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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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dreckiges Geschirr vom Vortag zu spülen.
    »Ich zahle meinen Teil der Rechnungen«, sagt er. Aber darum geht es überhaupt nicht.
    Heute Nachmittag ist das alles auf den Tisch gekommen. Caroline nahm an irgendeinem Springturnier teil, und Mike, ganz der Gentleman, hatte natürlich keine Lust hinzugehen und ihr zuzusehen. Gegen drei Uhr fuhrwerkte ich mit dem Staubsauger herum, während Mike es sich vor dem Fernseher bequem gemacht hatte.
    Fairerweise muss ich sagen, dass er mich nicht darum gebeten hatte staubzusaugen. Ich war gerade von Sainsbury’s zurückgekommen und konnte den Zustand der Wohnung nicht länger ertragen. Also machte ich mich ans Aufräumen. Mittlerweile kann ich nicht einfach darüber hinwegsehen, wie es um mich herum aussieht, und gerate umgehend ins Rotieren. Wenn es etwas zu tun gibt, muss ich mich gleich darum kümmern.
    Je länger ich jedenfalls staubsaugte, und je länger er einfach bloß dalag und mich die ganze Arbeit tun ließ, desto wütender wurde ich. Schließlich lief ich schnurstracks zum Küchenschrank, griff nach einem Staubtuch, ging zurück ins Wohnzimmer und warf es ihm vor die Füße.
    »Also los«, sagte ich, »wie wär’s, wenn du dich zur Abwechslung einmal nützlich machst. Ich habe jetzt die Nase voll, den ganzen Laden hier dauernd allein in Schuss zu halten.«
    Mike stand von der Couch auf. »Für wen hältst du dich eigentlich? Für meine Mum? Für meine verdammte Ehefrau? Wenn es dir nicht passt, kannst du dich meinetwegen verpissen, und ich suche mir einen neuen Mitbewohner. Caroline kann genauso gut deinen Teil der Miete bezahlen. Und mit ihr kann ich wenigstens ins Bett gehen.«
    »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein. Ist das dein größter Wunsch? Mich zu vögeln? Na bitteschön, tu’s, wenn’s dich irgendwie erleichtert.«
    Er trat einen Schritt auf mich zu, und für einen kurzen Moment standen wir uns in kürzester Entfernung gegenüber, Mikes Gesicht wutverzerrt, während er den Wunsch niederzukämpfen schien, mir eine runterzuhauen. Wäre ich ein Mann gewesen, er hätte mir wohl ohne zu zögern einen Kinnhaken versetzt. So aber holte er tief Luft, zwang sich zur Ruhe und nahm mich schließlich in den Arm, drückte mich an seine Brust.
    So blieben wir eine Weile. Es war das erste Mal, dass ein Mann seine Arme um mich gelegt hatte. Mike ist mindestens eins achtzig, so dass ich meinen Kopf einfach an seine Schulter lehnte und spürte, wie meine Brüste gegen seinen harten Brustkorb gepresst wurden. Während er mich festhielt, ließ die Anspannung in mir nach.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Du hast recht… ich bin ziemlich durchgedreht.«
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich wollte die Stimmung des Augenblicks nicht zerstören. In dem Moment dröhnte draußen auf der Straße ein Motorrad vorbei und brach den Zauber. Ich fühlte, dass Mike noch etwas sagen wollte. »Du duftest toll«, murmelte er. »Was ist das?«
    Ich machte einen Schritt zurück und blickte ihn an. »Knowing«, sagte ich. »Von Estee Lauder. Lorraine hat es mir gegeben.«
    »Ganz fantastisch, sexy …«
    Mike lächelte verlegen. Dann klopfte er mir auf die Schulter, wie einem guten Kumpel, und sagte: »Puh! Das war verdammt knapp, was?«
    Ja, dachte ich, viel zu knapp, um es leichtfertig wegzustecken. Gleich Montagmorgen begebe ich mich auf Wohnungssuche.

4. Juni
    Nur gut, dass ich den Job tatsächlich bekommen habe, weil ich meine beiden ersten Monatsgehälter bereits für das Vorstellungsgespräch in ein nagelneues schiefergraues Kostüm und eine blassblaue Bluse investiert hatte. Lorraine hatte mir erklärt, dass Armani unschlagbar ist, wenn es darauf ankommt, professionell auszusehen.
    »Sehr gut, ausgezeichnet«, sagte Mimi Hart, meine potentielle Arbeitgeberin, als sie mich so sah. »Sie sind nicht zu Emporio gegangen, Sie haben sich gleich für das Echte entschieden. Ich werde es Giorgio erzählen, wenn ich ihn das nächste Mal treffe. Er wird hocherfreut sein zu hören, dass die Mädchen, die bei mir anfangen wollen, einen so guten Geschmack besitzen.«
    Mimi war zierlich, dunkelhaarig und streng, mit grellroten Lippen unter einer wie mit dem Rasiermesser gezirkelten Haarkante. Sie lehnte sich gegen den Arm eines ultramodernen, ultramaskulinen schwarzen Ledersofas und musterte mich mit professionellem Blick, während ich mit gekreuzten Beinen und hypernervös am anderen Ende hockte.
    »Wollen wir mal sehen …«, sagte sie im Ton einer Buchhalterin, die die

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