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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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bald, das schwor ich mir, würde ich genug wissen, um den Talisman zu erwecken und diesen Alptraum für immer zu beenden.

Einunddreißig

    S o lautlos wie ein Geist betrat ich den Gemeinschaftsraum der Lehrerinnen und schloss die Tür wieder hinter mir. Zwei hohe Fenster gingen zur Auffahrt hinaus. Die Läden waren geöffnet, und ein kalter Strahl aus Mondlicht fiel in das Zimmer. Mitten im Raum befand sich ein großer Holztisch, und beim Kamin war eine Gruppe bequemer Sessel. Eine ganze Reihe Essays und akademischer Magazine lagen noch auf dem Tisch, neben einer Tasche mit Strickzeug. Es war ordentlich und ruhig, wie man es von einem Haufen altmodischer Lehrerinnen erwarten würde.
    Zwischen den Fenstern gab es ein niedriges Regal mit einer Glastür. Ich trat rasch näher und überflog die Bücher darin: Wörterbücher und Nachschlagewerke, und ein seltsamer Band mit Kreuzworträtseln. Dann hörte ich draußen, auf dem Flur, Stimmen. Sie kamen näher, wie schwarzer Nebel, der langsam herankroch.
    Ich sprang auf und sah mich panisch um. An der Wand gegenüber dem Kamin stand ein großer Schrank, eine Art Kleiderschrank. Ich riss die Tür auf und kletterte hinein. Er war mit den dunklen akademischen Gewändern vollgestopft, die die Mistresses trugen. Ich zog die Tür zu und hielt den Atem an.

    Ich konnte fünf oder sechs Frauen ausmachen, die sich im düsteren Licht so um den Tisch herum aufbauten, dass sie mir den Rücken zuwandten. Eine von ihnen stellte einen schweren Kerzenständer in die Mitte des Tisches und zündete die vier schwarzen Kerzen an. »Feuer des Südens, Luft des Ostens, Erde des Nordens, Wasser des Westens, beschützet unsere Versammlung. Möge das Licht kein Licht sein, möge die Dunkelheit unser Führer sein, mögen unsere Herzen sprechen und unsere Zungen unsere Geheimnisse bewahren.«
    Die Frau, die die Kerzen angezündet hatte, ging zum Kamin und schien an einem behauenen Marmorstein in der Mitte des sorgfältig gestalteten Kaminsimses zu ziehen. Ein Knirschen wie von Stein auf Stein erklang, und der Marmorstein bewegte sich. Eine Öffnung kam zum Vorschein. Sie griff hinein und nahm einen Gegenstand heraus, der in ein Stück mit Troddeln versehenen Stoffs eingewickelt war. Ich blinzelte durch den Türspalt, versuchte zu erkennen, was da vor sich ging. Die Frau schlug den Stoff zurück, und ich musste mich bemühen, nicht laut nach Luft zu schnappen. Es war das Buch, uralt und mystisch, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie legte es auf den Tisch und sang: »Durch das Wort lernen wir, durch das Wort verfluchen wir, durch das Wort werden wir siegen.«
    Dann verbeugten sich alle Frauen vor dem Buch, und eine von ihnen trat vor ins Licht.
    »Danke, Schwester«, sagte sie. Es war Miss Raglan. Also hatten wir die ganze Zeit recht gehabt, was sie betraf. Sie gehörte zum Hexenzirkel von Wyldcliffe. Miss Raglan stand mit dem Rücken zum Kamin; ihre Hände
ruhten auf dem Tisch. Von meinem Versteck aus konnte ich im matten Kerzenlicht ihr Gesicht gut sehen. »Danke, dass ihr alle meinem Aufruf gefolgt seid«, sagte sie. »Ihr habt unserem Hexenzirkel lange und treu gedient. Jetzt ist es an euch zu entscheiden, welche Schritte wir als Nächstes unternehmen.«
    »Was gibt es da zu entscheiden?«, fragte jemand mit einer unangenehmen, unfreundlichen Stimme. Mein Herz verkrampfte sich. Miss Dalrymple. Pingelig, lächelnd und absolut heimtückisch. »Unser Weg ist klar«, sagte sie. »Wo immer sich Lord Sebastian auch versteckt, er kann in seiner menschlichen Gestalt nicht mehr lange überleben. Er ist im Begriff, zu versagen und zerstört zu werden. Wenn wir nicht jetzt etwas unternehmen, wird es für ihn zu spät sein, die Unsterblichkeit zu erlangen und uns mit in die ewige Herrlichkeit zu nehmen. Unsere Oberste Mistress hat uns ebenfalls im Stich gelassen. Sie hat uns mit leeren Händen zurückgelassen.«
    »Aber das Mädchen ist noch da, hier bei uns«, zischte die Frau, die die Kerzen entzündet hatte. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen und ihre Stimme nicht erkennen, aber sie klang ziemlich wütend. »Sie muss den Talisman immer noch haben. Was tun wir damit? Ich habe ihr diese Drohungen geschickt, aber sie scheint sich von nichts erschrecken zu lassen. Sie ist uns sogar entkommen, als wir sie in der Ruine umstellt hatten.«
    »Ihr hättet euch ihr nicht ohne mich nähern sollen!«, erwiderte Miss Raglan. »Das war töricht.«
    »Wir brauchen den Talisman, und ich war bereit, die Chance zu

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