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Girl

Girl

Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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mich reden und hielt sich verschiedene Ohrringe ans Gesicht. »Was meinst du?« fragte sie. »Diamant oder Gold?«
    »Oh, die Diamanten«, sagte ich, ohne recht hinzusehen, »sind ausgesprochen hübsch. Sind es die, die du letztens bei Fenwicks gekauft hast?«
    »Ja. Paul kennt sie noch gar nicht.«
    Ich merkte, wie die Konversation ziellos dahinplätscherte, aber eines musste ich unbedingt noch wissen. »Lol…«, sagte ich nervös, »… woran merke ich es?«
    »Was?«
    »Na, du weißt schon … ob er mir gefällt oder nicht?«
    »Was glaubst du denn woran? … Das ergibt sich von selbst, nichts weiter.«
    »Ja schon, aber wie fühlt es sich an?«
    »Ich weiß nicht… Du siehst ihn, und vielleicht hat er einen tollen Body, breite Schultern, muskulöse Oberarme, einen knackigen Hintern, so was in der Art. Vielleicht ist er fein angezogen, ist gepflegt, riecht gut, hat ein hübsches Lächeln, und du denkst, yeah, der ist richtig zum Anbeißen …
    Ehe du dich versiehst, fängt dein Herz an zu pochen, deine Knie werden weich und dein Höschen feucht. Ich weiß nicht … er gefällt dir eben.«
    »Und wie geht’s dann weiter?«
    Sie grinste. »Na ja, am liebsten würde ich einfach nur cool und unbeteiligt dasitzen. Die Unberührbare spielen, weißt du, ihn ein wenig zappeln lassen.«
    »Bei mir hast du das nicht gemacht…«
    »Ich sagte doch, ich würde am liebsten … Tatsächlich lache ich wie eine Vollidiotin über all seine blöden Witze, trinke zu viel und blamier mich bis auf die Knochen …«
    »Aber wie lange dauert es?«
    »Was, mich bis auf die Knochen zu blamieren? Ungefähr fünf Sekunden.«
    »Nein, bis ich es weiß. Ich meine, willst du es am liebsten gleich sofort mit ihm machen?«
    »Nicht unbedingt… aber du weißt, dass es mit auf der Tagesordnung steht. Also, in neun von zehn Fällen ist dir von der ersten Sekunde an klar, ob er sich überhaupt eine Chance ausrechnen darf.«
    »Herr im Himmel, ich wünschte, mir hätte man früher gesagt, ob ich mir eine Chance ausrechnen darf, da hätte ich Unsummen sparen können.«
    Lol lächelte. »Wieso? Der halbe Spaß besteht doch darin, den armen Würstchen dabei zuzusehen, wie sie sich abrackern, und gleichzeitig zu wissen, dass es völlig umsonst ist. Außerdem ist es ganz egal, ob sie einem gefallen oder nicht. Sie sollten in jedem Fall ihr Bestes geben, einen zu unterhalten.«
    »Oooh, du bist hart gegen die Männer, Lorraine Hadley …«
    »Solange ich nur einen feinen, harten Kerl habe, was soll’s?«
    Über unser Gequatsche hatten wir völlig vergessen, ein Taxi zu bestellen, so dass wir draußen auf der Straße eins herbeiwinken mussten. Zehn quälende Minuten lang standen wir wie zwei geleckte Tussies auf dem Bürgersteig, kurvten auf unsern scharfen Stöckelabsätzen durch die Gegend und hielten verzweifelt unsere Röcke nach unten, die ständig vom Wind in der Old Brompton Road hochgeschoben wurden. Endlich ließ sich ein Taxi blicken.
    Als wir im Restaurant ankamen, war es rappelvoll. Der große Saal, dessen gläserne Vorderfront auf die Kensington High Street geht, war von Gesprächslärm erfüllt. Jonathan und Paul, immer noch in ihren Büroanzügen, saßen bereits am Tisch, eine geöffnete Flasche Krug-Champagner in einem Eiskübel neben sich.
    »My girl Lollipop«, trällerte Paul strahlend. »Und ihre entzückende Mitbewohnerin Jacqueline.« Er küsste mich auf beide Wangen. »Ladies, darf ich euch meinen alten Freund Jonathan Roland vorstellen, Jonty für seine Kumpels. Roland-die-Ratte bei seinen Feinden.
    Ihr müsst wissen, dass der arme Kerl unser vollstes Bedauern verdient hat. Er hat seit, na, sagen wir mindestens fünf Minuten kein Auge, geschweige denn sonst was auf ein attraktives englisches Mädchen werfen können.«
    Wir lachten artig. Paul wollte sich offenbar mit aller Gewalt in Stimmung bringen. Aber zum Teufel, ich wollte doch wohl nicht einem Mann nach einem harten Arbeitstag ein paar Drinks missgönnen. Ich schenkte Paul ohnehin wenig Beachtung, da Jonathan zu einer weitaus cooleren Sorte zu gehören schien.
    Als er sich erhob, um mir die Hand zu geben, war er einige Zentimeter Größer als ich. Ich trug Sieben-Zentimeter-Absätze, also musste er etwa eins achtzig sein.
    Er hatte ein schmales Gesicht, eingerahmt von dichtem, dunkelbraunem Haar, das einfach geschnitten war und doch perfekt am Kopf lag. Seine Augen, die fast so dunkel wie sein Haar waren, überflogen mich mit schnellen, aufmerksamen Blicken, als ob er

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