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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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ohne ihn ... dass ich Lady Agnes Templeton und nicht
irgendein unbedeutendes Mädchen bin ... mich wahnsinnig machen ... hübsch ausstaffierte Puppe ... verändert in den letzten Monaten ... unsichtbare, unbekannte Macht in mir ... Flammen tanzen wie strahlende Blätter im Wind ... Ich habe Angst, und gleichzeitig bin ich auch richtig beschwingt ... hinter mir liegt die Kindheit ... vor mir meine Bestimmung ...
     
    »Oh!« Ich zuckte zusammen. Jemand hatte sich heimlich an mich angeschlichen, schaute mir über die Schulter und las mit. Ich schlug das Buch zu und wirbelte herum.
    Es war Harriet.
    »Ich hatte dich gar nicht gesehen«, sagte ich und versuchte, gleichgültig zu klingen. »Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt.«
    »Was liest du da?« Harriet wirkte so angespannt wie ein in die Enge getriebenes Tier, aber ich war diejenige, die das Gefühl hatte, in der Falle zu sitzen.
    »Äh …« Ich zeigte ihr den Titel des Buches. »Biologie für die Mittelstufe.«
    Harriet beugte sich über mich. »Und was liest du wirklich? « Sie legte ihre Hand auf das Buch und versuchte, es mir wegzunehmen.
    »Nein!«, rief ich, und eines der anderen Mädchen im Raum blickte auf und runzelte die Stirn. »Das ist privat«, flüsterte ich verzweifelt. »Bitte, Harriet, schau nicht hin. Es ist mein Tagebuch.«
    »Das glaube ich dir nicht«, fauchte sie. Ich starrte sie verblüfft an. Ihre ganze unbeholfene Furchtsamkeit war verschwunden, und sie erinnerte mich an einen Betrunkenen, den ich einmal vor einem Pub gesehen hatte und
dessen Augen voller Feuer und Selbstmitleid gewesen waren. »Ich brauche es. Ich will es. Gib es mir.«
    Unvermittelt ließ sie das Lehrbuch los, hob die Hand und schlug mir ins Gesicht. Ich schrie überrascht auf, und die Mädchen auf dem Sofa drehten sich zu uns um und starrten uns an.
    »Was ist da los?«, fragte eine von ihnen. Harriet war auf einem Stuhl zusammengebrochen und weinte laut.
    »Es tut mir leid, Evie, es tut mir so leid.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich zu den anderen. »Sie ist ein bisschen durcheinander; sie hat Heimweh, das ist alles.« Ich verstand nicht, warum ich Harriet beschützte, aber ich wollte nicht, dass irgendwer mitbekam, was passiert war. »Kann jemand von euch Miss Barnard herholen? Harriet ist in ihrer Klasse.«
    Sie nickten und gingen nach draußen. Harriet packte meine Hand. »Es tut mir so leid, Evie. Ich mag dich; ich möchte, dass du meine Freundin bist. Du bist nett zu mir gewesen, was sonst niemand ist. Und jetzt wirst du mich h-hassen«, schluchzte sie.
    »Ich hasse dich nicht, Harriet, ich verstehe bloß nicht …«
    »Ich habe solches Kopfweh«, jammerte sie.
    »Hör auf zu weinen; davon wird es nur noch schlimmer. « Aber nichts von dem, was ich tun oder sagen konnte, tröstete sie.
    Die Tür ging auf, und Miss Barnard trat ein. Sie war jünger als die meisten anderen Lehrerinnen, und sie wirkte besorgt.
    »Was ist passiert? Jenny hat gesagt, es hätte einen Vorfall gegeben.«

    »Nein, eigentlich nicht.« Ich zögerte und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. »Harriet fühlt sich nur einfach nicht wohl.«
    »Ich fürchte, es ist die Jahreszeit für Erkältungen und Fieber«, antwortete Miss Barnard und streckte die Hand aus, um sie auf Harriets Stirn zu legen. Das Mädchen wich vor ihr zurück wie ein wild gewordenes Tier. »Rühren Sie mich nicht an«, fauchte sie, und in ihren Augen loderte erneut der wilde Blick. Einen Augenblick später sackte sie wieder schlaff auf ihren Stuhl zurück. Sie wirkte erschöpft. »Es ist so dunkel hier drin«, murmelte sie. »So dunkel.«
    Ich sah zu Miss Barnard hinüber; inzwischen war ich wirklich beunruhigt. »Was ist los mit ihr? Liegt es an dem Unfall, den sie gehabt hat?«
    »Den müsste sie inzwischen eigentlich überstanden haben. Aber Internate sind nicht für jeden Menschen gut. Harriet scheint es schwerzufallen, sich hier einzuleben. Ich denke, wir sollten uns mit ihrer Familie in Verbindung setzen.«
    »Nein! Bitte sagen Sie meiner Mom nichts davon! Das dürfen Sie nicht!« Harriet hörte auf zu weinen und putzte sich die Nase. »Es tut mir leid. Ich habe mich einfach nur aufgeregt und dumm benommen, weil ich so schlimme Kopfschmerzen habe. Aber morgen werde ich mich wieder besser fühlen, das verspreche ich. Bitte, Evie, sag es ihr.«
    Ich zögerte. Ein Teil von mir spürte, dass Miss Barnard, wenn ich ihr sagte, wie Harriet explodiert war und mich geschlagen hatte, sofort alle Hebel in

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