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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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hob sich wie ein Knopf von der Oberfläche des Gehäuses ab. David drückte darauf. Drinnen zischte etwas, die Wände des Gehäuses begannen wegzugleiten. Aus dem Inneren stieg Dampf auf, ein Mechanismus rotierte und surrte, und die Wände klappten auseinander, sodass das Ei jetzt zu einer üppigen pinkfarbenen Blüte wurde. Der Nebeldampf lichtete sich, und da stand sie, mit geöffneten Augen.
    So wurde Rose geboren.
    Als sie beide fünf Jahre alt waren, fragten Charlie und David ihre Mütter, woher die Babys kommen. Charlies Mutter versank in einem Sessel, setzte Charlie auf ihren Schoß und deutete auf die Bilder in einem Buch, von dem Charlie immer geglaubt hatte, es handele von Meerestieren. Sie half ihm, den wissenschaftlichen Bezeichnungen auf den Grund zu gehen.
    Davids Mutter hatte eine eigenwilligere Antwort.
    »Wenn zwei Menschen sich lieb haben, dann springt eine kleine blaue Fee vom Papa zur Mama und verbindet sie miteinander, wie mit einem Band aus Licht. Und manchmal lässt die Fee ein Baby im Bauch der Mama zurück.«
    Würden die Feen noch mal Babys im Bauch seiner Mama lassen?, wollte David wissen.
    »Nein, Davie.«
    Warum nicht?
    »Weil Papas Feen faul sind.«
    Sie war unglaublich, unsagbar geil.
    David hatte sich Sakoras Online-Persönlichkeitstest unterzogen – Lieblingsfilm, peinlichstes Erlebnis, selbst wirklich Persönliches wie etwa: »Wie oft masturbieren Sie täglich (Durchschnittswert)?« Aber es gab keine Frage: »Bevorzugen Sie Rothaarige?«, oder: »Stehen Sie mehr auf Titten oder auf Hintern?«
    Die Gefährtin war nicht nur schön; sie war nach seinen Maßstäben schön. Wallende rote Mähne, voller Mund, smaragdgrüne Augen und ein kleiner weicher Körper, wie es ihm gefiel. Mit seiner Clique zusammen grölte David spindeldürren Supermodels hinterher. Für sich persönlich dagegen hatte er etwas für Mädchen übrig, die überall an den richtigen Stellen Rundungen hatten. Und dieses Mädchen hatte überall an den richtigen Stellen Rundungen.
    Dieses »Mädchen«. Unter seiner weichen Haut steckte ein Skelett aus Fiberglas und ein Prozessor hinter seinen Augen. Aber sie erwiderte seinen Blick, richtete ihre Augen starr auf seine, mit leicht geöffneten Lippen, als sei er das Wunder der Technik. David war sprachlos.
    Leicht schwankend machte er einen Schritt vorwärts. Er fühlte sich nie unsicher in der Gegenwart von Mädchen, aber irgendwie war die Situation jetzt anders. Sag was! Davids Gehirn, mit unbekanntem Terrain konfrontiert, geriet in eine Rückkopplungsschleife und fragte sich wieder und wieder, was es tun solle. Keiner der verlässlichen Eisbrecher schien geeignet, und so nahm David Zuflucht zu einer Standardgeste, der lahmsten, die man sich vorstellen konnte: einem Händedruck.
    Währenddessen gab es in Roses Gehirn keine vergleichbaren Schwierigkeiten.
    Wenn Davids Denkprozess eine Wiederholungsschleife war, war der von Rose ein Pfeil. Er zeigte auf David. Der Rest der Realität, soweit er sich nicht entlang des Pfeils ansiedelte, war unwichtig.
    Ein Ethernet-Link verband Rose mit einer Datenbank in der japanischen Sakora-Zentrale. Während ihre smaragdgrünen Augen über den Rasen schweiften, formierten sich die Informationen zu einer Schlange und warteten auf Einlass. Gras. Blumentopf. Treppen. Auffahrt. Baum. Jeder Konzentrationspunkt bildete den Mittelpunkt eines eigenen Netzes. Baum stellte eine Verbindung her zu Grün, Pappel, Jahreszeiten, Papier …
    Dieses komplexe Gebilde, durchdrungen von Roses unbeirrbarem Pfeil, war ein technisch-semantisches Wunderwerk. Und doch waren Roses Gedanken im Alter von drei Minuten so schlicht wie Dr. Rogers roter Holzvogel, der seinen Schnabel immer und immer und immer wieder in ein Glas Wasser tauchte.
    David streckte seine Hand aus. Ohne Zögern ergriff Rose sie, schüttelte sie und übermittelte dabei eine Mitteilung:
    »Hallo, David. Ich heiße Rose. Es ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen. Wir beginnen nun die zweite Minute unserer Freundschaft. Laut meinem Annäherungs-Timer ist ein Händedruck jetzt angemessen.«
    »Oh! Äh, okay. Ich …«
    »Im Laufe der Zeit, während wir uns kennenlernen, werden wir Zugang zu intimeren Ausdrucksformen bekommen.« An dieser Stelle schwenkte Rose ihre Hüfte und zwinkerte. »Und ich freue mich wirklich darauf, dich näher kennenzulernen.«
    In Roses Hirn meldete das Programm *mmonroe.exe: abgeschlossen.
    David zog seine Hand zurück. »Äh, gut. Willst du mit

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