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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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ihre natürlichen Funktionen und sorgen für einen frischen Teint.‹ Ich glaub, ich spinne. Von wegen samtweiche, feuchtigkeitsgesättigte Proteine. Das ist samtweicher, feuchtigkeitsgesättigter Dünnschiss.«
    »Wir fühlen uns heute nicht besonders feminin, wie?«
    »Mir will nicht recht einleuchten, warum eine Frau zu werden mit Gehirnschwund verbunden sein soll. Im Ernst, lass uns das mal durchgehen…«
    Ich zog meine alte Brieftasche hervor und nahm meinen Taschenrechner. Dann addierte ich die Preise sämtlicher Produkte, die als unverzichtbar für jede topmoderne Frau galten. Die Summe belief sich auf über siebenhundertundfünfzig Pfund. Und das war keine einmalige Investition, weil all die Cremes und Sprays und Pülverchen irgendwann einmal ausgingen und neu gekauft werden mussten. Parfüms oder simple Seife war da noch nicht einmal berücksichtigt.
    »Da wird einem ja schwindlig«, sagte ich, während ich die aufflackernden grünen Zahlen auf der Anzeige meines Rechners verfolgte. »Es sollte eine staatliche Zulage dafür geben, als Frau geboren zu sein.«
    »Das ist heute dein erster vernünftiger Vorschlag«, sagte Lorraine.
    »Lol, was von dem ganzen Zeug brauche ich wirklich?«
    »Keine leichte Frage. Wir können es ja mal durchgehen. Fangen wir bei den Haaren an. Kate hat dir zu Weihnachten Lockenwickler geschenkt, das wäre also erledigt. Aber du brauchst zusätzlich noch eine Lockenschere, wenn du keine Zeit für die Wickler hast, was meistens der Fall ist. Außerdem Nadeln, Spangen und Haarreifen. Und dann natürlich Shampoo und Conditioner sowie gutes Haarspray und Haargel.
    Für dein Gesicht brauchst du Feuchtigkeitscreme, Reinigungsmilch zum Entfernen von Make-up, Tonic zur Nachbehandlung, je ein Set Hautlotion für dein Gesicht und für deinen Körper, ein vernünftiges Lid-Gel, vielleicht eine gute Gesichtspackung, wenn du deine Haut einmal porentief reinigen willst.
    Dann natürlich noch das eigentliche Make-up. Zuerst eine Abdeckcreme, um deinen Bart verschwinden zu lassen, bis du ihn endgültig los bist, Puder, damit er nicht glänzt, Mascara, Eyeliner, Lidschatten, Lippenstift, Rouge, Nagellack – von all dem verschiedene Farbtöne, versteht sich. Hab’ ich was vergessen? Ich denke nicht.«
    Ich hatte alles auf einer Einkaufsliste notiert. »Was ist mit Watte – brauchen Frauen nicht jede Menge davon?«
    »Du hast keine Watte?«
    »Nein, sollte ich?«
    Lorraine war bestürzt. »Das ist ja noch schlimmer, als ich dachte. Du brauchst natürlich Wattebäusche und Wattepads, um Mittel aufzutragen und wieder zu entfernen. Darm Nagelfeilen, weil Frauen sich unter gar keinen Umständen die Nägel schneiden – sie benutzen immer eine Feile. Ich wette, du besitzt weder vernünftige Waschlappen noch richtige Schwämme, oh, und dann brauchst du auch ein angenehmes Bade Öl für ausgiebige Entspannungsbäder.«
    »Das Problem ist«, sagte ich, »dass Kosmetik erst der Anfang ist, stimmt’s? Dann kommen Klamotten, Schuhe, Schmuck, einfach alles.«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Lorraine. »Ich denke, du solltest es Schritt für Schritt angehen, versuchen, deinen eigenen Stil zu entwickeln. Du fängst mit ungefähr den gleichen Sachen an, die du auch vorher getragen hast, nur dass du jetzt Leggings statt Jeans trägst. Vielleicht legst du dir ein zweites Paar Schuhe zu. Frauen können niemals genug Schuhe haben – na ja, viele Mädchen laufen heutzutage mit diesen riesigen Profiltretern rum, die alles andere als elegant aussehen. Ein bisschen Make-up, eine neue Frisur, mehr brauchst du für den Anfang gar nicht.«
    Lorraine fuhr mit mir zu ihrer Wohnung, weil sie dort Kataloge von Next Directory und Racing Green hatte und wir gemeinsam ein paar brauchbare Dinge aussuchen konnten: Leggings, Tops und Bodys, die wie Badeanzüge mit Ärmeln aussahen. Lorraine klemmte sich ans Telefon und erledigte die Bestellungen, damit die Stimme stimmte, wobei sie natürlich meine Kontonummer angab.
    »Komm morgen Mittag bei mir im Geschäft vorbei«, sagte sie, als ich endlich aufbrach, um mir ein Taxi nach Hause zu nehmen. »Wir suchen sämtliche Kosmetika für dich aus, und du kannst dich auch gleich in puncto Schönheit beraten lassen.«
    7. Januar
    Ich traf mich mit Lorraine bei Harvey Nichols zum Lunch (wenn man zwei Salatblätter und eine Tasse schwarzen Kaffee als Lunch bezeichnen kann). Vor dem Essen ging sie mit mir ins Erdgeschoss, wo die Kosmetikabteilung untergebracht ist, und stellte mich

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