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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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einen Einzigen von ihnen zu meinem Freund gemacht. Mögen sie mich vergessen.
    Möge die Dunkelheit mich bedecken.
    Mögen sie alle mich vergessen.
    Und möge ich vergessen, dass der Talisman jemals existiert hat.
    Niemand kann mir jetzt noch helfen.

Dreißig

    I m Laufe der nächsten Tage suchten wir überall nach dem Buch, in der Bibliothek und in sämtlichen Klassenzimmern und allen Regalen und sogar auf dem verborgenen Speicher. Trotzdem fanden wir nichts. Es gab jetzt nur noch eine einzige Person, die mir helfen konnte.
    Agnes. Ich hatte immer noch ihr Tagebuch. Vielleicht gab es in ihm irgendwelche Hinweise, die mich leiten konnten.
    Eines Abends nach dem Essen hatten wir noch eine späte Übungsstunde. Die Klasse strömte in Miss Scrattons Klassenzimmer, alle ein bisschen müde und gelangweilt, aber pflichtbewusst wie immer, und beschäftigte sich ohne zu klagen mit den Aufgaben. Ich blickte mich um. Sarah machte sich systematisch Notizen. Helens Gesicht war halb hinter ihren Haaren verborgen, aber ich wusste, dass ihr Geist weit weg von den Feinheiten der Englischen Geschichte weilte.
    »Helen Black, ich werde jeder Schülerin, die diese Aufgabe nicht zufriedenstellend löst, einen Verweis erteilen«, sagte Miss Scratton klipp und klar.
    Helen seufzte und versuchte, sich zu konzentrieren. Ich schrieb schnell und ordentlich, verfasste eine Menge Zeug über König Henry VIII. und die Liquidation der
Klöster, als er die alten Ordensgemeinschaften zerstört und ihr Land für sich und seine Kumpane beansprucht hatte. Es war eine seltsame Vorstellung, dass Wyldcliffe selbst einmal ein großes Haus des Glaubens gewesen war, und dass adlige junge Mädchen hierhergeschickt worden waren, um in der Obhut der heiligen Schwestern zu bleiben, bis sie das heiratsfähige Alter erreicht hatten. Vielleicht hatte sich eigentlich gar nicht so viel geändert. Ich sah mich im Klassenzimmer um. Celeste beugte sich zuversichtlich über ihre Arbeit. India, Sophie, Rachel Talbot-Spencer – deren Mutter tatsächlich Lady Soundso war – Lucy Lambton, Caroline und Katie und Charlotte: All diese Mädchen waren hier, um zu perfekten jungen Damen gemacht zu werden, geschliffen, artig und ein bisschen tot. Ich lebte Seite an Seite mit ihnen, und trotzdem kannte ich sie kaum.
    Ich dachte an das, was Josh über die Gerüchte gesagt hatte, die sich um Wyldcliffe rankten, und fragte mich, ob einige der Eltern ihre Töchter von der Schule nehmen würden. Wahrscheinlich nicht. Sie würden nur sehen, was sie sehen wollten: hübsche, wohlerzogene Mädchen mit dem richtigen Akzent und Dresscode und den passenden sozialen Kompetenzen. Eine Erziehung in Wyldcliffe war wichtiger, als sich Gedanken um irgendwelche Gerüchte im nahegelegenen Dorf zu machen.
    Ich kritzelte noch ein paar Sätze aufs Papier, fetzte meine Aufgabe förmlich herunter. Sobald ich sie fertig hatte, hob ich die Hand.
    »Bitte, kann ich in die Bibliothek gehen?«
    »Schon so schnell fertig, Evie?«, fragte Miss Scratton trocken. »Na schön.«

    Ich ging den Korridor entlang. Meine Schritte hallten auf dem polierten Boden, dann durchquerte ich die geflieste Eingangshalle und schlüpfte in die Bibliothek. Es waren nur ein paar andere Schülerinnen hier, die in irgendwelchen alten Zeitschriften blätterten und vor sich hin gähnten.
    Ich schnappte mir das erstbeste Buch vom nächsten Regal und suchte mir einen Platz an einem Tisch in der Ecke. Nachdem ich mich umgeblickt und vergewissert hatte, dass niemand zu mir hersah, zog ich ein kleines schwarzes Buch aus meiner Tasche. Es war Agnes’ Tagebuch. Ich wollte es noch einmal lesen und nach irgendeinem Hinweis suchen, der mir vielleicht helfen würde, so klein oder unbedeutend er auch scheinen mochte. Ich verbarg das Tagebuch in dem langweilig aussehenden Buch, das ich vom Regal genommen hatte, und begann zu lesen. Mein Blick glitt rasch über die vertrauten Seiten.
     
    13. September 1882
    Es gibt eine Neuigkeit: Der teure S. ist endlich wieder zurück, nachdem er monatelang mit seinem Lehrer Mr. Philips im Ausland herumgereist ist ... so gut, meinen Freund aus alten Kinderzeiten wiederzusehen ... erstaunlich groß und hübsch ... der gleiche alte Wunsch in ihm, mir alles mitzuteilen ... den gleichen eindringlichen blauen Blick ... der Bruder, den ich nie hatte ... in Marokko unter einem Fieber gelitten ... ernst─ haft krank ... dunkle Schatten unter den Augen... Das Jahr 1882 war so langweilig, so langwierig und eintönig

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