Girl
ihren sämtlichen Kolleginnen vor. Dann diskutierten sie aus, wer mir was verkaufen würde.
Eine halbe Stunde später fuhr ich wieder ins Café in der fünften Etage, bepackt mit vier großen Einkaufstüten, die bis obenhin mit schicken Päckchen voller Fläschchen und Tuben vollgestopft waren. Die ganze Aktion hatte mich fünf Lappen ärmer gemacht, und dabei war das gerade mal erst der Anfang.
Wir hatten beschlossen, dass ich den neuen Haarschnitt und die Hautbehandlung auch gleich unten im Salon machen lassen sollte, da Lorraine wusste, wer von den Therapeutinnen und Stylistinnen für die jeweilige Prozedur am besten geeignet ist. »Allerdings«, sagte sie, »würde ich selbst nichts an dir machen. Eins habe ich gelernt: dass zwar aus Kunden Freunde werden können, aber niemals Freunde zu Kunden werden sollten. Wenn irgendetwas schiefläuft, sind einfach zu viele Emotionen im Spiel.«
Sie schickte mich also zu Denise, die für Elektrolyse zuständig ist. Sie riet mir, zunächst mit einer einstündigen Sitzung pro Woche anzufangen und dann weiterzusehen. »Achten Sie bitte darauf, sich ein paar Tage vor jedem Termin nicht zu rasieren. Ich weiß, wie schrecklich es für Sie ist, mit Stoppeln im Gesicht herumzulaufen, aber es geht leider nicht anders.«
Danach ging ich zu Karen, der Maniküre, die zunächst meine Nägel feilte, dann irgendein Zeug draufschmierte und schließlich beides lackierte. Als sie fertig war, hatte ich makellose pinkfarbene Fingernägel mit ovalen Spitzen.
Es war wie am Fließband. Als nächstes kam Sylvie, eine Französin, die mir die Haare machte. Viel zu tun gab es für sie nicht, da ich immer eine Art Herrengrundschnitt hatte, vorne zurückgekämmt, und hinten und an den Seiten ziemlich kurz.
»Nur gut, dass Ihnen das gerade jetzt passiert ist«, sagte sie. »In zwei Jahren wäre Ihr Haar schon deutlich gelichtet gewesen.«
»Was? Sie meinen, ich hätte eine Glatze bekommen?«
»Mit der Zeit, ja, ich denke schon.«
»Hat das Ganze wenigstens einen Vorteil.«
Sie schien nicht sonderlich viel abzuschneiden. Aber nachdem sie die Schere beiseitegelegt, meine Haare auf biegsamen Gummiwicklern aufgedreht und mich unter eine Trockenhaube, die sich wie ein Mikrowelle anfühlte, geschoben hatte, danach die Gummiteile wieder abgenommen, mein Haar durchgekämmt, etwas Gel hineingerieben und es dann noch einmal gekämmt hatte, waren meine Haare weicher und fülliger als je zuvor. In der Art, wie Sienna Scott und Prinzessin Di sie tragen.
»Das hast du wunderbar hinbekommen, Sylvie«, sagte Lorraine, als sie das Ergebnis betrachtete. »Soll ich dir was sagen, Jackie? Für dieses eine Mal breche ich meine goldene Regel. Ich mache dir das Gesicht.« Sie sah auf ihre Uhr. »Der Termin um fünf ist noch frei. Du kannst jetzt gleich bei mir Platz nehmen.«
Sie zog eine Pinzette aus der Tasche und fing an, mir die Augenbrauen zu zupfen.
»Jesses! Das tut weh«, sagte ich.
»Wer schön sein will, muss leiden«, sagte sie.
»Genau das hat Kate auch gesagt.«
»Da hatte sie ausgesprochen recht.«
»Ihr seid mir schon ein echt masochistischer Haufen.«
»Wolltest du nicht vielleicht ›wir‹ sagen, Jackie?«
Während die Pinzette mein Gesicht zerriss, kam ich mir vor wie in Hitchcocks
Vögel.
»Keine Angst«, sagte Lorraine. »Gleich geht’s dir besser.« Sie betupfte mein Gesicht mit einer Creme, massierte sie ein, und ich spürte tatsächlich eine lindernde Wirkung.
Dann zog sie ihre sämtlichen Farben und Wässerchen hervor. »Kannst du dich noch an den ersten Tag im Krankenhaus erinnern?« fragte sie. »Wie sauer du warst, als ich sagte, ich würde dir ein paar wichtige Schönheitstipps geben? Ich verspreche dir, in Kürze wirst du um Ratschläge flehen.«
Nachdem sie fertig war, bezahlte ich die Rechnung, fuhr mit meinen Einkaufstüten nach unten und schnappte mir eine Taxe.
»Wohin, Miss?« fragte der Fahrer, als ich mich auf den Rücksitz fallen ließ.
»Oh, Battersea«, sagte ich, mein Spiegelbild in der Fensterscheibe betrachtend, um zu sehen, ob meine Frisur auch richtig saß.
11. Januar
Denise meint, meine Haut könne zwei Elektrolyse-Behandlungen über je zwei Stunden pro Woche verkraften. Eine wahrhaft frohe Botschaft für jemanden, der darauf steht, für fünfzig Eier pro Sitzung zunächst mit Nadeln traktiert zu werden und dann Elektroschocks zu bekommen. Mich schaudert. Andererseits heißt das, dass mein Gesicht in etwa drei Monaten völlig glatt sein wird.
Wenn die
Weitere Kostenlose Bücher