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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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auf die Beine.
    »Meine Brüder!«, schrie er. »Reitet, meine Brüder! Reitet! «
    Auf einmal war die Luft von Hufgetrappel erfüllt. Ich warf einen Blick hinter mich und sah Cal wild den Hang heraufgaloppieren, gefolgt von einer Gruppe geisterhafter Reiter. Ihre Pferde flogen wie beschworene Schatten über den Torf, wie in dem Traum, den ich einst hatte, einem lange zurückliegenden Traum … Die wilden Zigeuner waren von den Toten zurückgekehrt, um die Lebenden zu verfolgen und ihren alten Schwur gegenüber ihrem Bruder Fairfax James zu erfüllen. Die Schwestern der Dunkelheit heulten vor Wut auf, während Sarah und Helen die Reiter anfeuerten.
    »Wie kannst du es wagen!«, kreischte Mrs. Hartle. »Zurück! Zurück!«
    Sebastian stand groß und furchtlos da. »Reitet, meine Brüder! Reitet und helft uns!« Seine Schönheit leuchtete durch die Maske seines Schmerzes hindurch, und seine blauen Augen blitzten wie Sterne.
    Dies ist der Augenblick; du kannst es tun, Evie, du kannst alles tun. Agnes rief mich und meine Mutter und Frankie. Sie sagten mir, dass ich an mich selbst glauben sollte, sie sagten mir, dass ich für das kämpfen sollte, was ich liebte.
    Ich breitete die Arme aus und hieß den Regen willkommen. Regentropfen prasselten auf meinen Befehl wie eine Salve aus spitzen Pfeilen herab und blendeten Mrs. Hartle einen wertvollen Augenblick lang. Ich sprang vor und schlug ihr den Dolch aus den Händen, und dann zog ich Sebastian zu mir. Ich klaubte die Klinge vom Boden
auf und zog sie durch den Torf zu unseren Füßen, bis wir in einem geschützten Kreis standen, nur wir beide. Der Lärm und die Verwirrung auf dem Hügel waren plötzlich kaum noch zu hören; es war, als hinge ein Vorhang aus Wasser zwischen uns und dem Rest der Welt.
    Die Zeit stand still, und wir waren allein.
    Sebastian sank vor mir auf die Knie, erschöpft von seinen Anstrengungen. »Vergib mir, Evie«, bat er. »Ich kann nicht erklären, wieso der Wahnsinn letzte Nacht über mich gekommen ist. Ich weiß nur, dass er von mir gewichen ist, für immer, egal, was noch passiert. Als du die Macht des Feuers gegen mich gerichtet hast, hat es die Furcht aus meiner Seele gebrannt. Ich war wieder ich selbst. Ich habe meine Brüder gerufen, damit sie dir helfen. « Er nahm den Talisman ab und legte ihn mir in die Hand. »Dies gehört dir. Schütze dich damit. Vergib mir.«
    Ich kniete mich neben ihn.
    »Es gibt nichts zu vergeben, Sebastian. Gar nichts.«
    Er drückte meine Hand einen Moment lang an seine Lippen. »Alles, was ich tun kann, ist Lebewohl zu sagen – bevor mein Meister kommt.« Seine Stimme verklang zu einem Seufzen. »Ich bin so froh – so froh – dass du bei mir bist, mein Mädchen vom Meer.«
    Sebastian sank zu Boden und schloss die Augen. Ich hob sanft seinen Kopf und bettete ihn in meinem Schoß. Während sein Leben in dieser Welt mit einem letzten Flackern verging, fühlte ich mich lebendiger als je zuvor. Dies war der Moment, in dem ich Sebastian retten würde, und nichts würde mich jetzt noch daran hindern.

Sechsundvierzig

    I ch hielt den Talisman hoch in die Luft und rief: »Herr aller Schöpfung, höre mich! Ich rufe deine heiligen Elemente herbei! Mögen ihre Kräfte meine Kräfte werden; möge ihre Gerechtigkeit meine Gerechtigkeit werden; möge ihr Licht auf mich herabscheinen!«
    Knisternd entlud sich Elektrizität aus dem glänzenden Edelstein.
    »Ich diene den lebendigen Wassern und dem ewigen Feuer«, rief ich. »Ich beanspruche mein Recht, mich der heiligen Flamme zu nähern!« Alles begann sich zu drehen, und ich stürzte eine lange Zeit einfach nur nach unten, fiel endlos in die Tiefe. Dann befand ich mich allein in der unergründlichen Kristallhöhle, die ich schon zuvor gesehen hatte. Die Feuersäulen wanden und drehten sich vor mir, und eine Stimme sprach aus ihrer Tiefe.
    »Du bist willkommen, Schwester. Du darfst dich uns nähern.«
    Ich warf den Talisman ins Herz der Flamme und rief: »Ich befreie euch!«
    Und dann … und dann … war ich Licht und Luft und Feuer. Ich war meine ganze Vergangenheit und meine ganze Zukunft. Ich war ich selbst und doch war ich auch Agnes. Sie stand an meiner Seite, und ich hatte ihre Erinnerungen,
ihre Gedanken, ihr Wissen. Szenen aus ihrem Leben schossen in Höchstgeschwindigkeit durch meinen Geist. Als Agnes schien ich erneut die Freude über Sebastians Rückkehr von seiner Reise ins Ausland zu spüren; ich sah ihn das Buch in meine Hände drücken; ich spürte die

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