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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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deine Liebe nicht, Tochter. Du hast deinen Pfad gewählt, ich meinen. Ich bin die Oberste Mistress – jetzt und in alle Ewigkeit.« Sie trat in die Schatten, die um den dunklen König herumwirbelten,
und warf sich ihm zu Füßen. Einen Augenblick später gab sie einen schrecklichen Schrei von sich, als seine in einen stählernen Handschuh gehüllte Hand sie an der Kehle packte.
    »Dann nehme ich dich anstelle des anderen.« Er lachte. »So sei es! Du wirst mir gut dienen!«
    Sie sackte leblos nach hinten. Eine bleiche Gestalt, wie Asche, erhob sich aus ihrem Körper, schwebte neben dem Unbesiegten und wurde dann von seiner Dunkelheit eingesogen. Im nächsten Moment waren beide verschwunden. Nur Mrs. Hartles körperliche Hülle lag noch da, so still wie das Herz des Schweigens, und ihre leeren Augen starrten hinauf in die Ewigkeit.

Siebenundvierzig

    D er Sturm war vorüber. Die Frauen des Hexenzirkels waren fort, zwischen den Hügeln verschwunden, und die Geister der reitenden Zigeuner waren an ihren Ruheplatz zurückgekehrt. Wir umarmten uns und weinten und hielten uns in diesem dunkelsten Teil der Nacht aneinander fest, während wir versuchten, das alles zu begreifen. Und Helen zu trösten. Dann trat ich zu Sebastian, und Sarah ließ ihren Kopf gegen Cals Schulter sinken, während Miss Scratton und Helen neben dem Körper von Mrs. Hartle knieten und trauerten. Eine ganze Weile rührten wir uns nicht und sagten auch nichts.
    »Ist sie … ist sie denn jetzt tot?«, fragte Helen schließlich, als der erste Schimmer der Morgendämmerung über die Hügel kroch.
    Miss Scratton seufzte. »Ihr sterblicher Körper ist tot, aber ihre Seele ist an die üblen Orte gekettet, die ihr neuer Herr bewohnt. Es tut mir leid, Helen.«
    Helens Augen waren rot vom Weinen. »Gibt es irgendeine Hoffnung für sie?«
    »Es gibt immer Hoffnung.« Miss Scratton stand eine Weile in Gedanken verloren da; dann winkte sie uns dreien, ihr ein Stück den Hügel hinunter zu folgen, während sie es Cal und Sebastian überließ, sich als Brüder
zu umarmen und sich leise miteinander zu unterhalten. Wir standen da und sahen über das Tal hinweg zur Abtei, die unter uns im Morgennebel lag. »Die Nacht ist vorüber«, sagte Miss Scratton, »und obwohl der Weg vor uns noch unklar ist, hat uns eine Dunkelheit verlassen. Meine Hoffnung für dich, Helen, besteht darin, dass du durch all dies nicht verbittert werden wirst. Du hast bereits so viel ertragen müssen.«
    »Ich wollte einfach nur … ich hatte gehofft, dass sie mich lieben würde«, sagte Helen heftig. »Jetzt ist niemand mehr da, der mich jemals lieben wird.«
    Miss Scratton nahm Helens Hand in ihre eigene. »Deine Schwestern lieben dich, Helen. Und du hast einen Vater, der dich eines Tages finden wird. Danach wird jemand anders kommen, weder Mutter noch Vater noch Schwester oder Bruder, sondern jemand, der dich über alle Grenzen dieser Welt hinaus lieben wird. So viel kann ich dir versprechen. Das ist deine Bestimmung.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte Helen. »Wer sind Sie?«
    »Ich habe Sie gesehen«, mischte ich mich ein. »Ich habe Sie vor langer Zeit gesehen, Miss Scratton – singend und heilend und betend.«
    »Ja, du hast mich gesehen, Evie. Du hast die Gabe, die Vergangenheit durch den Fluss der Zeit hindurch zu sehen. «
    »Also waren Sie dort, vor all diesen Jahren?«
    »Ich war dort. Und ich bin hier.«
    »Aber ich verstehe das immer noch nicht«, sagte Helen.
    »Manche Dinge werden wir nie ganz verstehen«, antwortete
Miss Scratton. »Wer kann das Wunder der Schöpfung verstehen? Wer kann die Tiefen der Ozeane verstehen und das Leben der Sterne? Und das menschliche Herz, wer von uns kann das schon wirklich verstehen?«
    »Aber wie können Sie zu verschiedenen Zeiten gelebt haben?«, fragte ich. »Nach alldem, was mit Sebastian passiert ist, wissen wir, dass es nicht richtig für Menschen ist, immerwährendes Leben zu suchen; es ist nicht möglich. «
    »Nicht für Menschen, da stimme ich dir zu.« Sie lächelte, und ich blickte stirnrunzelnd in ihr schmales, schlichtes Gesicht. Ich sah, dass es gar nicht mehr schlicht war, sondern von einem inneren Licht erfüllt wurde, wie ein Bild in einer Kirche, wie ein Engel …
    »Ich bin eine Wächterin, Evie. Die Große Macht schickt mich dorthin, wo ich gebraucht werde. Dieses Tal ist sowohl heilig als auch verflucht. Die Geschichte von Agnes und Sebastian und Evie ist nur eine von vielen in seiner langen Geschichte. Du weißt,

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