Girl
kann keinen Schönheitswettbewerb gewinnen und in der Öffentlichkeit nie viel sagen, ohne dass die Leute mich merkwürdig anstarren, aber es ist eine echte Erlösung, dass ich meine Brüste nicht länger plattquetschen und mir vorne nichts mehr in die Hose zu stopfen brauche. Ich habe die Schnauze voll von diesem Affentheater. Von jetzt an müssen die Leute mich so nehmen wie ich bin … oder mir ganz gestohlen bleiben.
Das habe ich auf der Neujahrsparty gelernt. Kate war morgens, bevor die Geschäfte zumachten, mit mir einkaufen gegangen, um ein Paar Schuhe und etwas zum Anziehen für mich zu besorgen.
Ich machte mir natürlich immer noch ins Hemd, allein einkaufen zu gehen. Dann schon lieber meine Brenda-aus-Belgien-Nummer mit Kates Hut und Sonnenbrille. Im Schuhgeschäft hielt Kate mir verschiedene Paar hin, und ich nickte einfach nur oder schüttelte den Kopf, je nachdem, ob ich mich mit dem Gedanken anfreunden konnte, sie zu tragen oder nicht.
Um ehrlich zu sein, ich schüttelte bei allen den Kopf. Nachdem wir verschiedene Geschäfte hinter uns hatten und darin sämtliche Modelle durchgegangen waren, ohne dass ich auch nur einen Schuh anprobiert hatte, packte Kate mich am Arm: »Siehst du den Laden da drüben? Das ist das letzte Geschäft, das ich mit dir betrete. Wir zwei gehen jetzt da rein, und ich suche dir ein Paar hübsche, praktische Abendschuhe in Schwarz aus. Nicht zu hoch, nicht zu schick. Praktisch. Und dann, Schwesterherzchen, wirst du diese Schuhe in Größe 41 anprobieren. Und wenn sie dir passen, gehen wir zu der Dame an der Ladentheke und bezahlen. Und dann dackeln wir mit deinen neuen Latschen in einer hübschen Tüte unterm Arm wieder raus, und vielleicht, wenn alles gutgeht, habe ich dich dann komplett eingekleidet, bevor bei mir die Menopause einsetzt. Alles klar?«
»Yeah, alles klar.«
Also gingen wir rein, und Kate entdeckte ein Paar einfacher, schwarzer Slipper – Pumps sagte sie dazu – mit fünf Zentimeter hohen Absätzen, drückte mich auf einen Stuhl und befahl mir, sie anzuziehen.
Problem Nummer eins war, ich hatte Turnschuhe und dicke Wollsocken an. »Darf ich Ihnen zur Anprobe einen Nylon bringen?« fragte die Verkäuferin.
Ich verstand nur Bahnhof.
»Sie ist aus Belgien«, sagte Kate, als ob damit alles erklärt wäre.
»Oh«, sagte die Frau und entschwand quer durch den Laden. Kurz darauf kam sie mit zwei Söckchen zurück, die man von einer schwarzen Nylonstrumpfhose abgeschnitten haben musste.
»Würden … Madame … es … bitte … hiermit… versuchen?« sagte sie, als wäre ich nicht nur Ausländerin, sondern auch noch taub obendrein.
»Ich übersetze für sie«, sagte Kate und beugte sich flüsternd an mein Ohr: »Zieh sie an, du Hornochse.«
Ich zog meine Socken aus, und sogleich war der Laden vom beißenden Aroma dampfender Männerfüsse erfüllt. Die Verkäuferin schnappte nach Luft, während ich die Nylonsöckchen überzog und in die Schuhe schlüpfte.
»Bloß weg hier«, flüsterte ich Kate zu. »Die passen hundertprozentig.«
»Wie willst du das wissen?« zischte sie zurück. »Versuch erst mal, ein paar Schritte zu laufen.«
»Aber das geht nicht. Ausgeschlossen. Nicht hier. Ich weiß doch gar nicht, wie das geht.«
»Stell dich nicht so blöd an. Entweder du stehst in fünf Sekunden, oder ich bin draußen. Eins, zwei…«
Ich stellte mich wackelnd auf die Füße und versuchte, vor dem Spiegel an der Hinterfront des Ladens auf und ab zu gehen. Man braucht sich bloß einen Zweijährigen vorzustellen, der fünf Carlsberg Spezial intus hat und an Bord einer Kanalfähre bei Windstärke 8 über Deck eiert… genau so sah ich aus.
»Landei, Sie verstehen«, sagte Kate vertraulich zur Verkäuferin. »Hat ihr Leben lang nur Holzschuhe getragen. Von Stöckelschuhen noch nie was gehört.«
»Aha«, sagte die Frau. »Den Beinen nach auch nichts von Rasierklingen.«
»Sie hat recht«, sagte Kate, als wir den Laden verließen. »Wir müssen was gegen deine behaarten Beine unternehmen. Am besten wir gehen gleich beim Drogisten vorbei und regeln das. Und dann ab nach Hause. Du kannst dir von mir was zum Anziehen leihen. Wir haben zwar nicht annähernd die gleiche Größe, aber was soll’s. Wenn du schon beim Kauf eines einfachen Paars Schuhe so ein Theater machst, wage ich mir gar nicht vorzustellen, wie du dich bei einem Kleid anstellen würdest.«
Gegen Mittag waren wir zurück in ihrer Wohnung. Mein Plan war, mir ein schönes, dickes
Weitere Kostenlose Bücher