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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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ganzen Schule kein anderes Thema als Velvet gäbe. Wir eilten die Stufen zu den Schlafsälen hoch.
    »Bitte auf der Treppe nicht rennen!«, tadelte Miss Clarke, die Lateinlehrerin, als ich im zweiten Stock ankam.
    »Ah, du bist es, Sarah. Da du heute nicht im Unterricht warst, wollte ich dich bitten, nach dem Abendessen zu mir zu kommen und dir die Aufgaben zu holen.«
    »Ja, natürlich, entschuldigen Sie bitte.«
    Ich zwang mich, den Rest des Weges langsamer zurückzulegen. Als wir unseren Schlafraum betraten, lag Velvet zusammengekrümmt auf ihrem Bett. Ihre Kleidung war von oben bis unten verdreckt, und sie hatte eine breite Schramme auf der Wange. Ruby beugte sich gerade über sie.
    »Wir würden gerne mit Velvet sprechen«, sagte ich zu Ruby, »kannst du uns einen Moment alleine lassen?«
    Ruby war meine Wut nicht entgangen, sie verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
    »Von mir aus kannst du dir gerne das Genick brechen«, begann ich, »aber Finger weg von unschuldigen Tieren. Du hattest überhaupt kein Recht, das Pferd zu nehmen. Das war total egoistisch und unverantwortlich.«
    Velvet tat gelangweilt und gähnte. »Oh, Schluss mit der Predigt, Sarah. Geh mir nicht auf die Nerven. Ich schwöre, Seraph ist nichts passiert. Es sind nur harmlose Schnittwunden. Josh hat ihn sich angesehen und gesagt, dass es nicht so schlimm ist, wie es aussieht. Nach der Meinung von Celestes bekloppten Freundinnen habe ich das Tier natürlich absichtlich gequält und fast in den Tod getrieben.«
    Die Nachricht über Seraph beruhigte mich etwas, aber trotzdem war ich noch nicht fertig mit Velvet. »Welche Rolle hast du eigentlich bei Helens Unfall gespielt?«, fuhr ich fort. »Hast du sie gestoßen oder sie gezwungen runterzuspringen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, antwortete Velvet, setzte sich auf und begann, den verkrusteten Schlamm von ihren Reithosen zu bürsten. »Hast du es schon wieder vergessen? Du und ich haben uns nichts zu sagen.«
    »Oh, ich glaube doch«, erwiderte ich, »wir wissen von dem Feuer in deiner letzten Schule. Wir wissen mehr, als du denkst.«
    »Dann wollt ihr also wissen, dass ich es darauf angelegt habe, Gina bis an ihr Lebensende zu entstellen? Dass ich meinen Freund in den Selbstmord getrieben und dafür gesorgt habe, dass meine kleine Schwester bei einem Autounfall stirbt? Ich nehme an, ihr habt in irgendeinem dieser Drecksmagazine gelesen, dass ich eifersüchtig auf Jasmine war und sie aus dem Weg räumen wollte und deshalb alles arrangiert habe? Es ist übrigens gar nicht so einfach, einen Autounfall zu inszenieren, falls euch das noch nicht aufgefallen sein sollte. Mein Gott, es macht mich krank, dass die Leute diesen Mist auch noch glauben! Ihr wisst nichts über mich, nichts!«
    »Ich weiß, dass es mich krank macht, wenn mich Leute anlügen und meinen Freundinnen wehtun«, antwortete ich. »Warum ist Helen gefallen? Sag’s mir!«
    »Woher soll ich das wissen? Frag sie doch selbst.« Velvet warf Helen, die neben mir stand, einen hilfesuchenden Blick zu. »Sieh den Tatsachen ins Auge, Sarah, es hatte nichts mit mir zu tun. Helen hat sich selbst aus dem Fenster gestürzt. Glaubst du das nicht insgeheim auch? Alle sagen, dass sie verrückt ist. Dafür kannst du mich nicht verantwortlich machen.« Sie brach in Tränen aus. »Sie versuchen, mir alles in die Schuhe zu schieben. Aber ich kann nichts dafür, ich kann es nicht kontrollieren …« Dann schüttelte sie sich, sie bebte vor Zorn. »Warum fragst du mich das alles überhaupt?«, fauchte sie. »Was weißt du wirklich?«
    Ich zögerte, hin- und hergerissen. Ein Teil von mir wollte Velvet alles erzählen, sie davor warnen, dass sie ein Prüfstein war. Ich wollte ihr helfen, aber ich glaubte nicht, dass sie mir zugehört hätte. Sie war zu wütend und zu verbittert. Sie wollte keine Hilfe, sie wollte auf die Welt einschlagen, die ihr wehgetan hatte, und ihr damit ebenfalls wehtun. Sie sah mich wachsam an wie eine Katze. »Passiert dir das auch?«, fragte sie leise. »Hast du auch … Macht?«
    »Wir haben alle Macht, oder?«, antwortete ich ausweichend. »Allein jung zu sein ist eine Macht.«
    »Nein, ich meine besondere Kräfte. Nicht wie in den Bühnenshows meines Vaters, dieser Voodoozauber oder dieser Black-Magic-Hokuspokus. Mein Vater steht drauf, aber ich weiß, dass das alles nur Schwindel ist, obwohl er behauptet, von einer Hexe abzustammen, die vor Urzeiten mal aufgehängt worden ist. Alles nur Showbusiness. Aber ich

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