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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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keinen richtigen Plan, ich dachte nur, so schnell wie möglich von der Schule weg. Auf dem Schild am Weg stand ›Beacon Hill‹, kennt ihr das?«
    »Das ist die alte Festung auf dem Hügel«, erklärte Helen, »von dem Gemäuer ist allerdings nichts mehr übrig. Ganz früher stand dort ein Tempel.«
    »Ich bin höher und höher geritten, bis fast auf den Hügelkamm. Der Ausblick war fantastisch, man konnte meilenweit sehen, und ich dachte, Wyldcliffe wäre gar kein so schlechter Ort, wenn man einfach nur reiten, nachdenken und frei sein könnte. Dort oben war es so friedlich … jedenfalls war ich richtig glücklich. Ich lachte über die anderen, die in der Schule schmorten, und fragte mich, was ihr wohl sagen würdet, wenn ihr von meinem Abenteuer wüsstet. Dann kam mir der Gedanke, ein Beweisstück zu besorgen, und ich überlegte, bis St. Martin’s, oder wie auch immer diese Jungenschule heißt, zu reiten. Ich würde dort ein paar Jungs anmachen und mir ihre Telefonnummern geben lassen als eine Art Trophäe. Ich hatte sogar einen von diesen Paparazzi-Fuzzis angerufen und ihm gesagt, dass er mich später im Dorf beim Schuleschwänzen fotografieren könnte. Es ist geschmacklos, ich weiß, aber alle machen es. Was glaubt ihr, wie die sonst zu ihren Fotos kommen?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal«, erwiderte ich, »aber was passierte dann? Wie konntest du Seraph in solche Schwierigkeiten bringen?«
    »Das versuche ich dir ja gerade zu erklären. Ich habe es nicht mit Absicht gemacht. Ich ritt also in Richtung St. Martin’s, als plötzlich alles anders wurde. Etwas Unheimliches geschah.« Sie zögerte. »Ich schwöre, es war so, auch wenn es wirklich unglaublich klingt. Das Licht veränderte sich, es wurde plötzlich dämmrig. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Es schien, als ob die Farbe aus allem herausgesaugt worden wäre. In der Ferne hörte ich eine Frau singen. Dort musste ich hin! Seraph wich zur Seite, schnaubte und bewegte den Kopf auf und ab, dann bäumte sie sich auf und schoss wie ein Rennpferd nach vorne in Richtung der Stimme. Ich dachte nur noch an eines: Festhalten, bloß nicht abgeworfen werden! Ich wusste nicht, wohin es ging oder wie ich Seraph stoppen konnte. Die Stute schien auf einmal übernatürliche Kräfte zu haben, meine Arme schmerzten von dem Versuch, sie zu zügeln. Ich hatte Angst, dass wir direkt auf den Sumpf am anderen Ende der Moors zugaloppierten, ich hatte Geschichten von Leuten gehört, die dort hineingeraten und nie wieder zurückgekehrt waren. Wir mussten schon sehr nahe sein, denn der Boden begann weich und matschig zu werden, und der Schlamm spritzte unter Seraphs Hufen hoch. Ich schloss einfach die Augen und wartete ab. Plötzlich ging es bergauf, und die Luft wurde kühler. Vor uns tauchte ein bewaldeter Hang auf. Ganz im Hintergrund war ein altes Haus zu erkennen. Wir umrundeten es, und wie auf einen stillen Befehl galoppierte Seraph wie besessen den Hang hoch, quer durch die stacheligen Ginsterbüsche und verletzte sich furchtbar die Beine.«
    Während Velvet ihre Geschichte erzählte, schien mein Herz immer langsamer zu schlagen, ich sah uns drei, als wäre ich ganz weit weg. Ich blickte aus dem Fenster, wo der Tag ruhig und hell vor mir lag. Die Lösung war in greifbarer Nähe. Bald würde ich selbst draußen auf den Hügeln sein und mein Schicksal suchen. Suche und du wirst finden. Ich brauchte nur noch ein einziges Puzzleteil.
    »Was geschah dann?«, fragte Helen.
    »Seraph kam abrupt zum Stehen und warf mich ab. Das geschah am Hang, direkt oberhalb des alten Hauses, ich stürzte auf etwas Hartes, wie ein Grabmal oder so was Ähnliches.«
    Ich wusste, was sie jetzt sagen würde. Ich wusste, was sie gesehen hatte.
    »Es war eine verwitterte, mit Moos bedeckte Steintafel, und es waren Buchstaben eingemeißelt, ein … ein Name.«
    »Sebastian Fairfax«, sagte ich.
    »Woher weißt du das?«, fragte sie verwundert.
    »Ich weiß es einfach, erzähl weiter.«
    »Die Inschrift besagte etwas wie ›Zur Erinnerung an Sebastian Fairfax, geliebter Sohn‹, und als ich näher heranging, bemerkte ich, dass jemand hinter mir stand. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht, und ich musste mich umdrehen, obwohl ich gar nicht wollte. Und dann sah ich ihn.«
    »Wer war es?«, fragte ich, obwohl ich es bereits wusste.
    »Er war wunderschön«, flüsterte Velvet, »jemanden wie ihn hatte ich noch nie gesehen. Er trug Reitkleidung und einen langen

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