Girl Parts – Auf Liebe programmiert
danach, wobei sie sich bemühte, die geschmeidige Haut von Lilys Bauch nicht zu berühren, und zog den Rock vom Körper weg. Sie schaute an ihr herunter. Lily war glatt. Unvollständig, wie Rose. Eine Barbie-Puppe.
Rebecca bog um die Ecke, als Rose gerade die Tür schloss.
»Hey, ich hab mich schon gewundert, wohin es dich verschlagen hat. Warst du grade im Zimmer meines Bruders?«
»Entschuldigung. Ich dachte, es wäre die Toilette«, sagte Rose.
»O Gott. Hast du Pauls Dingsda gesehen?«
»Was?«
»Sein Sex-Spielzeug?« Rebecca schüttelte sich. »Mir graust es davor.«
»Wie lange hat er das denn schon?«, erkundigte sich Rose.
»Ungefähr zwei Monate. Es heißt ja, sie werden mit der Zeit immer menschlicher, aber da drinnen ist es wie in Das Dorf der Verdammten . Wie soll irgendwer dieses Ding für eine lebendige Person halten?« Sie legte Rose ihren Arm um die Schulter. »Lass uns Fernsehen schauen oder sonst irgendwas machen.«
Im Wohnzimmer verkrümelte sich Rebecca in die Sofaecke und platzierte eine Tüte Kartoffelchips auf ihrem Knie. Die beiden sahen einen Film über einen rot gewandeten weiblichen Geist, der Hinweise auf den versteckten Brief mit seiner Selbstmordankündigung hinterließ. Rose probierte die scharfen, knusprigen Chips und zerkaute sie zu einem geschmackfreien Brei.
»Leidet dein Bruder an Gefühlsarmut?«
Rebecca zuckte zusammen. »Wie kommst du auf diese Idee?«
»Bekommen Jungs nicht genau deswegen Gefährtinnen?«
Rebecca wühlte in der Chipstüte und förderte eine Handvoll Krümel zutage. »Die haben da so ein Programm. Der Schulpsychologe hat gesagt, Paul braucht eine, aber wir konnten uns das nicht leisten. Weil sie die erst testen, hat man sie ihm quasi geliehen.«
»Ist er nett zu ihr?«, fragte Rose.
»Weiß ich nicht. Ich nehme es mal an. Er hat versucht, sie in diese Werkstattklitsche zu bringen, um ihren Elektroschocker umzubauen.«
»Werkstattklitsche?«
»In Worcester.« Rebecca knüllte die leere Chipstüte zusammen und warf sie in den Müll. »Anscheinend gibt es eine Werkstatt, wo sie die Elektroschocker entfernen, damit die Jungs ihren Spaß haben können. Die Wissenschaft kennt wahrscheinlich keine Grenzen.«
Rose starrte auf den Fernsehbildschirm. Der Schmerz schlängelte sich durch ihr Gehirn, drehte und wand sich. Sie sah den Mann aus ihrem Albtraum vor sich, wie er ihren Schädel öffnete und ihn entfernte, den lose baumelnden, tödlichen Pfeil, jetzt geknickt und verbogen, ein wirres, sinnloses Stück Schrott.
»Wo, sagtest du, ist diese Werkstatt?«
Rebeccas Handy begann zu piepsen.
»Das ist mein Zeitwecker. Ich denke, ich sollte dich zurückfahren, hm?«
Sie streckte die Arme aus und führte dann beide Zeigefinger an die Nase. Das wiederholte sie mehrmals und nickte dazu. Es war Rebeccas Methode, sich neu zu kalibrieren, vermutete Rose.
»Nüchtern genug«, sagte Rebecca. »Fahren wir!«
Als Charlie den Sakora-Katalog zurückgab, hatte Dr. Roger verlangt, er solle alle zwei Wochen zu einem »freundschaftlichen Check« kommen. Diese obligatorischen Gespräche fanden um halb drei statt.
»Mr Nuvola, kommen Sie herein.« Charlie nahm seinen Platz in dem großen Sessel ein. »Sie sehen … gut aus.«
Charlie sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen, die verquollenen Tränensäcke waren unterhalb der Brilleneinfassung sichtbar. Dr. Roger sah auch nicht so berauschend aus. Seine normalerweise rosige Haut war aschfahl. Er griff nach einem Glas Wasser und stieß es um, sodass es auf den Teppich fiel. Ein kleiner Roboter-Staubsauger schoss unter dem Schreibtisch hervor, um die Feuchtigkeit aufzunehmen.
Dr. Roger hob das Glas auf und füllte es aus dem Krug nach, der auf seinem Tisch stand.
»Und, wie läuft’s?«
»Nicht schlecht.«
»Neue Freundschaften geschlossen diesen Monat?«
Charlie schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Na komm schon, Chuck. Irgendwas muss doch laufen.«
Dr. Rogers geschmeidiger Bariton klang dünner, angestrengter als sonst. Seine Haltung war zu steif, nicht so lässig-gelangweilt wie üblich. Er umklammerte sein Glas und verschüttete Tropfen auf den Boden. Der Roboter-Staubsauger summte zufrieden und saugte sie auf.
»Haben Sie noch mal über das Gefährtinnen-Programm nachgedacht?«
Ein trockenes Glucksen stieg in Charlies Hals auf. »Nicht wirklich. Es hat nicht …« Er unterbrach sich.
Dr. Roger zog eine Augenbraue hoch. »Es hat was nicht?«
Charlie schluckte. »Na ja, es hat nicht
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