Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Ich bin Dr. Paula Love, leitende Verhaltensspezialistin hier bei Sakora Solutions und Ihre Führerin durch diesen Kurs. In den kommenden sechzig Minuten …«
»Müssen wir uns das ganz anschauen?«, fragte David.
Mrs Sun brachte ihn zum Schweigen.
Dr. Love deutete auf die Schultafel, auf der drei Worte geschrieben standen. »Wussten Sie, dass mehr als vierzig Prozent aller Jugendlichen chronisch unter Gefühlsverarmung … generellem Unwohlsein … Niedergeschlagenheit leiden?«
»Nein, das wusste ich nicht«, murmelte David.
»In unserem digitalen Zeitalter werden zwischenmenschliche Beziehungen zunehmend durch elektronische Unterhaltungsangebote verdrängt.«
Ein junger Mann in Davids Alter rannte vor einem grünen Bildschirm entlang und tat so, als duckte er sich unter den Bildern von Computermonitoren, Handys und PC-Spielesystemen, die auf seinen Kopf herabprasselten.
»Ich fühle mich so gefühllos!«, rief der Junge. »Gefüüüühllos!«
Die Musik schaltete um von bedrohlich auf hoffnungsvoll. Dr. Love, jetzt in einem legeren Sommerkleid, spazierte durch einen sonnigen Park.
»Studien belegen, dass junge Männer zwischen dreizehn und siebzehn besonders gefährdet sind. Die Zahl der Fälle von allgemeiner Antriebslosigkeit, seelischer Abstumpfung, sogar Selbstmord ist im Steigen begriffen. Und genau aus diesem Grund gibt es das Gefährtinnen-Programm von Sakora Solutions.«
Über Dr. Loves Schulter hinweg waren ein Junge und ein Mädchen zu sehen, die Hand in Hand gingen.
»Indem die Gefährtin die Funktionen von Bestrafung und Belohnung nutzt, unterbindet sie gestörte soziale Verhaltensweisen und fördert gesunde menschliche Interaktion.« Der Junge klatschte anzüglich grinsend auf den Hintern des Mädchens. Ein Funke (in der Post-Production hinzugefügt) sprang auf seine Hand über. Der Junge zog sich schmollend zurück.
»Das hab ich anders in Erinnerung«, murmelte David.
Dr. Love sprach weiter. »Der Annäherungs-Timer der Gefährtin misst den Grad der zwischenmenschlichen Beziehung über die Zeit …«
Mr Sun sah auf die Uhr. »Vielleicht können wir einen Teil überspringen.« Er drückte auf die Vorwärts-Taste. Dr. Love (im Hosenanzug) spazierte durch die Säle einer riesigen Bibliothek.
»Puh, diese Kleidung«, sagte Mrs Sun.
»Deine Gefährtin hat Zugriff auf fast eine Million Schriftzeichen und enzyklopädische Einträge, einschließlich einer gigantischen Datenbank mit Stichworten zu nonverbaler Gesichts- und Körpersprache. Aber sie muss noch immer eine Menge lernen!« Dr. Love lächelte steif. »Da sich unsere Welt ständig verändert, sind Gefährtinnen nicht mit Umgangssprache, Fachsprache oder technischen Begriffen programmiert. Doch dank Sakoras ABC-Protokoll wird die Gefährtin neue Wörter und Sätze schnell aufnehmen und in ihren Wortschatz einfügen.«
»So was wie ›geil‹ und ›abgefahren‹?«, sagte David.
Rose blinzelte. »Abgefahren?«
»Musst du nicht unbedingt sagen«, sagte David.
Ein Mann im weißen Laborkittel gesellte sich zu der Ärztin. Die Bildunterschrift lautete Dr. Samuel Froy, leitender Entwicklungsingenieur.
»Ah, hallo, Sam. Wollen Sie den Leuten zu Hause nicht ein bisschen darüber erzählen, wie das Gehirn einer Gefährtin funktioniert?«
»Sehr gerne, Paula.« Dr. Froy hatte einen starken fremdländischen Akzent, deshalb klang es wie: »Säähr gährne, Paula.«
»Das Gehirn einer Gefährtin besteht aus zwei Teilen – einem Gefühlskern, in dem ihr Verlangen nach Ihnen angesiedelt ist, und einem strikten Moralkodex, der dieses Verlangen kontrolliert. Ebenso wie unsere Informations-Datenbank ist dieser Moralkodex über einen Ethernet-Link verbunden mit …«
»Die öden mich an mit diesem technischen Kram«, sagte Mrs Sun und las die Rückseite der DVD-Hülle. »Gibt es einen Teil mit Special Features?«
»Warte mal, er sagt gerade was Wichtiges«, sagte Mr Sun.
»Es handelt sich hier um ein empfindliches Gleichgewicht«, sagte Dr. Froy soeben, »zwischen Impuls und Kontrolle. Aus diesem Grund darf Ihre Gefährtin nie einen mit Blei ausgekleideten Raum betreten oder vollständig ins Wasser getaucht werden. Wenn man das tut, unterbricht man den Link, was zur Folge haben wird, dass die Einheit … außer Betrieb gesetzt wird.«
Zur Veranschaulichung kehrte der Film zu dem Mädchen im Park zurück, das in einer erstaunlich realistischen Animation in einem Feuerball explodierte.
»Ach, du meine Güte«, sagte Mrs
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