte, wie mich in den Hügeln verborgene Augen anstarrten wie beutegierige Aasgeier. Das Trommeln erfüllte nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Kopf und machte mir Angst.
    Mein Wyldcliffe, mein reales Wyldcliffe, war ohnehin schon voller alltäglicher kleiner Dramen, da hatte mir Velvets selbstverliebter Schwachsinn gerade noch gefehlt. Ich musste unbedingt Evie und Helen treffen, um unsere nächsten Schritte zu besprechen. Ich würde Velvet noch die Ställe zeigen, sie zum Schlafsaal bringen und dann dort alleine lassen, damit sie auspacken und sich einrichten konnte. Dann hätte ich meine Pflicht erfüllt und könnte meine Freundinnen begrüßen. Außerdem brauchte mich Velvet Romaine wohl kaum als Babysitter.
    Je näher wir den Ställen kamen, umso ruhiger wurde ich. Pferde hatte ich schon immer gemocht, das ist wie eine Familientradition. Mein Vater trainiert Rennpferde, mal seine eigenen, mal die Tiere anderer wohlhabender Leute. Der mir entgegenströmende erdige Geruch der Ställe gab mir Trost und Zuversicht, eine würzige Mischung aus Stroh, Futter und dem süß-scharfen Duft von Pferdehaaren. Das alles erinnerte mich an eine Zeit, in der die Natur noch ursprünglich gewesen war und wir in Harmonie mit unseren Pferden und der Landschaft lebten. Ich ging zu einer der Boxen, wo mein Pferd Starlight schon wartete, und küsste es auf seine weiche Nase. Einer unserer Stallburschen hatte es schon gestern mit dem Anhänger nach Wyldcliffe gebracht, zusammen mit Bonny, meinem lustigen, geduldigen und ziemlich übergewichtigen Pony. Eigentlich war ich ein bisschen zu groß für ihn, aber ich hatte Bonny für Evie mitgenommen, die auf seinem breiten Rücken das Reiten gelernt hatte und sich auf anderen Pferden unsicher fühlte.
    »Deins?«, fragte Velvet und tätschelte Starlights Hals. »Hübsch.«
    »Ja. Reitest du auch?«
    »Allerdings. Wir haben einige Zeit in Argentinien gelebt, und ich habe mich mit dem Poloteam herumgetrieben. Coole Sache. Wow, wem gehört denn dieses Prachtexemplar?« Sie ging zur anderen Stallseite und bewunderte die herrliche weiße Stute, die in der großen Box angebunden war. Velvet pfiff durch die Zähne und begutachtete das Tier von allen Seiten. Sie war es gewöhnt, mit

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