Girlfriend in a Coma
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»Das habe ich nicht gesagt, Karen. Ich habe gesagt, daß wir keinen Beweis für ein Innenleben erbracht haben. Akte der Freundlichkeit, Anzeichen für innere Einkehr, Hingabe, Opferbereitschaft. All diese Dinge, die auf eine Welt in unserem Innern hindeuten. Statt dessen haben wir auf dem Parkplatz vom Eaton's einen Autocrash veranstaltet, den Virgin Superstore geplündert und das Home Depot abgefackelt.«
»Was sind wir doch selbstherrlich!« zischt Wendy Richard an, die Arme fest um die kleine männliche Zygote in ihrem Bauch geschlungen.
»Ehrlich gesagt, Richard«, sage ich, »sah der Autocrash aus, als hätte er eine Menge Spaß gemacht. Und ich fand die Namen lustig, die ihr auf eure Autos gesprüht habt. Ich dachte eigentlich, dein ›Losermobil‹ würde am Ende gewinnen.“
»Ich auch. Ich -«
Megan sieht mich an und schneidet Richard das Wort ab: »Jared - hör auf, über Autos zu reden. Was sollen wir jetzt tun?« fragt sie. »Wie können wir uns ändern? Als du hergekommen bist, hast du gesagt, du würdest uns Dinge beibringen, mit Hilfe derer wir uns ändern könnten. Also leg los.« Meine Freunde werden ruhig - Stille. »Okay, Leute, ich glaube, ihr wollt von mir hören, daß die Welt ein Ort ethischer Grundsätze ist. Das stimmt. Aber ihr tut gut daran, über eure Seelen nachzudenken - den besseren Teil von euch: Sie versuchen verzweifelt, aus euren Körpern zu schlüpfen und euch weit hinter sich zu lassen. Bald werdet ihr ein anderes Leben führen müssen, eins, das sich von dem bisherigen unterscheidet. Ihr werdet schon merken, wann es soweit ist. Noch könnt ihr die Welt zurückbekommen.« Alle bestürmen mich mit Fragen: »Aber du hast uns nicht gesagt, wie wir -“
»Was sollen wir machen, um -“
»Was passiert als nächstes?“
»Wann werden wir -?“
»Immer mit der Ruhe. Vorhin hat Wendy gefragt, was ihr denn das letzte Jahr über hättet tun sollen. Die Antwort ist, ihr hättet euch die ganze Zeit über vierundzwanzig Stunden am Tag streiten müssen - und eine Million Fragen danach stellen, weshalb die Welt so geworden ist. Wenn ihr das getan hättet, wärt ihr wieder in die Welt, wie sie früher war, zurückgeschickt worden, und ihr wärt jetzt klüger und weiser. Aber das habt ihr nicht getan - statt dessen habt ihr euch die Zeit mit Brandstiftung, Plünderungen, Cocktails, Videos und Autocrashs vertrieben. Und deshalb tritt jetzt Plan B in Kraft.«
Der Grill zischt. »Ich komme zurück, wenn die Blitze aufhören. Wir treffen uns in sieben Tagen auf dem Cleveland Dam - bei Sonnenuntergang.“
»Was für Blitze?« fragt Hamilton.
Blitze zucken, der Himmel steht plötzlich in Flammen. » Diese Blitze, du Schwachkopf.«
33
Deine Botschaft hier
Als ich noch auf der Erde und am Leben war, ist mir immer aufgefallen, daß die Ereignisse am Nachthimmel die Eigenschaft haben, menschliche Stimmungen massiv zu beeinflussen. Eines Herbstabends in den 70ern war ich bei einem Football-Match der BC Lions. Gleich nach Sonnenuntergang pumpte sich ein bernsteinfarbener, geäderter Vollmond direkt über den billigen Rängen im Osten nach oben und schwebte scheinbar über dem Rand des Stadions. In diesem Moment sagte der Ansager: »Meine Damen und Herren bitte einen dicken Applaus für ... den Mond!«, und alle flippten aus, und für den Rest des Spiels herrschte eine Stimmung wie beim Super Bowl.
Etwa zur gleichen Zeit nahm ich an einem Fußballturnier teil und mußte mit dem Team mit der Nachtmaschine nach Manitoba fliegen. Irgendwo über Saskatchewan schaute ich aus dem Fenster und sah im Norden die Aurora Borealis rhythmisch emporsprudeln - ich hatte das Gefühl, ich sähe Gott an einer roten Ampel einen Song im Autoradio mitsingen. Klare Sache - wir gewannen das Turnier. Und dann, eines Nachts, kurz bevor ich Leukämie bekam, hing eine schmale Mondsichel hoch am Südhimmel über Vancouver, der Planet Venus, weiß und heiß, war auch zu sehen, und ich beobachtete, wie die zwei Himmelskörper sich immer dichter aufeinander zu bewegten, bis die Venus schließlich auf den unbeleuchteten Teil des Mondrandes stieß. Kurz bevor sie verschwand, sah es aus, als schiene direkt auf der Mondoberfläche ein Licht. Und kurz danach bekam ich, wie gesagt, Leukämie. Da kann man mal sehen. Ich erwähne diese Ereignisse am Himmel, um den immensen Einfluß von Blitz und Donner auf die Seele zu veranschaulichen. Meine Freunde müssen jetzt bereits seit sechs Tagen unaufhörliche Gewitter ertragen, und
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